Die «New York Times» (NYT) berichtet in einer neuen Artikel-Serie mit dem Titel «One Nation, Tracked» über die Risiken und Nebenwirkungen des Smartphone-Trackings.
Kernbotschaft: Mit dem Boom der Mobilgeräte mit Ortungsfunktion ist eine ganze Industrie entstanden, die digitale Bewegungsdaten auswertet und verkauft. Wir Smartphone-User tragen freiwillig dazu bei, indem wir datenhungrige Apps installieren und das fragwürdige Tun zulassen.
Besonders perfid: Den Nutzern wird suggeriert, die Daten würden nur «anonym» erhoben und der Schutz der Privatsphäre sei gewährleistet. In Tat und Wahrheit lassen sich jedoch mit den Metadaten höchst intime Details herausfinden, etwa zum Gesundheitszustand und der Sexualität.
Charlie Warzel, einer der Journalisten der NYT, der monatelang recherchiert hat, kommentiert bei Twitter:
Das kommt auf die Perspektive an. 😏
Vom Smartphone-Tracking profitieren:
Die nach Längen- und Breitengrad gesammelten Standortdaten, gekoppelt mit der Zeit, die ein Smartphone, bzw. dessen Nutzer, in einem bestimmten Gebiet verbracht hat.
Den NYT-Journalisten wurde anonym ein riesiger Datensatz zugespielt, mit 50 Milliarden sogenannter «Location Pings», das sind Ortungen von Smarphones von Millionen Usern in mehreren amerikanischen Grossstädten.
Die «New York Times» zeigt in eindrücklichen Animationen, wie viele Daten an Orten wie dem Sitz des Verteidigungsministeriums (Pentagon) erhoben wurden und wie sich aus den Daten auch einfach Bewegungsprofile erstellen lassen.
The technology is here. And some location tracking (maps/directions) is genuinely helpful. But this investigation shows that many companies collecting it are middlemen, providing little value while collecting information that looks like this pic.twitter.com/XALLBn4PC5
— Charlie Warzel (@cwarzel) December 19, 2019
Nein. Das Smartphone-Tracking ist schon lange bekannt.
watson berichtet seit der Lancierung über die Datenschutz-Problematik rund um Mobile-Bewegungsdaten.
Ortungsdienste deaktivieren ist nur ein Anfang.
Android-Geräte verraten Google angeblich jederzeit ihren Standort – selbst wenn die Ortungsdienste deaktiviert sind. Dies berichtete das Online-Medium Quartz 2017.
Der Standort werde dem Bericht zufolge selbst dann erfasst, wenn Nutzer weder Ortungsdienste wie etwa GPS noch irgendwelche Apps oder eine Sim-Karte benutzten.
Die heimliche Ortung geschehe offenbar aufgrund der Datenschutzerklärung, mit der sich Android-Nutzer einverstanden erklären müssen, sobald sie ihr Gerät einrichten. All dem widersprechen könnten die Nutzer nicht. Betroffen seien Quartz zufolge «alle modernen Android-Geräte».
Spiegel Online erinnerte daran, dass es ähnliche Probleme auch schon früher gab. Unter anderem bei Apple.
Wer sicherstellen will, dass der eigene Standort unterwegs nicht digital an Dritte preisgegeben wird, darf auf keinen Fall ein Smartphone oder anderes Mobilgerät dabei haben.
Das Gerät vorübergehend ganz auszuschalten, schützt nicht verlässlich vor Spionage und Überwachung (durch Geheimdienste). Es wäre erforderlich, den Akku zu entfernen, um die Stromversorgung zu kappen, und dies ist ja bei vielen neuen Smartphones nicht mehr möglich. Zudem kennen Google, Facebook und Co. sowieso unsere Wohnadresse(n).
Hier gehts zu den bereits publizierten Artikeln der «New York Times»-Serie, weitere sollen folgen: