Winterzeit ist Grippezeit. Doch die meisten Patienten, die in den kalten Tagen an Husten, Schnupfen und Halsweh leiden, haben genau genommen gar keine Grippe, sondern eine Erkältung – auch «grippaler Infekt» genannt.
Beide Krankheiten werden durch Viren ausgelöst und weisen ähnliche Symptome auf, aber während die Grippe in schweren Fällen lebensbedrohlich sein kann, ist die Erkältung in der Regel eher harmlos.
Eine Erkältung ist eine Infektion der oberen Atemwege, die nach einigen Tagen wieder abklingt. Meistens ist zuerst die Nasenschleimhaut entzündet, danach kann sich die Infektion auf die Rachenschleimhaut ausdehnen und eventuell auch die Atemwege der Lunge befallen (Bronchitis). Auch eine Entzündung des Kehlkopfs (akute Laryngitis) kann vorkommen. Erwachsene erkranken durchschnittlich zwei- bis viermal pro Jahr an einer Erkältung; Kinder trifft es acht- bis zehnmal.
Die Erkältung macht sich nicht so plötzlich bemerkbar wie eine Grippe. Erste Anzeichen sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit, die aber meistens nicht so stark sind wie bei einer Grippe.
Erkältungen treten vorzugsweise in den Herbst- und Wintermonaten auf. Wer ein geschwächtes Immunsystem hat, ist häufiger und schwerer betroffen. Die Erkrankung verläuft normalerweise harmlos und dauert acht bis zehn Tage, wobei meistens der Husten von allen Beschwerden am hartnäckigsten ist. Wenn die Symptome länger anhalten oder sich stark verschlechtern, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Manchmal kommt es bei einer Erkältung zu Komplikationen, besonders bei Personen, die sich trotz der Krankheit nicht schonen. Die Ursache für eine Komplikation ist oft eine bakterielle Infektion, die sich dank des geschwächten Immunsystems zur bestehenden Virusinfektion gesellt (Sekundär- oder Superinfektion). Ein Anzeichen für eine solche bakterielle Sekundärinfektion ist neben Fieber ein eitriges, gelb-grünes Sekret, das die entzündete Schleimhaut absondert.
Bakterielle Sekundärinfektionen können Nebenhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen verursachen. Manchmal entzündet sich auch der Herzmuskel, was zu Herzrhythmusstörungen und Kurzatmigkeit führt. In diesen Fällen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Im Gegensatz zur Grippe, die einzig durch Influenzaviren ausgelöst wird, kann eine Erkältung durch über 100 verschiedene Virentypen verursacht werden. Dazu gehören Rhinoviren, Adenoviren, respiratorische Synzytial-Viren (RSV) und Parainfluenza-Viren.
Wie schon die Bezeichnung «Erkältung» zeigt, spielt vermutlich auch die Kälte eine gewisse Rolle bei der Entstehung der Erkrankung – allerdings ist es umstritten, welche es genau ist. Bei Tierversuchen zeigte sich, dass die Abwehrkräfte von Atemwegszellen bei niedrigeren Temperaturen schwächer sind. Die populäre Ansicht, Kälte – beispielsweise durch unzureichende Kleidung – führe zu einer Erkältung, ist aber nicht korrekt.
Dass Erkältungen vermehrt in der kalten Jahreszeit auftreten, dürfte eher mit dem Umstand zu tun haben, dass man sich dann öfter mit anderen Menschen in geschlossenen, schlecht gelüfteten und überheizten Räumen aufhält. Dies erleichtert die Verbreitung von Viren, die zudem durch die aufgrund der Trockenheit rissig gewordenen Schleimhäute besser in den Körper eindringen können.
Erkältungsviren verbreiten sich vornehmlich durch die sogenannte Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen und Sprechen geben infizierte Personen Tröpfchen an die Umgebung ab, in denen Viren enthalten sind. Gelangen sie auf die Schleimhäute der Atemwege (Nasen- und Rachenschleimhaut) oder auch der Augen, können sie in den Körper eindringen.
