.@POTUS: "North Korea best not make any more threats to the U.S. They will be met with fire and fury like the world has never seen." pic.twitter.com/nUjWck9aGk
— Fox News (@FoxNews) 8. August 2017
Verbal ist die Situation zwischen den USA und Nordkorea bereits eskaliert. In den letzten 48 Stunden haben sowohl Pjöngjang als auch Washington Drohungen ausgesprochen, die in ihrer Schärfe kaum mehr übertroffen werden können.
Auf Donald Trumps «Zorn-und-Wut»-Ansage reagierte Kim Jong-Un mit einem Angriffsplan auf die US-Insel Guam im Pazifik. Die Situation ist angespannt. Vor allem, weil im Weissen Haus ein Akteur sitzt, der so unberechenbar ist wie kein anderer Präsident der jüngeren US-Geschichte.
Stehen wir unmittelbar vor einem Krieg oder ist alles halb so wild? Darüber haben wir mit dem ehemaligen «10-vor-10»-Moderator und Nordkorea-Kenner Walter Eggenberger gesprochen – und folgende drei Szenarien diskutiert.
Nach der verbalen, kommt es zur militärischen Eskalation: Vor diesem Szenario muss momentan nicht nur die Bevölkerung in Guam und Pjöngjang Angst haben, sondern die ganze Welt. China, Japan und Südkorea sind ebenfalls direkt in den Konflikt involviert. Gerade die Interessen Pekings verlaufen ziemlich diametral zu jenen Washingtons. Eine Kettenreaktion ist bei diesem Szenario sehr realistisch.
Doch wie wahrscheinlich ist es, dass Trump oder Kim die Situation eskalieren lassen?
Eggenberger meint, Kim Jong-Un betreibe mit seiner scharfen Rhetorik vor allem Innenpolitik. Der nordkoreanische Diktator wolle sich als starken Führer präsentieren, der den USA die Stirn bietet. Ein Erstschlag auf Guam schliesst Eggenberger zurzeit quasi aus: «In Pjöngjang weiss man, dass man in diesem Fall den Abend wohl nicht mehr erleben wird.»
Leicht schwieriger einzuschätzen ist Donald Trump. Ungeschickter wie der US-Präsident hätte man sich nicht ausdrücken können, sagt Eggenberger. Einen Krieg möchte jedoch auch Trump nicht, glaubt der Nordkorea-Kenner. Vor allem weil er dann grosse Probleme mit China bekommen würde.
Wahrscheinlichkeit: Sehr klein
Szenario 2 oder auch das «Syrien-Szenario»: Im April dieses Jahres schockte Donald Trump die Welt mit dem unangekündigten Beschuss einer syrischen Luftwaffenbasis. Viele fürchteten sich damals vor einem Flächenbrand, zumal die USA einen direkten Verbündeten Russlands attackierten. Doch Trump liess es bis heute bei diesem einmaligen Beschuss bleiben. Der US-Präsident zog eine Rote Linie – keine Giftgasangriffe mehr – und liess seine Muskeln spielen.
Ein ähnliches Szenario ist auch in Nordkorea denkbar, wenn es nach Eggenberger geht. Es sei möglich, dass Trump mit einem «surgical strike» ein Zeichen setzen werde. Allerdings zöge der US-Präsident somit ebenfalls den Ärger Pekings auf sich.
«China hat sich sowohl von den USA als auch von Nordkorea vorführen lassen», sagt Eggenberger. Peking habe in den vergangenen Monaten immer wieder zu Besonnenheit aller Akteure aufgerufen, jedoch hätten Trump und Kim das genaue Gegenteil getan. Eine weitere Eskalation, sei es auch nur ein einzelner Angriff, werde China nicht akzeptieren. Zumal man sich in Peking auch vor einer grossen Flüchtlingswelle aus Nordkorea fürchte.
Wahrscheinlichkeit: Durchaus möglich
Das dritte Szenario ist momentan das wahrscheinlichste, auch wenn die Worte aus Washington und Pjöngjang gerade anderes erahnen lassen. Niemand hat eigentlich ein Interesse an einem Krieg in Nordkorea. Am wenigsten die Nordkoreaner selber, die selber wissen, dass sie hilflos unterlegen wären.
Für die USA gibt's wenig zu holen in Nordkorea. Erstaunlich, dass sich Trump überhaupt auf das verbale Kräftemessen mit Kim Jong-Un eingelassen hat. Auch der US-Präsident dürfte mit seinem aktuellen Kurs unter anderem innenpolitische Ziele verfolgen. Nach seinem desaströsen ersten halben Jahr im Weissen Haus möchte er seinen Wählern Stärke zeigen.
Eggenberger glaubt, dass es bei den verbalen Provokationen bleiben wird. Es sei denn, es passiere ein Unfall. Wenn Nordkorea bei einem Raketentest aus Versehen ein Flugzeug oder ein Schiff treffe, dann könne dies durchaus zu einem Krieg führen, so Eggenberger.
Wahrscheinlichkeit: Sehr gross