Jackie Chamoun ist an den Olympischen Spielen in Sotschi für den Libanon am Start. Doch dieser Tage fällt es der Slalom-Spezialistin schwer, sich auf die bevorstehenden Wettkämpfe zu konzentrieren: In ihrer Heimat kursiert seit Anfang Woche ein Video, in dem sich die 22-Jährige äusserst freizügig ablichten lässt.
Entstanden sind die Aufnahmen im Rahmen des Ski Instructor Calender des mexikanisch-liechtensteinischen Ski-Exoten und Fotografen Hubertus von Hohenlohe. Für die Ausgabe 2013 hatte sich Chamoun in einem libanesischen Skigebiet oben ohne in Pose geworfen.
In dem Making-of-Video fragt Hohenlohe Chamoun, ob es einfacher sei, skizufahren oder zu modeln: «Skifahren ist leichter, denn ich bin es nicht gewohnt, ohne Kleidung zu posieren.» Ausserdem verrät sie, dass sie in der Schweiz trainiert sowie Sport- und Eventmanagement studiert. Gemäss ihrem Linkedin-Account handelt es sich um das Westschweizer Glion Institute of Higher Education.
So weit so lustig. Daheim im Libanon finden aber nicht alle Gefallen an den Kurven ihrer Landsfrau. Der TV-Sender Al-Jadeed, der das Video ausgegraben hat, bezeichnet die Aufnahmen als «Skandal». Der libanesische Sportminister hat das IOC um eine Untersuchung gebeten, um den «Ruf des Libanons zu schützen». Der Leiter der libanesischen Olympia-Delegation hat Chamoun laut AFP sogar einen Maulkorb verpasst.
Chamoun hatte wohl eine Vorahnung, dass die Bilder sie einholen könnten. «Wenn man mich googelt, findet man diese Bilder von mir, die vielleicht nicht den besten Eindruck von mir vermitteln», sagte sie Ende Januar gegenüber NBCOlympics.com. Aber das sei ihr egal, sie bereue nichts.
Inzwischen klingt das anders: Auf ihrer Facebookseite bittet Chamoun ihre Fans und Landsleute um Verständnis: Die Aufnahmen seien vor drei Jahren entstanden und das Making-of-Video hätte nicht veröffentlicht werden dürfen. «Ich entschuldige mich bei euch allen, ich weiss, dass der Libanon ein konservatives Land ist und diese Bilder nicht unserer Kultur entsprechen», schreibt sie.
Ihre Facebook-Fans scheinen ihr die Geschichte nicht nachzutragen. Im Gegenteil: Die überwiegende Mehrheit der über 2000 Kommentare ist positiv: «Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du hast nichts Falsches gemacht», lautet einer.
Im libanesischen Skiort Faraya, eine Autostunde nördlich von Beirut, hatte der Fototermin damals offenbar kein Aufesehen erregt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was dort sonst alles veranstaltet wird.