Mit der Industrialisierung Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich die Natur von Arbeit fundamental verändert. Dampfmaschinen und Motoren haben die Produktionskapazitäten massiv erhöht und zu einem enormen Wirtschaftswachstum beigetragen, das in der Folge aber auch grosse soziale Herausforderungen mit sich gebracht hat: Privatleben und Arbeitsleben wurden getrennt, Arbeitsbedingungen verschlechterten sich. Die Antwort darauf waren soziale Innovationen wie die Einführung von Sozialversicherungen und Rechten für Arbeitnehmer.
Mit der zunehmenden Leistungsfähigkeit von Computern wird derzeit eine Grundlage für den Beginn eines zweiten Maschinenzeitalters gelegt, das die Welt ein weiteres Mal tiefgreifend verändern könnte. Zwar sind Algorithmen noch nicht so weit, dass sie das menschliche Gehirn imitieren können, Roboter haben aber bereits die Fähigkeit, gewisse kognitive Arbeiten zu erledigen, die wir bis vor kurzem für unmöglich gehalten hätten: Das US-Unternehmen Narrative Science beispielsweise entwickelt Programme, die wie Journalisten arbeiten und aus Statistiken, Facebook-Einträgen und Twitterfeeds einfache Berichte über Fussballspiele oder Konzerte erstellen. Und das ist erst der Anfang: Der «Economist» veröffentlichte jüngst eine Liste von Jobs, die künftig von Automaten ersetzt werden. Zuoberst auf der Liste sind Mitarbeiter von Telemarketing-Unternehmen. Aber auch die Jobs von Buchhaltern und Ökonomen sind mit bis zu fast 50% Wahrscheinlichkeit von Robotern oder intelligenten Avataren bedroht. Gute Chancen haben dafür Therapeuten, Jobs in der Wellness-Branche oder Zahnärzte.
Dennoch: Die Risiken dieser Entwicklung sind offensichtlich. Es droht eine massive Zunahme der Arbeitslosigkeit, viele Jobs und Fähigkeiten werden in dieser Form nicht mehr gefragt sein. Vor diesem Hintergrund gilt es, dringend und mit Weitsicht über die Strukturen der Arbeitswelt von morgen nachzudenken und uns auf die neue Konkurrenz durch Roboter einzustellen. Wir müssen die Fähigkeiten von uns Menschen herausschälen, die Computer nicht besitzen: Fantasie und die Fähigkeit mit Kreativität jenseits von repetitiven Tätigkeiten über das naheliegende, logische Hinaus zu denken. Diese Fähigkeiten waren seit Menschengedenken verantwortlich und notwendig für Innovation. Gleichzeitig ist die Aussicht, dass wir unsere Zeit nicht mehr mit dem Abarbeiten von immergleichen Pendenzen verbringen müssen, durchaus positiv. Wir überlassen den Robotern den anstrengenden Teil der Arbeit und konzentrieren uns auf das Denken und setzen unsere Skills dort ein, wo sie tatsächlich zum Tragen kommen, anstatt im Gleichtakt mit Maschinen zu funktionieren. Damit dies gelingt, braucht es auch für die Zukunft soziale Innovationen: Strukturen und Bildungsformen, die freies Denken, Kreativität und Mut fördern, Anreizsysteme in Unternehmen, die Mitarbeiter belohnen, die Neues ausprobieren. Ebenso sind angepasste Rechte für Arbeitnehmer denkbar. Und vielleicht irgendwann auch für die denkenden Maschinen.