Riskant zu leben, ist wie von einem Felsen zu springen und die Flügel erst im Fallen zu bauen. Na gut, so risikoreich muss es ja nicht gleich sein. Doch auch ein im jugendlichen Leichtsinn verübter Streich oder ein Bad mit giftigen Tieren lassen das Adrenalin durch die Adern schiessen. Elf Personen schildern uns, wann sie ihre persönliche Grenze überschritten haben.
«Ich kam an einem Winterabend nach Hause. Draussen war es nass und kalt, ich freute mich auf das warme Heim. Doch ausgerechnet an diesem Tag hatte ich meinen Schlüssel liegen gelassen und meine Eltern waren ausser Haus. Das Fenster im dritten Stock stand offen. Ich wollte nicht frieren und kletterte aufs Dach, um das Fenster zu erreichen. Obwohl es sehr rutschig war, habe ich das ziemlich gut hingekriegt. Jetzt denke ich aber immer an meinen Schlüssel.»
«Ich war mit meinem Mann in Paris in den Ferien. In einem Restaurant verabredeten wir uns mit einem befreundeten Pärchen. Das Essen war schrecklich. Statt Gnocchi bekam ich einen ‹Brei›. Ich bin nicht sonderlich heikel und esse im Restaurant aus Anstand meist alles auf. Aber ich brachte den ‹Brei› nicht herunter. Der Wein müffelte. Wir tauschten ihn aus. Doch der andere Tropfen hatte nur noch mehr Zapfen. Auch andere Gäste fingen an zu reklamieren und gaben ihre Teller zurück. Wir wollten gehen und bestellten die Rechnung. 30 Minuten vergingen, ohne dass etwas passierte. Also beschlossen wir, unauffällig raus zu laufen – ohne zu bezahlen. Uns ist zum Glück niemand gefolgt. Jedoch liess das Karma nicht lange auf sich warten – draussen habe ich mir dann den Fuss verknackt.»
Gleich geht's weiter mit den riskanten Erlebnissen, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
«Mit elf Jahren verbrachte ich meine Ferien in Thailand. Obwohl die Flagge am Strand vor Quallen warnte, sah ich viele schwimmende Touristen im Meer. Also ging ich auch baden und wurde kurz darauf von einer Qualle gestreift. Schreiend rannte ich aus dem Wasser, da kamen auch schon die Einheimischen zu mir gerannt und kümmerten sich um meine Wunde. Es brannte und schmerzte sehr. Heute sieht man von der Narbe aber kaum noch was.»
«Wir waren zusammen in der Sekundarschule. Im Klassenlager wollten wir eines Nachts heimlich rausschleichen. Damit der Lehrer uns nicht hört, sind wir durchs Fenster in ein anderes Zimmer geklettert. Die Distanz zum Boden war ziemlich gross, aber glücklicherweise hörte uns der Lehrer nicht, sonst hätten wir das Lager vermutlich verlassen müssen.»
«An der Europameisterschaft 2008 nahm ich beim Public Viewing an einem Gewinnspiel teil und gewann tatsächlich einen Gutschein zum Bungee-Jumping. Als ich dann aber auf dem Gerüst stand, hatte ich unglaublich Schiss. Ich brauchte drei Versuche, bis ich mich endlich traute, 80 Meter in die Tiefe zu springen. Während des Sprungs habe ich mich kaputt gelacht, die Zeit verging wie in Zeitlupe, es fühlte sich alles so gut an. Es war wirklich ein ganz einmaliges Gefühl von Freiheit.»
«Die Jahresprüfungen meines Psychologiestudiums standen an. Ich musste alle meine 12 Prüfungen bestehen, also ging ich in die Berge, um zu lernen. Doch dort musste ich in der Skischule unterrichten und auch sonst war ich ‹schwer› beschäftigt. Als ich wieder daheim war, blieben mir noch zwei Monate. Ich büffelte Tag und Nacht und bestand dann auch all meine Prüfungen.»
«Ich den Ferien in Thailand liess ich mir ein Bamboo-Tattoo stechen. Der Tätowierer sah einem Budda ähnlich. Er hatte eine Wampe und trug ein knappes Lederhöschen, das nur dazu diente, sein bestes Stück zu verstecken. Mit dem Resultat war ich zufrieden. Erst viel später erfuhr ich aber, dass dem Tätowierer ein Fehler unterlaufen ist. Statt ‹Caroline› verewigte er mir den Namen ‹Caloline›.»
«An einem öffentlichen Strand in der Türkei schnorchelte ich mit meinem Vater zu einer Sandbank. Vermutlich über die Boje hinaus, ich weiss es nicht mehr so genau. Auf dem Weg sind wir auf Rochen gestossen. Für mich war es ein sehr schönes Erlebnis. Einen Tag später stellten wir jedoch fest, wie giftig Rochen sein können.»
«An einem Samstagmorgen um circa 10 Uhr wurde ich von einem Geräusch geweckt. Ich lief ins Zimmer meines Vaters. Er war schon ausser Haus. Sein Zimmer zerwühlt. Ich hörte wieder ein Geräusch und stieg langsam die Treppe zum Eingang herunter. Dort angekommen rannte ein Einbrecher schnurstracks an mir vorbei nach draussen. Ich stand total unter Schock.»
«In der Pfadi habe ich eine Gaskartusche ins Feuer gelegt. Als 12-Jähriger war das natürlich sehr aufregend. Die Leiter hatten auch Spass dabei.»
«Oh, ich bin ganz und gar kein gewagter Mensch. In ein Flugzeug steigen und irgendwo in die Ferien fliegen, ist für mich aber immer mit einem hohen Risiko verbunden.»