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Smartphone-Tracking: «anonym» erhobene Daten verraten (fast) alles.

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Handy-Tracking: «Wir wurden einer Gehirnwäsche unterzogen, um uns selbst zu überwachen»

Journalisten der «New York Times» haben zum Smartphone-Tracking recherchiert. Ihre Warnung: Die angeblich «anonym» erhobenen Daten verraten (fast) alles.
20.12.2019, 12:4920.12.2019, 14:30
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Was ist passiert?

Die «New York Times» (NYT) berichtet in einer neuen Artikel-Serie mit dem Titel «One Nation, Tracked» über die Risiken und Nebenwirkungen des Smartphone-Trackings.

Kernbotschaft: Mit dem Boom der Mobilgeräte mit Ortungsfunktion ist eine ganze Industrie entstanden, die digitale Bewegungsdaten auswertet und verkauft. Wir Smartphone-User tragen freiwillig dazu bei, indem wir datenhungrige Apps installieren und das fragwürdige Tun zulassen.

Besonders perfid: Den Nutzern wird suggeriert, die Daten würden nur «anonym» erhoben und der Schutz der Privatsphäre sei gewährleistet. In Tat und Wahrheit lassen sich jedoch mit den Metadaten höchst intime Details herausfinden, etwa zum Gesundheitszustand und der Sexualität.

Charlie Warzel, einer der Journalisten der NYT, der monatelang recherchiert hat, kommentiert bei Twitter:

«Dies ist das Jahrzehnt, in dem wir einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um uns selbst zu überwachen. In etwas mehr als 10 Jahren wurde uns eine Zukunft der Personalisierung und Bequemlichkeit verkauft und wir bezahlten dafür mit kleinen Stücken von uns selbst, die wir niemals zurückbekommen können.»
Charlie Warzel, Journalistquelle: twitter

Wie schlimm ist es?

Das kommt auf die Perspektive an. 😏

Vom Smartphone-Tracking profitieren:

  • Private Unternehmen, die mit den User-Daten Handel treiben und sie zu wirtschaftlichen Zwecken auswerten.
  • Staatliche Institutionen, Geheimdienste etc., die damit die Bürgerinnen und Bürger überwachen können.
  • Staatsanwaltschaft und Polizei: Bei Strafuntersuchungen müssen Mobilfunk-Provider die Daten herausgeben.

Um welche Daten geht es?

Die nach Längen- und Breitengrad gesammelten Standortdaten, gekoppelt mit der Zeit, die ein Smartphone, bzw. dessen Nutzer, in einem bestimmten Gebiet verbracht hat.

Den NYT-Journalisten wurde anonym ein riesiger Datensatz zugespielt, mit 50 Milliarden sogenannter «Location Pings», das sind Ortungen von Smarphones von Millionen Usern in mehreren amerikanischen Grossstädten.

Die «New York Times» zeigt in eindrücklichen Animationen, wie viele Daten an Orten wie dem Sitz des Verteidigungsministeriums (Pentagon) erhoben wurden und wie sich aus den Daten auch einfach Bewegungsprofile erstellen lassen.

Ist das neu?

Nein. Das Smartphone-Tracking ist schon lange bekannt.

watson berichtet seit der Lancierung über die Datenschutz-Problematik rund um Mobile-Bewegungsdaten.

Was hilft?

Ortungsdienste deaktivieren ist nur ein Anfang.

Android-Geräte verraten Google angeblich jederzeit ihren Standort – selbst wenn die Ortungsdienste deaktiviert sind. Dies berichtete das Online-Medium Quartz 2017.

Der Standort werde dem Bericht zufolge selbst dann erfasst, wenn Nutzer weder Ortungsdienste wie etwa GPS noch irgendwelche Apps oder eine Sim-Karte benutzten.

Die heimliche Ortung geschehe offenbar aufgrund der Datenschutzerklärung, mit der sich Android-Nutzer einverstanden erklären müssen, sobald sie ihr Gerät einrichten. All dem widersprechen könnten die Nutzer nicht. Betroffen seien Quartz zufolge «alle modernen Android-Geräte».

Spiegel Online erinnerte daran, dass es ähnliche Probleme auch schon früher gab. Unter anderem bei Apple.

Lässt sich Smartphone-Tracking verhindern?

Wer sicherstellen will, dass der eigene Standort unterwegs nicht digital an Dritte preisgegeben wird, darf auf keinen Fall ein Smartphone oder anderes Mobilgerät dabei haben.

Das Gerät vorübergehend ganz auszuschalten, schützt nicht verlässlich vor Spionage und Überwachung (durch Geheimdienste). Es wäre erforderlich, den Akku zu entfernen, um die Stromversorgung zu kappen, und dies ist ja bei vielen neuen Smartphones nicht mehr möglich. Zudem kennen Google, Facebook und Co. sowieso unsere Wohnadresse(n).

Quellen

Hier gehts zu den bereits publizierten Artikeln der «New York Times»-Serie, weitere sollen folgen:

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