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Vorwahlen in New Hampshire: Räumt Bernie Sanders ab?

Räumt Bernie Sanders die zweiten Vorwahlen ab? Die Zeichen stehen gut

Wollen die Demokraten einen bekennenden Sozialisten wie Senator Sanders gegen Präsident Trump antreten lassen? Die heutige Wahl in New Hampshire dürfte die Stossrichtung der Partei deutlich machen. Für eine Überraschung könnte erneut Ex-Bürgermeister Buttigieg sorgen.
11.02.2020, 09:4011.02.2020, 10:03
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Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten geht der linke Senator Bernie Sanders Umfragen zufolge am Dienstag als Favorit in die zweite Vorwahl. Dicht auf den Fersen dürfte ihm im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire der gemässigte frühere Bürgermeister Pete Buttigieg folgen. Er war in der vergangenen Woche nach der ersten Abstimmung in Iowa überraschend knapp in Führung gegangen. Auch die Plätze drei und vier werden hart umkämpft sein, denn Kandidaten, die schlechter abschneiden, könnte der nötige Schwung ausgehen, weiter im Rennen zu bleiben.

Democratic presidential candidate Sen. Bernie Sanders, I-Vt., accompanied by his wife Jane Sanders, left, and Rep. Alexandria Ocasio-Cortez, D-N.Y., second from right, takes the stage at campaign stop ...
Auf Erfolgskurs: Bernie Sanders, hier mit Alexandria Ocasio-Cortez.Bild: AP

Der moderate Ex-Vizepräsident Joe Biden, der in landesweiten Umfragen lange als Favorit galt, hat seine Anhänger bereits vor einem schlechten Abschneiden gewarnt. In Iowa war er nur auf einen enttäuschenden vierten Platz gekommen.

Die linke Senatorin Elizabeth Warren und ihre gemässigten Amtskollegin Amy Klobuchar haben Umfragen zufolge ebenfalls Chancen auf die Plätze drei und vier.

Allerdings war gleich die erste Vorwahl in Iowa von einer technischen Panne bei der Übermittlung von Ergebnissen überschattet worden. Nach letztem Stand setzte sich Buttigieg mit dem hauchdünnen Vorsprung von zwei Delegierten gegen Sanders durch. Weil die Ergebnisse einiger Wahlbezirke aber überprüft werden sollten, stand ein endgültiges Ergebnis noch aus.

Der Zeitplan
Die ersten Wahllokale in New Hampshire sollen um 6.00 Uhr (Ortszeit/12.00 Uhr MEZ) öffnen, die letzten um 20.00 Uhr (Ortszeit/2.00 Uhr MEZ Mittwoch) schliessen. Im Anschluss wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.

Bei den Republikanern wiederum gelten die Vorwahlen als Formsache: Präsident Donald Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz.

Heftige Crashes im Vorfeld

Die Favoriten in New Hampshire sind einander zuletzt heftig angegangen: Der bekennende «demokratische Sozialist» Sanders (78) kritisiert, dass Buttigiegs Kampagne Spenden von Milliardären erhält. Der 38-jährige Ex-Bürgermeister wiederum wirft Sanders vor, unrealistische Programme vorzuschlagen, die nicht finanzierbar seien. Buttigieg stellt sich als am besten geeignet dar, Wähler der Mitte zu gewinnen, um Trump zu besiegen. Ex-Vizepräsident Biden (77) wiederum, der Buttigieg die gemässigten Wähler streitig machen will, kritisiert den früheren Rathauschef aus der Stadt South Bend als unerfahren.

Democratic presidential candidate former Vice President Joe Biden arrives at a campaign stop at Cilford Community Curch, Monday, Feb. 10, 2020, in Gilford, N.H. (AP Photo/Andrew Harnik)
Joe Biden
Unter Druck: Joe Biden.Bild: AP

Sanders kann einem Durchschnitt von Umfragen zufolge auf fast 29 Prozent der Stimmen hoffen, Buttigieg auf 21 Prozent. Dieser könnte seinen Stimmanteil aber verbessern durch sein gutes Abschneiden in Iowa, das von den Umfragen nur begrenzt berücksichtigt ist. Biden, Warren und Klobuchar können demnach nur auf etwa 11 Prozent hoffen.

Vor allem symbolische Wirkung

Bei den Vorwahlen in New Hampshire werden nur 24 Delegiertenstimmen vergeben. Um sich die Präsidentschaftskandidatur der Partei zu sichern, muss ein Bewerber fast 2000 Stimmen gewinnen. Die Bedeutung der Abstimmung liegt daher vor allem in ihrer Signalwirkung zu Beginn des langen Vorwahlkampfs: Ein gutes Abschneiden kann Kandidaten wichtigen Rückenwind geben, eine Niederlage kann dazu führen, dass die Parteispenden zurückgehen und Bewerber aufgeben müssen. Die erste grosse Entscheidung, bei der es um Hunderte Delegiertenstimmen gehen wird, steht am 3. März an. Am sogenannten «Super Tuesday» wird in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten abgestimmt werden.

Die Vorwahlen ziehen sich dann noch bis Juni hin. Anschliessend küren beide Parteien ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell. Die Präsidentenwahl ist für den 3. November angesetzt.

In einer landesweiten Umfrage der Universität Quinnipiac vom Montag lag Sanders mit 25 Prozent Zustimmung in Führung gefolgt von Biden (17 Prozent). Der frühere New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg, der in Iowa und New Hampshire gar nicht antrat, setzte seinen Vormarsch weiter fort und kam mit 15 Prozent auf den dritten Platz. Bloomberg konzentriert sich auf eine Kandidatur in den grösseren Bundesstaaten, die bedeutend mehr Delegiertenstimmen vergeben. (sda/dpa)

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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
Bernie Sanders, Senator aus Vermont, Jahrgang 1941. Sanders ist zwar ein unabhängiger Senator, aber Mitglied der demokratischen Fraktion.
quelle: epa/epa / tannen maury
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Pete Butterteig, Buttiger, Boot-Edge-Edge oder wie?
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wendy Testaburger
11.02.2020 09:54registriert November 2018
Bernie Sanders❤
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irgendwie so:
11.02.2020 11:03registriert Oktober 2016
Sollte Sanders die Vorwahlen tatsächlich gewinnen braucht er 'The Hell of a Vice-President'. der in der Mitte abräumen kann, sonst bleibt wohl Trump.

Spannend ist, dass scheinbar jetzt auch bei den Dems das Establishment die Macht verliert und man fragt sich im Nachhinein , was wohl hätte geschehen können, hätte damals der unabhängige Berni die Vorwahl der Dems gewonnen, und nicht die etablierte Hillary...
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Der Buchstabe I (Zusammenhang wie Duschvorhang)
11.02.2020 10:24registriert Januar 2020
Die Demokraten können ihn nicht wieder wegignorieren. Gleichzeitig können sies sich dasseöbe Debakel wie mit Clinton micht nochmals leisten. Vielleicht kommen sie ja zur Vernunft und unterstützen ihn irgendwann auch offiziell. Wäre wünschenswert. Sind wir ehrlich, nach Trump wäre Sanders das beste, was diesem Land passieren könnte.
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