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Musste CS-Chef Thiam wegen der Hautfarbe gehen?

«Ein Schwarzer war unerträglich»: Musste CS-Chef Thiam wegen der Hautfarbe gehen?

Ein Bericht der «New York Times» stellt der Grossbank und der Schweiz ein schlechtes Zeugnis aus. Die Rede ist von Rassismus und Intoleranz - im Tram genauso wie an der Geburtstagsfeier des CS-Präsidenten.
05.10.2020, 10:2706.10.2020, 07:05
Stefan Ehrbar / ch media
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ARCHIVBILD ZUR BEKANNTGABE DES SALAERS 2016 VON CREDIT SUISSE CEO TIDJANE THIAM, AM FREITAG, 24. MAERZ 2017 - Tidjane Thiam, CEO du Credit Suisse Group, parle lors de la douzieme edition du Forum des  ...
Tidjane Thiam leitete die Credit Suisse von 2015 bis 2020.Bild: KEYSTONE

Der frühere CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam (58), stolperte über die Beschattungsaffäre bei der Grossbank: Dieses Narrativ kommt ins Wanken. Ein Artikel der «New York Times» rückt die Zeit des Ivorers bei der Grossbank in ein anderes Licht. Rassismus und seine schwarze Hautfarbe haben demnach eine weit grössere Rolle gespielt. «Andere Bankchefs haben weit grössere Skandale überstanden», schreibt das Blatt. «Es ist eine offene Frage, ob ein CEO mit einem anderen Hintergrund den Skandal überlebt hätte.»

Seit Beginn seiner Amtszeit habe Thiam rassistische und abwertende Erfahrungen in der Schweiz gemacht. An der Geburtstagsfeier des Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner letztes Jahr sei Thiam der einzige anwesende Schwarze gewesen - bis ein als Hauswart verkleideter Schwarzer auf der Bühne zu tanzen begonnen habe, während er den Boden kehrte. Thiam und weitere Anwesende, darunter der Chef der britischen Pharmafirma GSK, hätten den Saal daraufhin verlassen. Als sie zurückgekommen seien, hätten Freunde von Rohner auf der Bühne eine Musicalnummer zum Besten gegeben, für die sie sich Afro-Perücken aufgesetzt hätten.

«Die ersten, deren Tickets kontrolliert wurden»

An der Generalversammlung im Jahr 2016 habe ein Aktionär zu Thiam gesagt, die Bank heisse «Suisse - Credit Suisse». Er habe wissen wollen, ob Thiam wegen seiner Herkunft Interessenskonflikte habe. Seine Herkunft sei an der Versammlung als «dritte Welt» verunglimpft worden.

Im «überwiegend weissen Zürich» sei Thiam aufgefallen. In der Bahnhofstrasse sei er immer wieder von Passanten angesprochen worden, was ihn Energie kostet habe. Er habe aufgehört, mit seinem Porsche Cayenne zur Arbeit zu fahren, weil er Schlagzeilen fürchtete, sollte auch nur ein kleiner Disput mit einem anderen Verkehrsteilnehmer entstehen. Seine Söhne seien im Tram oft die einzigen Schwarzen gewesen - «und die ersten, deren Tickets kontrolliert wurden». Die Zeitung schreibt: «Schon wenn sie im Ausgang vor einem Club auftauchten, wurde getratscht».

«Hoffentlich schickt er Geld nach Hause»

Thiam selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht. So sei er von Mitarbeitern des Zolls aufgehalten worden, als er von Zürich nach Genf geflogen sei - obwohl es sich um eine Reise innerhalb der Schweiz gehandelt habe. Auch die hiesigen Medien spielten laut der «New York Times» eine unrühmliche Rolle: In einem Leserkommentar eines «speziell kritischen Finanzblogs» sei geschrieben worden, hoffentlich schicke Thiam sein Geld nach Hause: «Dann können wir das als Entwicklungshilfe deklarieren». Andere Medien hätten ihn als «zu wenig schweizerisch» und «ungeliebt» bezeichnet.

Obwohl die Bank unter der Führung von Thiam profitabler geworden sei und die Vermögensverwaltung in gewissen Bereichen gar den ewigen Konkurrenten UBS überholt habe, soll Thiam Mitarbeitern anvertraut haben, dass er sich von anderen Mitgliedern der Geschäftsleitung nicht geschätzt fühle.