Wenn solche Tröpfchen sich auf Gegenständen oder der Haut niederschlagen, bleiben die Viren mehrere Stunden infektiös. So können sie beispielsweise von einer Türklinke auf die Hand gelangen und von dort auf die Schleimhäute der Augen oder der Nase. Die Ärzte sprechen hier von einer Schmier- und Kontaktinfektion.
Um eine Ansteckung zu vermeiden, ist es deshalb wichtig, die Hände oft und gründlich zu waschen. Beim Niesen sollte man falls möglich ein Taschentuch benutzen, oder allenfalls in die Ellenbeuge prusten. Die Inkubationszeit – von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit – dauert etwa zwei bis maximal fünf Tage. Infizierte sind nach Ausbruch der Krankheit noch etwa eine Woche ansteckend.
Eine ursächliche Behandlung, die sich gegen die Erkältungsviren richtet, ist schwierig, da es kein spezielles Medikament gibt, das gegen alle Erkältungsviren wirkt. Antibiotika bekämpfen Bakterien und nützen daher nur etwas, wenn eine bakterielle Sekundärinfektion vorliegt. Eine Erkältung klingt freilich auch ohne Therapie wieder ab. Man kann aber die Beschwerden lindern und die Genesung unterstützen, indem man sich körperlich schont, viel schläft, nicht raucht und dafür viel trinkt.
Gegen Schmerzen können schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (diese jedoch nicht für Kinder und Schwangere) eingesetzt werden. Abschwellende Nasentropfen helfen bei verstopfter Nase und erleichtern die Atmung. Gegen trockenen Reizhusten können hustendämpfende codeinhaltige Medikamente eingenommen werden. Auch schleimlösende Hustensäfte können hilfreich sein.
Daneben gibt es eine Vielzahl von Hausmitteln, zum Beispiel kalte Wickel mit Quark, Teebaumöl zum Inhalieren, Hühnersuppe oder Ingwer. Auf jeden Fall ratsam ist es, viel heissen Tee zu trinken – etwa Kamillentee, der entzündungshemmend wirkt, oder Lindenblütentee, der schweisstreibend ist.
Ein starkes Immunsystem wird besser mit den Erkältungsviren fertig. Zur Vorbeugung ist deswegen alles geeignet, was das Immunsystem stärkt. Stress hingegen schwächt es und sollte daher nach Möglichkeit vermieden und durch genügend Erholung und Entspannung kompensiert werden. Genügend Schlaf ist ebenfalls wichtig, da das Immunsystem dann besonders aktiv ist. Auch Wechselduschen, regelmässige Saunagänge und Bewegung an der frischen Luft stärken die Abwehrkräfte. Sie fördern zudem die Durchblutung und unterstützen den Kreislauf.
Besonders in der kalten Jahreszeit sollte man darauf achten, dass die Luft nicht zu trocken wird – trockene Schleimhäute werden rissig und Erreger können besser eindringen. Häufiges und gründliches Händewaschen verringert die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Auch sollte man, so weit es möglich ist, Abstand zu Personen halten, die unter Husten oder Schnupfen leiden.
Die Grippe («echte Grippe», Influenza) ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die durch Influenzaviren ausgelöst wird und das Immunsystem stark schwächt. Durch Sekundärinfektionen verursachte Komplikationen können zum Teil lebensbedrohlich werden, besonders bei Risikogruppen. Die Grippe tritt saisonal auf, in der Schweiz üblicherweise von November bis April, wobei die Welle ihren Höhepunkt meistens im Februar hat. Bei jeder Grippewelle stecken sich in der Schweiz jeweils fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an. Bis zu 1500 Personen sterben jährlich an der Krankheit und ihren Komplikationen.
