Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Es ist ein Paukenschlag in den USA: Der Star-Gastronom Dany Meyer schafft in seiner edlen New Yorker Restaurantkette das Trinkgeld ab. Die Praxis des «tipping» sorgt in den USA seit Jahren für Diskussionen.
Bei uns in der Schweiz ist die Situation eigentlich klar: Seit 1974 muss niemand Trinkgeld geben – es ist im Preis inbegriffen. Die Realität sieht anders aus: Zum Betrag einen Batzen hinzuzufügen gehört zum guten Ton.
Aber muss man wirklich? Und wie viel? Muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man kein Trinkgeld liegen lässt? Wir haben bei drei Schweizern aus dem Gastgewerbe nachgefragt.
Andrea Rothenberger arbeitet im Café Noir in Zürich, wo man Kaffee aus hauseigener Rösterei trinken und kaufen kann – hier verkehren alternative Städter und ausländische Gäste. Zuvor war Andrea in der Sport Bar tätig, wo es eine durchmischtere Klientel gab.
«Im Café Noir runden die Leute auf den nächsten Franken auf, wenn sie etwas Trinkgeld geben. Mehr ist es selten. In der Sport Bar legten sie oft noch einen Franken drauf.»
«Ich persönlich finde, ein Gast sollte Trinkgeld geben. Es zeigt Anerkennung für unseren Job. Ich glaube, viele Leute wissen nicht, wie hart unsere Arbeit ist. Wir bedienen unsere Gäste nicht nur, wir hören ihnen zu, reden mit ihnen – wir sind ein wichtiger Teil ihres sozialen Umfelds. Ausserdem ist der Beruf nicht wahnsinnig gut bezahlt. Aber es ist niemand gezwungen, etwas zu geben. Ich behandle die Gäste nicht anders, wenn sie nichts geben.»
«Es gibt tatsächlich Leute, die einem fünf Rappen Trinkgeld geben. Solche Sachen sollte man nicht machen – sie sind nicht sehr anständig.»
Francis Nova hat jahrelang im Service gearbeitet und ist jetzt Mitglied der Geschäftsleitung im Landhaus Liebefeld bei Bern. Die Kundschaft ist sehr durchmischt, unter anderem trifft man hier Geschäftsleute, Rentner, Familien und Hotelgäste aus dem Ausland an.
«Das Trinkgeld ist ein Brauch, der sich in den letzten Jahren wieder eingeschlichen hat. Trinkgeld ist Teil der Restaurant-Kultur, und viele Service-Angestellte erwarten es oft auch. Dabei ist es immer noch kein Muss.
Ich finde, ein Gast sollte Trinkgeld geben, wenn er zufrieden ist, und nicht aus einem Pflichtgefühl heraus.»
«Obwohl es keine Pflicht ist, gelten zehn Prozent Trinkgeld als üblich. So kann ein Gast seine Wertschätzung zeigen. Bei einem Abendessen fünfzig Rappen aufrunden, weil man zu faul ist, das Rückgeld einzustecken, sollte man aber sein lassen. Wir haben einen Lohn, wir brauchen keine Almosen.»
«Ich sage den Jungen, die sich für einen Service-Beruf interessieren, immer: ‹Wenn du reich werden willst, musst du das nicht machen.› Darum ist es in Ordnung, wenn die Gäste ein Trinkgeld zahlen. Wenn das wegfallen würde, würde es für einige Angestellte schwierig. Und der Beruf würde noch mehr an Attraktivität verlieren.»
Pietro arbeitet als Kellner im Restaurant Gartenhof in Zürich. Die Kundschaft sei «gut verdienend, aber keine Grossverdiener», und in der Regel zwischen 30 und 50 Jahre alt.
«Bei uns wird das Trinkgeld gesammelt und am Ende des Monats auf das ganze Service- und Küchenpersonal verteilt. Denn auch die Küche ist mitverantwortlich, dass der Gast zufrieden ist. Als Faustregel gelten zehn Prozent, aber unter dem Strich kommen pro Monat etwa 5 bis 8 Prozent zusammen.»
«Am meisten Trinkgeld erhalten wir bei Gruppen von vier bis sechs Leuten und Paaren, die oft und gerne auswärts essen. Bei grösseren Gruppen schaut meist weniger heraus.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich habe mal eine geschlossene Gesellschaft mit etwa 30 Leuten bedient. Am Ende haben sie mir ein Trinkgeld von 600 Franken gegeben. Das hat mich natürlich sehr gefreut.»
«Niemand ist verpflichtet, Trinkgeld zu geben. Aber ich frage mich schon, ob ich etwas falsch gemacht habe, wenn mir Gäste nichts geben. Vor allem, wenn ich mich einen Abend lang gut um sie gekümmert habe.
Ich mag es auch nicht, wenn jemand 50 Rappen liegen lässt. Da weisst du nicht: Macht diese Person ein Witz, ist sie unzufrieden oder hat sie einfach keine Ahnung?»
Ein Abendessen zu zweit kostet mich etwa 150.-, 15.- Trinkgeld? Serviceangestellte, teilt ihr mit dem Küchenpersonal? Ist deren Job einfacher, besser bezahlt? Es stellt sich mir häufig die Frage ob ich bloss kein Trinkgeld geben, oder die Bedienung auf ihr Verhalten aufmerksam machen soll. Ich habe miterleben müssen wie eine Angestellte einem Gast erklärte dass er hier in der Schweiz ist und man hier kein Hochdeutsch spreche. Das war das einzige mal, dass ich mich schämte Schweizer zu sein
"Ausserdem ist der Beruf nicht wahnsinnig gut bezahlt."
"Wir haben einen Lohn, wir brauchen keine Almosen."
"Ich mag es auch nicht, wenn jemand 50 Rappen liegen lässt."
Folgende Aussagen:
1) Hätte man in der Schule aufgepasst, müsste man wohl nicht diesen Beruf ausüben mit so einer Einstellung. (Ich freue mich schon auf die Blitze haha. Und ja, man braucht Kellner, ich weiss).
2) Wer den Rappen nicht ehrt, ist des Franken nicht wert. Selbst 50 Rappen summieren sich zu einem anständigen Betrag.
Ich kann die Unsicherheit bei so kleinen Beträgen aber nachvollziehen (naja).