Hockeyclubs sind Unternehmen der Unterhaltungsindustrie mit einem hohen gesellschaftlichen Wert: sie leisten mit ihrer Jugendarbeit einen sozialen Dienst, der gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Die Virus-Krise hat auch diese Clubs – wir können sie auch Hockey-Firmen nennen – hart getroffen. Deshalb bekommen sie staatliche Hilfe.
Die Zuschüsse aus öffentlichen Kassen oder durch Bürgschaften des Staates abgesicherte Kredit-Hilfen lassen sich stark vereinfacht in drei Phasen zusammenfassen.
In einer ersten Phase können die Hockeyfirmen die gleiche Hilfe beantragen wie jedes andere Unternehmen auch: Kurzarbeitslosen-Entschädigung und durch Bundesbürgschaft abgesicherte Sofortkredite von ihrer Hausbank. In der ersten Phase der Krise sind die Hockey-Firmen noch nicht so stark betroffen. Die Saison ist fast zu Ende gespielt (nur die zwei letzten Qualifikationspartien sind «Geisterspiele»).
Die Playoffs fallen zwar in der höchsten Liga ganz und in der Swiss League fast ganz aus (eine Runde wird ausgetragen). Aber Playoffs werden im Eishockey in der Regel nicht budgetiert. Will heissen: die Betriebsrechnung muss ohne die Einnahmen aus den Playoffs aufgehen. Diese Einnahmen werden sowieso sehr oft von den Prämien für die Spieler und Trainer wieder «aufgefressen.» In dieser Phase ist privat finanziertes ausländisches Personal sowieso kein Thema.
Im Sommer ruht der Spielbetrieb. Nun erzielen die Hockey-Firmen ihre Einnahmen durch den Verkauf der Saisonabis. In dieser zweiten Phase wird es schwieriger. Weil niemand weiss, ob es im Herbst mit Publikum weitergehen kann oder nicht. Stehen im Herbst wieder «Geisterspiele» an, geraten die Hockey-Firmen in enge monetäre Hosen.
In dieser zweiten Phase kommen nun spezielle staatliche Kredite für Profi-Sportklubs ins Spiel. Wie der Teufel gegen das Bad im geweihten Wasser, so sträubt sich Matthias Remund, der Direktor des Bundesamtes für Sport, gegen ungesicherte Kredite und verknüpft sie mit Bürgschaften. Wohlweislich. Denn allen ist klar: Kredite können von Firmen einer Branche, die selbst in Boom-Zeiten rote oder nur ganz knapp schwarze Zahlen schreibt, nicht zurückbezahlt werden. Nur zwei Klubs (Ambri und Lausanne) beantragen solche Kredite, nur einer (Lausanne) bekommt 2,2 Millionen ausbezahlt. Hier gilt: Privat finanzierte Ausländer sind für ein Unternehmen, das von staatlichen Krediten lebt, tabu. Ich kann nicht beim Staat die hohle Hand machen und private Zuwendungen nicht der Klubkasse zuführen. Und die Steuerzahlerin und der Steuerzahler sind nicht unbedingt erfreut, wenn mit seinem Geld Kredite gewährt werden, damit transferiert werden kann. Und es geht auch nicht, dass Spieler engagiert und gleichzeitig Rechnungen nicht bezahlt werden.
Im Herbst hat die dritte Phase begonnen. Erst kann die Kapazität der Stadien nur beschränkt genutzt werden (zwei Drittel der Sitzplätze) und kurz darauf sind nur noch «Geisterspiele» möglich. Nun wird ein Hilfsprogramm erarbeitet, das die Ausfälle durch die auferlegten Beschränkungen wenigstens teilweise und für alle nach den gleichen Vorgaben ausgleichen soll. Hier geht es nicht mehr um Kredite. Hier kompensiert der Staat den Schaden, der den Hockey-Firmen durch gesetzliche Verordnungen erwächst. Die Beiträge aus der Steuerkasse basieren auf den tatsächlichen Zahlen (grundsätzlich der Zuschauerzahlen) der vergangenen Jahre.
