Papst Franziskus ist mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kirill zu einem Treffen in Kubas Hauptstadt Havanna zusammengekommen. Das Treffen der beiden Kirchenführer ist das erste auf dieser Ebene seit der Kirchenspaltung vor fast 1000 Jahren.
Beide Kirchenoberhäupter begrüssten sich und tauschten erste Worte vor den Kameras in einem Protokollsaal des Flughafens in Havanna aus. Danach wollten sich Franziskus und Kirill für ein etwa zweistündiges privates Gespräch zurückziehen. Sie wollen unter anderem über die Christenverfolgung in den Krisenherden in Nahost, Afrika und Asien beraten. An der Begrüssung der Kirchenoberhäupter nahm auch Kubas Präsident Raúl Castro teil.
Franziskus landete im Karibikstaat auf dem Weg zu einem mehrtägigen Besuch nach Mexiko. Kirill traf bereits am Vortag in Havanna ein. Es handle sich um eine intensive Reise, «die mein Bruder Kirill, ich und die Mexikaner uns aber sehr gewünscht haben», sagte der Argentinier laut dem Vatikan während des Fluges.
Mit der Begegnung in Havanna vom Freitag wollen die beiden Kirchenführer ein ökumenisches Zeichen setzen. Im Anschluss an das Treffen soll eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht werden. Seit rund 20 Jahren gab es Pläne für ein solches Treffen, das nun durch einen Aufenthalt beider Kirchenoberhäupter in der Region möglich wird.
An der Vermittlung des Treffens war auch der Schweizer Kardinal Kurt Koch beteiligt. Das Treffen habe einer langen Vorbereitung bedurft, sagte Koch am Freitagmorgen in der Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF. Das Ziel des Dialoges sei es, die Einheit der Christen wiederzufinden, die im Laufe der Geschichte verloren gegangen sei. «Die Begegnung ist ein Anfang und noch lange nicht das Ziel», sagte Koch.
Politische Stolpersteine
Kirill gilt als Kritiker liberaler Werte und Verfechter eines Traditionalismus mit einem guten Draht zu Präsident Wladimir Putin. Theologisch trennt die beiden Konfessionen nur wenig. Allerdings gibt es viele politische Stolpersteine, gerade im Zuge der Krim-Annektion und des Ukraine-Konflikts.
«Es treffen sich nicht zwei Politiker sondern Führer von zwei verschiedenen Kirchen», stellte Kardinal Koch klar. Das Treffen sei ein religiöses Ereignis. Fragen wie etwa die Anerkennung der Menschenrechte spielten aber durchaus eine Rolle.
Katholiken und Orthodoxe gehen seit der Kirchenspaltung (Schisma) aus dem Jahr 1054 getrennte Wege. Die «orthodoxe Welt» ist in 14 Kirchen zersplittert. Die Grösste ist der russisch-orthodoxe Zweig mit rund 150 Millionen Gläubigen.
Der katholische Kirche gehören rund eine Milliarde Menschen an. In den vergangenen Jahrzehnten trafen Franziskus und seine Vorgänger zwar andere orthodoxe Patriarchen, aber bisher nicht den russischen. (sda/dpa)