Juventus Turin hat am Samstagabend den dritten Sieg im dritten Saisonspiel eingefahren. Nach dem 2:1-Erfolg bei Aufsteiger Parma führt der Serienmeister die Serie A schon wieder alleine an. Und trotzdem macht sich im Umfeld der «Alten Dame» eine gewisse Nervösität breit. Der Grund: Neuzugang Cristiano Ronaldo wartet noch immer auf seinen ersten Liga-Treffer.
Ronaldos Torflaute ist eigentlich kein Grund zur Panik , es sind ja erst drei Spiele. Aber nirgendwo liegen die Erwartungen so hoch wie bei CR7, dem fünfmaligen Weltfussballer. Das hat er sich zu einem grossen Teil selbst zuzuschreiben. Für Real Madrid schoss der 33-jährige Portugiese in der Primera Division nie weniger als 25 Tore pro Saison.
Ronaldo will seinen ersten Treffer unbedingt. 23 Torschüsse gab CR7 in seinen drei Serie-A-Einsätzen bislang ab – in den Top-5-Ligen Europas schoss kein Spieler häufiger aufs Tor. Sein erster Verfolger kommt gerade mal auf 15 Abschlüsse. Schon im letzten Jahr bei Real litt der Europameister an Ladehemmung. Damals benötigte er 28 Torschüsse, bis der Knoten endlich platzte. Am Saisonende hatte er in 27 Spielen 26 Mal getroffen.
Most shots without scoring a goal in Europe's top five leagues this season:
— WhoScored.com (@WhoScored) 3. September 2018
1. C. Ronaldo -- 23
2. V. Rongier -- 15
3. C. Eriksen / C. Benteke -- 13https://t.co/BwvcOJPEus pic.twitter.com/VliQS8CZGp
Sein Einstand in Madrid lief vor genau 10 Jahren übrigens komplett anders ab. In seinen ersten vier La-Liga-Partien erzielte Ronaldo gleich fünf Treffer und traf dabei in jedem Spiel mindestens einmal.
Juve-Trainer Massimiliano Allegri verteidigt seinen neuen Superstar trotz des Kaltstarts: «Im italienischen Fussball ist vieles schwieriger als im spanischen. Hier wird mehr auf die Verteidigung geachtet. Das weiss auch Cristiano, er ist ein schlauer Junge. Bei uns wird es schwerer sein, 40 Tore zu schiessen. Er hatte bislang auch Pech, aber nach der Länderspielpause wird er seine Brillanz und eine bessere Verfassung finden. Ich bin überzeugt, dass seine Saison dann losgehen wird.»
Ronaldo selbst lobte nach dem Sieg in Parma den Mannschaftsgeist. «Drei weitere Punkte. Hervorragende Teamleistung», twitterte er.
Altri tre punti! Ottimo lavoro di squadra!👍🏽#finoallafine pic.twitter.com/sxDpYR9whr
— Cristiano Ronaldo (@Cristiano) 1. September 2018
Die italienischen Boulevardblätter werden aber immer ungeduldiger. «Warum trifft Cristiano nicht mehr? In Erinnerung bleibt nur ein schöner Kopfball aus der ersten Halbzeit. Zu wenig für einen wie ihn. Er sucht das Tor mit zu viel Beharrlichkeit und findet es nicht», schrieb die «Gazzetta dello Sport.»
Auch «Corriere dello Sport» spart nicht mit Kritik: «Cristiano lässt auf sich warten. 270 Minuten Arbeit haben nicht für ein Tor gereicht. Das Phänomen rennt, regt sich auf, versucht sich überall, verliert immer wieder Bälle. Am Ende gibt er sich damit zufrieden, Mandzukic und Matuidi zu umarmen. Das Problem ist nicht nur das fehlende Tor, sondern dass er nervös wird. Er muss wieder neu anfangen und sich ohne diese ängstliche Unruhe im Griff haben.»
Unterstützung erhält Ronaldo von Christian Vieri. In der italienischen TV-Sendung «Pressing» drohte der ehemalige italienische Nationalspieler damit, das Studio zu verlassen, sollte negativ über Ronaldo gesprochen werden. «Wenn wir an Ronaldo zweifeln, dann gehe ich sofort», sagte er zu Moderator Pier Pardo. «Man muss ihn in Ruhe lassen. Wir sind in Italien fähig, sogar ihn zu kritisieren, aber meiner Meinung nach gibt es kein Problem mit Cristiano. Juventus muss lernen, ihn in die Position zu bringen, damit er treffen kann. Man sieht, dass er der stärkste von allen ist. Früher oder später wird der Ball reingehen.»
Die nächste Chance auf seinen ersten Serie-A-Treffer hat Ronaldo in zwei Wochen beim Heimspiel gegen Sassuolo. Bis dahin versucht CR7, sich noch besser auf seine Teamkollegen bei Juve abzustimmen. Weil sich der 117-Millionen-Euro-Mann eine kleine Verschnaufpause wünscht, hat Portugals Nationaltrainer Fernando Santos seinen Superstar für das Testspiel gegen Kroatien und das Nations-League-Duell gegen Italien nicht aufgeboten. Bleibt zu hoffen, dass sich Ronaldo in den zwei Wochen nicht noch weiter in seine Tor-Blockade reinsteigert. (pre)