In dieser dritten Phase ist die private Finanzierung eines (oder mehrerer Ausländer) nicht mehr «unsittlich». Warum? Das Geld, das die Klubs aus der Staatskasse bekommen, ist kein Kredit. Sondern eine Ausfallentschädigung. Alle werden nach gleichen Massstäben berücksichtigt. Damit der Betrieb weitergehen kann.
In einer Hockey-Firma dreht sich alles um die Konkurrenzfähigkeit der ersten Mannschaft. Sie ist der eigentliche Geschäftszweck. Sie gibt dem Unternehmen Dynamik, liefert Energie und strahlt auf alle Abteilungen, auch auf die Nachwuchsorganisation aus. Auch dann, wenn es vorübergehend keinen Abstieg gibt.
Wer diese Konkurrenzfähigkeit nicht mehr beachtet und die Sportabteilung verlottern lässt (beispielsweise durch den Verzicht auf ausländisches Personal oder durch Billiglösungen auf Schlüsselpositionen wie Trainer, Assistenten oder Sportchef) setzt mutwillig die Existenz seines Unternehmens aufs Spiel. Das Leben geht ja nach der Krise weiter. Wer seine Anhängerinnen und Anhänger, seine Sponsoren und Geschäftspartner weiterhin an Bord haben, wer für gute Spieler und Trainer eine erste Adresse bleiben will, muss die sportliche Attraktivität bewahren.
Wenn nun eine dem Klub nahestehende Person dabei hilft, in Zeiten der Krise die sportliche Konkurrenzfähigkeit zu erhalten, indem die Kosten für zusätzliches ausländisches Personal übernommen werden, so ist diese Hilfe zu begrüssen. Sie ist im Interesse des Klubs und der gesamten Liga. Erst recht, wenn durch diese Hilfe überhaupt erst ermöglicht wird, dass das Kontingent (vier Ausländer pro Spiel) ausgeschöpft werden kann.
Wenn – um ein konkretes Beispiel zu nennen – Langnaus Präsident Peter Jakob die Kosten für das Engagement des schwedischen Stürmers Marcus Nilsson übernimmt, wenn einer seiner Verwaltungsratskollegen sich bereit erklärt, auch Harri Pesonen im Falle eines Falles zu finanzieren, dann sind diese Investitionen zum Wohle des Hockeys zu begrüssen.
Der Einwand, die Herren könnten ja einfach auch in die Klubkasse einzahlen, ohne dass dann etwas passiert, ist reichlich naiv: In einer freien Gesellschaft darf eine freie Frau und ein freier Mann sein Geld dort investieren, wo sie oder er will. Wenn diese Hilfe nicht mit den Interessen der öffentlichen Hand übers Kreuz liegt, gibt es keine Einwände. Und da ist noch etwas: Peter Jakob steht mit seinem, für Emmentaler durchaus typischen Sinn für Redlichkeit und Transparenz offen dazu, dass er hilft. Wer sagt, dass auch an anderen Orten privat, aber diskret so oder ähnlich geholfen wird, ist kein Schuft.
Es gibt natürlich auch Gründe, eine solche Hilfe abzulehnen. Beispielsweise die Furcht, dass jemand, der bei der Finanzierung eines ausländischen Spielers dann auch ein wenig mitreden will. Wer die Mannschaft durch persönliche Zuwendungen besser machen will, wird es kaum goutieren, dass der General Manager die Sportabteilung einfach verlottern lässt. Und der General Manager, der das zulässt und einen Sinn für Machtpolitik hat, wird es klugerweise rundum ablehnen, solche Hilfe zu beanspruchen.
Aber dann jammern genau Klubs wie Langnau, dass man die National League unbedingt schliessen muss, damit man keine Trainer mehr entlassen und zusätzliche Ausländer verpflichten muss.
Wenn sie nicht mal in der aktuellen Ausnahmesituation darauf verzichten können, wie soll es dann im Normalzustand klappen?
Jetzt wäre doch einfach der ideale Zeitpunkt, mit dem zu spielen, was man hat. Die jungen Spieler, die mehr Eiszeit bekommen, werden es danken und profitieren.