Die Symptome der Grippe treten – im Gegensatz zur Erkältung, die sich schleichend ankündigt – plötzlich auf, in der Regel innerhalb von zwei, drei Stunden.
Allerdings verlaufen mehr als vier von fünf Infektionen mit Influenzaviren ohne ernstliche Beschwerden; in diesen Fällen zeigen die Patienten nur leichte Symptome, die einer Erkältung ähneln. Diese nur leicht Erkrankten sind jedoch gleichermassen ansteckend wie jene, die starke Symptome aufweisen.
Krankheitssymptome der Grippe können bereits einen Tag nach der Infektion auftreten. Sie halten normalerweise etwa fünf bis acht Tage, längstens aber zwei Wochen an. Da sich Influenzaviren viel öfter auf Lunge, Herz und Gehirn ausbreiten als andere Viren, können sie bei einem schweren Verlauf Asthmaanfälle auslösen oder eine Lungenentzündung verursachen. Selten kommen zudem Entzündungen des Gehirns, des Brustfells oder des Herzmuskels vor, bei Kindern auch Mittelohrentzündungen. Wie bei Erkältungen kann es zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen, meistens in den Atemwegen. Einige Komplikationen – beispielsweise Lungenentzündungen – können tödlich verlaufen.
Besonders von Komplikationen betroffen sind Personen, die zu einer Risikogruppe gehören – allen voran Menschen ab 65 Jahren, die 90 Prozent der Todesfälle ausmachen, zudem schwangere Frauen, Frühgeborene und chronisch Kranke. Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte eine Grippeimpfung in Betracht ziehen und im Zweifelsfall eher zu früh als zu spät zum Arzt gehen. Influenzaviren können überdies Spätfolgen verursachen, oft im Herz-Kreislaufsystem oder seltener im Nervensystem.
Die Influenzaviren unterteilen sich in drei Typen:
Dass die Grippe in den Wintermonaten auftritt, liegt daran, dass die Grippeviren bei Kälte und Trockenheit florieren.
Die Ansteckung verläuft bei der Grippe wie bei der Erkältung vornehmlich über die Tröpfchen- und die Schmierinfektion. Die Inkubationszeit dauert ein paar Stunden bis zwei Tage, Infizierte sind nach Ausbruch der Krankheit noch so lange ansteckend, wie sie Symptome zeigen.
Eine leichte Grippe bekämpft man am besten wie eine schwere Erkältung: Bettruhe, lindernde Mittel inhalieren, viel Tee trinken und nötigenfalls fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente einnehmen. Antivirale Medikamente sind in aller Regel nur bei Risikogruppen sinnvoll; sie können die Krankheitsdauer um ein bis zwei Tage verkürzen und die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen verringern. Sie müssen aber innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden. Dann ist allerdings oft noch gar nicht klar, ob wirklich eine Grippe vorliegt.
Ein Arztbesuch ist nicht bei jeder Grippe und jeder Patientengruppe notwendig. Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte aber auf jeden Fall zum Arzt gehen; für alle anderen ist ein Arztbesuch bei starken, ungewöhnlichen oder länger andauernden Beschwerden angezeigt.
Bei der Grippe gilt im Grunde dasselbe wie bei Erkältungen: Die beste Vorbeugung ist, körperlich fit zu sein, das Immunsystem zu stärken, infizierte Personen so gut es geht zu meiden und die Hände oft und gründlich zu waschen. Zudem scheint es so, dass ein Mangel an Vitamin D mit einem erhöhten Gripperisiko einhergeht. Bei Bedarf kann das Manko mit einem Vitaminpräparat ausgeglichen werden.
Im Gegensatz zu Erkältungen kann man sich gegen die Grippe impfen. Die Impfung, die den besten Schutz gegen eine Grippeinfektion bietet, muss jedoch jedes Jahr wiederholt werden, da sich die Grippeviren ständig verändern (siehe Infobox).