Schweiz verlangt nach mutmasslichem IS-Anschlag Aufklärung

Schweiz verlangt nach mutmasslichem IS-Anschlag Aufklärung

31.07.2018, 01:20

Die Schweiz verlangt die Aufklärung des mutmasslichen Terrorangriffs auf Velotouristen in Tadschikistan vom Sonntag. Beim Anschlag, den die Terrormiliz IS am Montag für sich reklamierte, waren ein Schweizer getötet und eine Schweizerin verletzt worden.

Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) rief in einer ersten Reaktion Tadschikistan auf, «alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen ernsten Vorfall zu klären». EDA-Sprecherin Silvia Müller sagte auf Anfrage weiter: «Sollte sich der Verdacht auf einen Terroranschlag bestätigen, wird sich dies in den Reisehinweisen für Tadschikistan niederschlagen.»

Das EDA leistet laut eigenen Angaben in dem Fall konsularischen Schutz. Es stehe in Kontakt mit der verletzten Schweizerin, den Angehörigen sowie den lokalen Behörden.

Mögliche Täter erschossen

Bei dem Angriff wurden am Sonntag insgesamt mindestens vier Radfahrer getötet. Bei den weiteren Todesopfern handelt es sich um zwei Velofahrer aus den USA und einen Niederländer. Drei weitere Touristen wurden verletzt.

Die Touristen waren mit dem Fahrrad auf der bei Urlaubern beliebten Pamir-Route nahe der Grenze zu Afghanistan unterwegs. Ein Auto sei auf einer Landstrasse in die Gruppe mit Ausländern gerast, ein Velofahrer zusätzlich mit Messerstichen verletzt worden, teilte das Innenministerium der Ex-Sowjetrepublik mit.

Die tadschikische Polizei fahndete mit einem Grossaufgebot in der Region Danghara - rund 130 Kilometer von der Hauptstadt Duschanbe entfernt - nach den Tätern. Nach Behördenangaben wurden drei Männer bei der Festnahme getötet, unter ihnen den 21-jährigen Halter des Tatfahrzeugs. Vier weitere Verdächtige seien festgenommen worden. Die Angreifer hätten Messer und Schusswaffen bei sich gehabt.

IS-Miliz bekennt sich zu Attentat

Am Montagabend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Attentat für sich. Die IS-Miliz erklärte, eine «Abordnung von Soldaten des Kalifats» habe das Attentat begangen, wie das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte. Der Angriff habe «Bürgern der Kreuzfahrer-Staaten» gegolten.

Der tadschikische Innenminister Rahomsoda hatte zuvor gesagt: «Wir ermitteln in alle Richtungen. Wir können nicht sagen, ob es sich um einen Terrorakt handelt.» Die Polizei hatte zunächst von einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gesprochen. Dann verdichteten sich aber die Hinweise auf eine gezielte Attacke.

Augenzeuge: Alle unter Schock

Ein belgischer Radfahrer, der kurz nach dem Angriff zum Tatort kam, schilderte seine Eindrücke im flämischen Radiosender VRT. «Einer von ihnen hat mir gesagt, dass sie von einem Auto angefahren wurden und dass die Leute, die im Auto sassen, dann auf sie eingestochen hätten», sagte Nicolas Moerman. «Mehrere Fahrer lagen auf dem Boden, sie standen vollkommen unter Schock.»

Das mehrheitlich muslimische Tadschikistan ist die ärmste der ehemaligen Sowjetrepubliken und wird seit 1992 autoritär von Präsident Emomali Rachmon regiert. Die Behörden gehen hart gegen religiösen Fundamentalismus vor. 2015 machte Tadschikistan mit strengen Massnahmen wie erzwungenen Bartrasuren und Einschränkungen für die Pilgerreise nach Mekka von sich reden.

«Jahr des Tourismus»

Der mutmassliche Angriff auf die Touristen könnte Tadschikistans Tourismusstrategie empfindlich treffen. Die Regierung hatte 2018 zum «Jahr des Tourismus» ausgerufen. Die Visa-Vergabe für Ausländer wurde erleichtert, und die Regierung drohte Beamten in dem notorisch korrupten Land mit harten Strafen, falls sie von Urlaubern Bestechungsgelder eintreiben.

Tadschikistan ist ein landschaftlich reizvolles Gebirgsland mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Nach Angaben der Weltbank kamen 2015 rund 400'000 Ausländer zu Besuch. (sda/afp/dpa)

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