«Ein Schwarzer war unerträglich»

«Ob es Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder eine andere Form von Intoleranz ist, Thiam wurde in der Schweiz immer als jemand angesehen, der nicht hierher gehört», schreibt die «New York Times». Die Zeitung weist im Artikel auch daraufhin, dass Thiams Lifestyle, zu dem Flüge in der First Class und Aufenthalte in Presidential Suites in Hotels gehörten, nicht gut angekommen sei, zumal in jener Zeit viele Stellen abgebaut wurden. «Ein solcher Anti-Elitarismus ist etwas schwieriger zu analysieren», schreibt die Zeitung. Die Schweizer hätten eine unterschwellige Abneigung gegen jene, die ihr Vermögen zur Schau stellten.

Thiams Schwester Yamousso sagt der Zeitung, es würde sie interessieren, ob die Schweizer «jetzt endlich die Ehrlichkeit haben, zuzugeben, dass ein Schwarzer an der Spitze einer ihrer prestigeträchtigsten Institutionen unerträglich war».

CS nimmt keine Stellung

Thiam trat zurück, nachdem bekannt geworden war, dass seine Nummer zwei Iqbal Khan, der von der Credit Suisse zur UBS wechseln wollte, von der CS beschattet wurde. Dabei kam es zu einem Handgemenge in der Zürcher Innenstadt, als Khan seinen Überwacher zur Rede stellte. Später wurden weitere Vorwürfe laut. Es sollen weitere Angestellte der Credit Suisse im Auftrag von deren Sicherheitsdienst überwacht worden sein. Die Finma hat eine Untersuchung eingeleitet.

Urs Rohner und die Credit Suisse nahmen auf Anfrage der «New York Times» keine Stellung zu den Vorwürfen.

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Die CS-Chefs
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Die CS-Chefs
Am Anfang war der Eisenbahn- und Gotthard-Pionier: Am 16. Juli 1856 nimmt die von Alfred Escher gegründete Schweizerische Kreditanstalt (SKA), Vorgängerin der heutigen Credit Suisse, ihre Geschäftstätigkeit auf. Der Politiker und Wirtschaftsführer leitete die SKA als erster Verwaltungsratspräsident von 1856-1877 und von 1880-1882.
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
05.10.2020 10:46registriert Juli 2015
«Andere Bankchefs haben weit grössere Skandale überstanden»- die Gesellschaft ist halt immer weniger bereit, die Eskapaden der Geschäftsleitungen hin zu nehmen. Früher wurde ein Fehlverhalten noch eher akzeptiert. "Die Schweizer hätten eine unterschwellige Abneigung gegen jene, die ihr Vermögen zur Schau stellten." das ist ganz sicher so. Protzen gilt hier schlicht als schlechter Geschmack. In der Schweiz hat man Geld, aber Bescheidenheit ist hoch angesehen. Das ist einfach eine Schweizer Eigenschaft und ich kann ehrlich gesagt nichts negatives daran erkennen.
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N. Y. P.
05.10.2020 10:44registriert August 2018
Die «New York Times» weist im Artikel auch daraufhin, dass Thiams Lifestyle, zu dem Flüge in der First Class und Aufenthalte in Presidential Suites in Hotels gehörten, nicht gut angekommen sei, zumal in jener Zeit viele Stellen abgebaut wurden.

Ich denke, dass der Hund eher hier begraben ist. Maximal abgehoben. Hockt in seinem Bunker an der Goldküste. Sein Arbeitsweg war vom Bunker zur Bank. Am Abend von der Bank zum Bunker. Ansonsten wurde er nie gesehen.
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Ohniznachtisbett
05.10.2020 17:33registriert August 2016
Wer einen Laden wie die CS übernimmt, nie wirklich ein paar Wörter Deutsch spricht (u.a. darum war auch Dougan immer nur geduldet), das Gefühl hat, er muss mit der CH-Presse nicht sprechen, die Financial Times reicht schon, Leute rauswirft und 1st Class fliegt und Heli fliegt, sich mit den Nachbarn (und Arbeitskollegen) einen mehr als peinlichen Streit liefert und diesen Kollegen dann noch beschatten lässt, danach keine Verantwortung übernimmt. Der muss sich nicht wundern, dass man ihn nicht mag. Rassismus wäre, wenn er all dies nicht gemacht hätte und trotzdem abgesägt worden wäre.
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