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Erdogan will in Syrien keinen Schritt zurückweichen

epa06464667 A handout photo made available by the Turkish Presidential Press Office shows Turkish President Recep Tayyip Erdogan speaking during the Ankara Chamber of Industry award ceremony in Ankara ...
Lässt seine Truppen weiterhin auf syrischem Boden: Recep Tayyip Erdogan.Bild: EPA/TURKISH PRESIDENTAL PRESS OFFICE

Erdogan will in Syrien keinen Schritt zurückweichen – und erhält Putins Rückendeckung 

22.01.2018, 17:00
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Die Türkei will die Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens trotz internationaler Kritik weiter vorantreiben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan liess am Montag in Ankara verlauten, er habe die Rückendeckung Russlands für den Militäreinsatz.

«Wir werden keinen Schritt zurück weichen», sagte Erdogan. Die türkische Armee werde die Provinz Afrin ebenso unter ihre Kontrolle bringen wie zuvor schon Dscharablus, al-Rai und al-Bab. Das Vorgehen sei mit Moskau abgesprochen. Auch mit den USA habe seine Regierung gesprochen, habe sie aber «bei einigen Fragen nicht überzeugen» können.

US-Aussenminister Rex Tillerson mahnte in London alle Konfliktparteien in Afrin zur «Zurückhaltung». Zugleich erkannte er «das legitime Recht der Türkei, seine Bürger zu schützen vor Terrorelementen», an.

epa06464634 US Secretary of State Rex Tillerson leaves 10 Downing Street in London, Britain, 22 January 2018. Tillerson is on a trip to London including a visit to the US's new embassy. EPA/FACUN ...
Sieht das türkische Vorrücken nicht sehr gerne: US-Aussenminister Rex Tillerson.  Bild: EPA/EPA

Die türkische Offensive in Afrin ist brisant für die USA, da sie die YPG im Kampf gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) unterstützen. Die Türkei dagegen betrachtet die YPG als syrischen Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und damit als Terrororganisation. Sie fordert von Washington schon lange vergeblich die Einstellung der Militärhilfe für die YPG.

Mit der am Samstag gestarteten Operation «Olivenzweig» in Afrin will die Türkei eine 30 Kilometer tiefe Pufferzone entlang ihrer Grenze schaffen. Die USA streben dagegen mit der YPG auf eine Pufferzone in Syrien an der Grenze zur Türkei und dem Irak an.

Heftige Kämpfe

Die türkische Artillerie nahm unterdessen weiter kurdische Stellungen in Afrin unter Beschuss. Dabei wurden laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht zu Montag auch zwei YPG-Stellungen zerstört, von denen aus Raketen auf die türkische Grenzstadt Reyhanli abgeschossen worden seien. Bei dem Raketenangriff waren ein Mensch getötet und 46 weitere verletzt worden.

Laut Anadolu besetzten die türkischen Einheiten elf Stellungen, die zuvor von YPG-Kämpfern geräumt worden waren. Zudem startete die Armee mit verbündeten protürkischen Rebellen eine neue Offensive von der syrischen Region Asas aus auf Afrin. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP in der Region berichtete, überquerten zehn Panzer und bis zu 500 Soldaten und Rebellen die Grenze.

Turkish Army soldiers prepare their tanks at a staging area in the outskirts of the village of Sugedigi, Turkey, on the border with Syria, Monday, Jan. 22, 2018. The Turkish offensive on the Kurdish e ...
Türkische Truppen an der Grenze zu Syrien. Bild: AP/AP

Ein YPG-Sprecher sprach von «heftigen Kämpfen». Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eroberten YPG-Kämpfer zwei Dörfer zurück, die zuvor von protürkischen Rebellen besetzt worden waren. Laut der oppositionsnahen Organisation wurden seit Beginn der Operation in Afrin 21 Zivilisten getötet, darunter sechs Kinder.

Berichte über zivile Opfer bezeichnet die Türkei als «Propaganda und Lügen» und geht mit Härte gegen Kritiker vor. Laut Medienberichten wurden am Montag 24 Verdächtige in den südöstlichen Provinzen Diyarbakir und Mardin wegen «Terrorpropaganda» zugunsten der YPG festgenommen. Sie sollen in den sozialen Medien die YPG unterstützt haben.

Sicherheitsrat mit Dringlichkeitssitzung

Auf Initiative Frankreichs wollte der Uno-Sicherheitsrat am Montag in New York in einer Dringlichkeitssitzung über Syrien beraten. Moskau kündigte unterdessen an, auch Vertreter der Kurden zu den Ende Januar geplanten Syrien-Friedensgesprächen in Sotschi einzuladen.

Die Rolle der Kurden im Friedensprozess müsse garantiert sein, sagte Aussenminister Sergej Lawrow. Aus dem türkischen Aussenministerium hiess es daraufhin, die YPG dürfe nicht zum Kongress des nationalen Dialogs geladen werden. (cma/sda/afp/dpa/reu)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
22.01.2018 17:12registriert Februar 2016
Einfach nur zum Kotzen, diese hinterhältigen Absprachen zwischen sogenannt "Starken Männern"!
Wären Putin und Erdogan wirklich stark, dann hätten sie nicht so eine panische Angst vor unbewaffneten Journalisten und würden sie nicht einschüchtern, einsperren und umbringen lassen!
Erdogan will mit seinem Krieg die Aggressionen der Türkischen Bevölkerungen kanalisieren und von der inneren Zerrissenheit seiner "gespaltenen" Türkei ablenken.
Und das genau Gleiche hat Putin mit Russland im Sinn!
Zwei Brüder im Geiste, der Eine nennt sich Muslim, der Andere nennt sich Orthodox.
Paradox...
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