In einem rund 8000 Zeichen langen Blogpost informierte Jason Fried, der CEO der US-Softwarefirma Basecamp, seine Mitarbeitenden über diverse Neuerungen in der Firmenkultur.
Fried war 1999 bei der Gründung von Basecamp dabei. Bekannt ist das Unternehmen vor allem für die gleichnamige Software, ein Projektmanagement-Tool, das 2004 eingeführt wurde. Das Tool soll Firmen bei To-Do-Listen, der Kommunikation während grösseren Projekten oder im Zeitmanagement helfen.
Basecamp sei wie ein Produkt, das sich ständig weiterentwickle und flexibel sein müsse, schreibt Fried Ende April. Deshalb habe man sich zu einigen Veränderungen entschieden. Punkt Eins: Keine politischen und gesellschaftlichen Diskussionen mehr in den Firmenchats.
Den Entscheid begründet Fried damit, dass die politischen Gewässer zu aufgewühlt seien und jedes politische Gespräch sehr schnell unangenehm werde. «Solche Diskussionen sind ungesund und eine zu grosse Ablenkung. Wir haben genug davon auf unseren Basecamp-Kontos, wo die Arbeit stattfindet», schreibt Fried.
In einem weiteren Post konkretisiert Frieds Businesspartner David Heinemeier Hansson die neue Regel: Kein Austausch über politische Geschichten oder Nachrichtenthreads, keine politische Lobby-Arbeit. Alles, was keinen direkten Bezug zum Geschäft habe, soll im privaten Rahmen diskutiert werden, schliesst Hansson.
Die Reaktionen auf die neue Firmenregel waren prompt und heftig. 18 der 57 Mitarbeitenden teilten kurz darauf auf Twitter mit, dass sie sich überlegen, Basecamp zu verlassen oder bereits gekündigt haben. «Aufgrund der aktuellen Veränderungen bei Basecamp, habe ich mich dazu entschieden, meinen Job als Head of Design zu kündigen», schreibt Jonas Downey auf Twitter. Auch der Head of Marketing Andy Didorosi schmeisst hin, wie er auf Twitter schreibt.
Given the recent changes at Basecamp, I’ve decided to leave my job as Head of Design.
— Jonas Downey (@jonasdowney) April 30, 2021
I've helped design & build all of our products since 2011, and recently I’ve been leading our design team too.
Will be looking for something new, so please reach out / RT. DMs open.
I resigned today from my role as Head of Marketing at Basecamp due to recent changes and new policies.
— Andy Didorosi (@ThatDetroitAndy) April 30, 2021
I'll be returning to entrepreneurship. My DMs are open if you'd like to talk or you can reach me at andy@detroitindie.com
Auslöser für die neue Regel waren gemäss diverser Medienberichte interne Diskussionen im Unternehmen. So soll bei Basecamp jahrelang eine Liste mit «Lustigen Kundennamen» kursiert sein. Viele Namen auf der Listen waren amerikanischen oder europäischen Ursprungs. Einige waren aber auch asiatisch oder afrikanisch.
Einige Mitarbeitende wehrten sich gegen die Liste und forderten die Unternehmensführung auf, Stellung zu beziehen, schreibt «The Verge». Viele Mitarbeitende hätten sich zudem von Basecamp gewünscht, dass sich die Firma für mehr Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion einsetzt.
Nach monatelangen Gesprächen hätten CEO Fried und sein Partner Hansson die Übung abgebrochen und stattdessen beschlossen, dass politische oder gesellschaftliche Diskussionen fortan in den Firmen-Chats Tabu sind. (ohe)