Wirtschaft
Food

Nach Fleisch-Skandal: Bündner Fleischhändler Carna Grischa tauscht den Chef aus

Neuer CEO

Nach Fleisch-Skandal: Bündner Fleischhändler Carna Grischa tauscht den Chef aus

23.02.2015, 12:2523.02.2015, 12:49
Mehr «Wirtschaft»
Kämpft ums Überleben: Carna Grischa.
Kämpft ums Überleben: Carna Grischa.Bild: KEYSTONE

Der Bündner Fleischhändler Carna Grischa, der letzten November wegen Falschdeklarationen in die Schlagzeilen und ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist, hat einen neuen operativen Chef. Martin Niederberger ersetzt den bisherigen CEO Xaver Dietrich.

Dietrich verlasse das Unternehmen in Landquart im gegenseitigen Einvernehmen, teilte der Fleischhändler am Montag mit. Nachfolger Martin Niederberger führt das Unternehmen interimistisch. Laut Carna Grischa-Angaben leitet er in einem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen den Bereich «Restrukturierungen Schweiz».

Niederberger habe Carna Grischa in den letzten Wochen analysiert und mit dem Verwaltungsrat zusammen zwei Massnahmenpakete geschnürt, welche die Existenz des Unternehmens langfristig sichern sollen. Erstens seien der Qualitätsprozess überprüft und Mängel eliminiert worden. Niederberger wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: «Wir können sicherstellen, dass der Kunde die Produkte in der Qualität behält, die er bestellt.»

Höheres Eigenkapital, tiefere Kosten

Ettore Weilenmann erklärt sich vor den Medien.
Ettore Weilenmann erklärt sich vor den Medien.Bild: KEYSTONE

Zweitens wurde nach dem Umsatzrückgang ein Massnahmenpaket zur finanziellen Sicherung des Unternehmens ergriffen. Alle Beteiligten würden einen Beitrag leisten, hiess es. Die Aktionäre hätten das Eigenkapital erhöht, die Banken nach einem Forderungsverzicht langfristige Finanzierungszusagen gemacht. Zudem seien die Kosten dem tieferen Umsatz angepasst worden.

Carna Grischa teilte weiter mit, einige Mitarbeitende hätten das Unternehmen von sich aus verlassen, von anderen habe sich die Firma «leider trennen» müssen. In nächster Zeit werde das Gespräch mit den Lieferanten über einen Beitrag zur langfristigen Sicherung der 40 Arbeitsplätze gesucht.

Gemäss Verwaltungsratspräsident Ettore Weilenmann hat die Firma ihre Lehren aus den Fehlern gezogen und die Mängel behoben. «Wir haben eine gute Basis geschaffen, um Carna Grischa aus eigenen Kräften erfolgreich weiter zu entwickeln.»

Staatsanwaltschaft untersucht noch

Ausgestanden ist der Fall für den Landquarter Fleischhändler aber noch nicht. Strafrechtlich läuft immer noch eine Untersuchung über den Umfang der gemachten Falschdeklarationen, wie am Montag bei der Bündner Staatsanwaltschaft zu erfahren war.

Der «SonntagBlick» hatte letzten November publik gemacht, dass Carna Grischa Fleischprodukte nicht richtig deklariert haben soll. Pferde- sei als Rindfleisch verkauft worden, ungarisches Poulet als schweizerisches oder Gefrier- als Frischfleisch. Zudem seien Verfallsdaten auf den Verpackungen verändert worden.

Carna Grischa-Verwaltungsratspräsident Weilenmann stellte sich Tage später in Landquart den Medien und erklärte, bis 2013 habe es mehrere Dutzend Fälle von Falschdeklarationen gegeben, danach unter neuer Führung gut ein Dutzend Fälle. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

Zur Story