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Low-Carb-Diät verkürzt dein Leben – aber es gibt einen Trick

Low-Carb-Diät verkürzt dein Leben – aber es gibt einen Trick

Für Low-Carb-Fans dürfte das ein Schock sein: Wer sich mit vergleichsweise wenigen Kohlenhydraten ernährt, hat eine deutlich geringere Lebenserwartung. Das ergab eine US-Studie mit tausenden Teilnehmern. Woran das liegt.
15.10.2019, 12:11
Larissa Koch / t-online
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FILE - This Nov. 27, 2018 file photo shows steaks on a grill at a restaurant in New York. The idea behind the low-carb diet is that the body enters a ketogenic, fat-burning state when it runs out of t ...
Keine Kohlenhydrate: Fleisch.Bild: AP/AP
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t-online

Kohlenhydrate weglassen und die Pfunde schmelzen. Für viele ist das die Abnehmregel schlechthin. Tatsächlich lässt sich mit Low-Carb-Kost eine Gewichtsreduktion erreichen. Jedoch kann laut einer Bevölkerungsstudie aus Boston diese Ernährungsweise zur Verkürzung der Lebenserwartung von bis zu vier Jahren führen. Die US-Wissenschaftler vom Brigham and Women's Hospital in Boston veröffentlichten ihre Studienergebnisse im Fachmagazin «The Lancet Public Health».

Die Wissenschaftler erklären zunächst, dass die bisherige Studienlage zu den Auswirkungen von Kohlenhydraten widersprüchlich sei. Einige Überblicksstudien zeigten, dass wenige Kohlenhydrate die Sterberate verringerten, andere grosse Untersuchungen wiederum kämen zu dem Ergebnis, dass viele Kohlenhydrate die Sterblichkeit erhöhten.

Deshalb haben die US-Forscher nun selbst eine Metastudie durchgeführt und weitere internationale Untersuchungen noch einmal genau daraufhin überprüft, wie Kohlenhydrate und die Lebenserwartung zusammenhängen. Analysiert wurden Untersuchungen aus den Jahren 2012 bis 2017, bei denen das Ernährungsverhalten von US-Bürgern beobachtet wurde. Ausserdem wurden noch sieben weitere internationale Studien ausgewertet. Insgesamt geriet damit das Essverhalten von über 400'000 Menschen ins Visier. Darunter waren rund 40'000 Todesfälle.

Riskant sind wenig Kohlenhydrate mit tierischen Fetten und Eiweissen

Das Fazit der Forscher: Wer sich mit wenigen Kohlenhydraten ernährt und stattdessen vermehrt tierische Eiweisse oder Fette zu sich nimmt, hat ein erhöhtes Sterberisiko. Der Effekt kehrt sich jedoch ins Positive um, wenn eine niedrige Aufnahme von Kohlenhydraten kombiniert wird mit pflanzlichen Proteinen oder Fetten. 

low carb
Bild: shutterstock

Es heisst also:

  • Low-Carb senkt die Sterblichkeit, wenn man dabei auf pflanzliche Fette und Eiweisse zurückgreift.
  • Low-Carb steigert wiederum die Sterblichkeit, wenn man zu tierischen Fetten und Eiweissen greift.

Somit ist die kohlenhydratarme Kost selbst nicht der Auslöser für mehr Sterbefälle, sondern die Nahrungsmittel tierischen Ursprungs wie Fleisch, Eier, Käse und Milch.

Es gibt eine optimale Kohlenhydratzufuhr

Die Kohlenhydratmenge selbst scheint aber auch entscheidend zu sein für die Lebenserwartung: Lag die tägliche Zufuhr bei 50 bis 55 Prozent der Gesamtkalorienmenge, war die Prognose am günstigsten. Lag die Kohlenhydratzufuhr hoch (bei 70 Prozent der Kalorienmenge und mehr) oder niedrig (bei 40 Prozent oder niedriger), war die Sterblichkeitsrate jeweils höher.

«Unsere Ergebnisse deuten auf eine U-förmige Beziehung zwischen Lebenserwartung und Gesamtkohlenhydrataufnahme hin, wobei die Lebensspanne bei Menschen mit 50 bis 55 Prozent Kohlenhydratzufuhr am grössten ist», heisst es in der Zusammenfassung zur Auswertung der Wissenschaftler. Einen Einfluss auf Bluthochdruck hatte die Kohlenhydratmenge demnach übrigens nicht.

Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu Kohlenhydraten

Die Erkenntnisse zur Kohlenhydratgesamtmenge decken sich mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): 

Denn die DGE-Experten empfehlen eine tägliche Kohlenhydratzufuhr von mindestens 50 Prozent. Wobei die Fettzufuhr bei rund 30 bis 35 Prozent liegen sollte. Die restliche Energiemenge speist sich idealerweise aus Eiweissen – von etwa 15 bis 20 Prozent – vorzuziehen sind laut DGE ebenfalls pflanzliche Fette und Eiweisse.

Die Lösung um Gewicht zu verlieren und die Gesundheit zu fördern

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Bild: Shutterstock

Wer Gewicht verlieren und/oder sein Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes senken wolle und dazu den Anteil von Kohlenhydraten reduziere, könne als Ersatz von Kohlenhydraten vor allem pflanzliche Fette und Eiweisse wählen. Dies könne als «langfristiger Ansatz zur Förderung eines gesunden Alterns in Betracht gezogen werden», heisst es in gewohnt vorsichtiger Wissenschaftlersprache in der Schlussfolgerung der Studie.

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ribosom
15.10.2019 13:06registriert März 2019
Dann sterbe ich halt mit 81 Jahren anstatt mit 85.
Ich könnte morgen überfahren werden oder eben nächste Woche.
Wen kümmert die Lebenserwartung in der Westlichen Welt? Wir alle leben lange. Theoretisch.
Sollten wir nicht lieber jeden Tag geniessen und bewusst leben anstelle "gesunde" Pillen schlucken und "verjüngende" Cremes auftragen?
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Brett-vorm-Kopf
15.10.2019 13:07registriert Mai 2016
Evolutionstechnisch ist der Mensch körperlich nach wie vor auf dem Stand vor dem Ackerbau und somit Allesfresser bzw. Jäger- und Sammler.

Somit ist eine abwechslungsreiche Kost mit mehr Sammler-Food Anteil vs. Jäger-Food Anteil wohl das worauf unsere Körper am Besten eingespielt sind.

Persönliche Interpretation eines Nicht-Experten. Fehler dürfen vom Finder behalten werden.
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Fenyra Fux
15.10.2019 12:51registriert November 2018
Jaja, Studien... Da hat man also tausend Teilnehmer genommen und ihre Ernährung mit ihrer Sterblichkeit in Korrelation gestellt...
Kausalität ist aber entscheidend. Es sind viele Faktoren im Leben die mitspielen wie Genetik, Fitness, der Stress, etc.

Studie ignorieren und weiter das Essen geniessen genau so wie man es mag!
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