Spätestens in vier Tagen wäre Mirco Müllers Vertrag bei den New Jersey Devils verlängert worden. Doch der Winterthurer zog es vor, bereits vor der für den 28. Juli angelegten Verhandlung am Schiedsgericht einen neuen Kontrakt zu unterschreiben.
Schiedsgericht? Ja. Wenn sich sich ein Restricted Free Agent und ein Team nicht einig sind über die Lohnvorstellung, entscheidet als letzte Instanz ein unabhängiger «Arbitrator» über das Gehalt, das der Spieler künftig erhält. Dabei gehen Spieler und General Manager mit ihren (meist völlig über- oder untertriebenen) Gehaltsvorstellungen zum Richter und der versucht dann, einen Mittelweg zu finden. In der offiziellen NHL-Sprache nennt sich das «Salary Arbitration». Es gibt relativ komplizierte Regeln mit vielen Ausnahmen, ab wann ein Spieler das Recht auf diese Lösung hat. Aber grundsätzlich gilt: Nach vier NHL-Jahren darf man sein Team vor den «Arbitrator» ziehen.
Spieler und General Manager (GM) verzichten aber wenn möglich auf diese Option. Denn um die eigenen Vorstellungen durchzubringen, darf man an der gegnerischen Partei kein gutes Haar lassen.
Dazu gibt es einige Geschichten. 2003 bezeichneten die Phoenix Coyotes ihren Flügel Mike Johnson vor dem Schiedsgericht als «schlechtesten Stürmer in der NHL». Er erhielt dennoch einen Vertrag über 2,3 Millionen pro Saison. 1997 soll Mike Millbury, damals GM bei den New York Islanders, seinen Goalie Tommy Salo zum Weinen gebracht haben. Dennoch erhielt Salo danach mehr als doppelt so viel Lohn.
Verständlich also, dass Müller und Devils-GM Ray Shero die Einigung bereits vorher suchten. Der Verteidiger erhielt einen Einjahresvertrag und eine Lohnerhöhung von 550'000 Franken und verdient nächste Saison damit 1,4 Millionen Dollar. Um auch mal einen langfristigen Vertrag zu erhalten, muss der Winterthurer noch beweisen, dass er sich als NHL-Stammverteidiger durchsetzen kann.
Mit Müllers Unterschrift sind damit noch drei Schweizer NHL-Spieler ohne Vertrag: Luca Sbisa, Denis Malgin und Kevin Fiala. Zu Sbisa gibt es keine Gerüchte. Alles deutet daraufhin, dass seine NHL-Karriere tatsächlich zu Ende geht.
Denis Malgin weilt immer noch in Europa. Er ist der einzig verbliebene Free Agent, der bei den Florida Panthers noch nicht unterschrieben hat. Laut Journalisten aus Florida ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis der Stürmer seinen Vertrag verlängert. Er dürfte wohl rund eine Million Dollar jährlich erhalten (die Panthers haben noch 2,4 Millionen Cap Space zur Verfügung).
Panthers also announce one-year, two-way deal with Ian McCoshen. That leaves Denis Malgin as only RFA yet to accept his qualifying offer, but sources indicate that could happen soon as Malgin has been traveling abroad recently. #FlaPanthers
— David Dwork (@DavidDwork) July 22, 2019
Etwas teurer wird Kevin Fiala für sein Team. Der Ostschweizer ist einer von zwei verbliebenen Free Agents, welche die Minnesota Wild noch haben. Doch der Ex-Predator ist auch für den eigenen General Manager schwierig einzuschätzen. Man sagt ihm für nächste Saison den Durchbruch voraus. Doch das hiess es bereits in den letzten Jahren und da blieb der Flügel den Nachweis schuldig.
Wild-GM Paul Fenton hat laut Michael Russo von «The Athletic» zwei Möglichkeiten: «Er vertraut darauf, dass Fiala den Durchbruch tatsächlich schafft und gibt ihm einen langfristigen Vertrag. Oder er stattet ihn mit einem Vertrag über zwei oder drei Jahre aus und bietet ihm die Möglichkeit, sich zu beweisen.»
Beides bietet natürlich Vorteile, aber auch gewisse Risiken: Bei einem langfristigen Vertrag besteht die Chance, dass man in den ersten Jahren zu viel bezahlt. Dafür könnte Fiala auf lange Zeit das Geld Wert sein. Denkt man kurzfristig, ist ein tieferer, kürzerer Vertrag eine gute Lösung. Dafür könnte es dann bei der nächsten Vertragsverlängerung dann umso teurer werden.
Mit mehr als neun verfügbaren Millionen hätten die Wild definitiv noch Platz unter dem Cap für einen langfristigen Vertrag. Dennoch scheint derzeit eine kürzere, günstigere Lösung wahrscheinlicher. Das Analytics-Portal «Evolving Hockey» rechnet mit einem Vertrag über zwei Jahre für 3,1 Millionen pro Saison.