Schweiz
Gesundheit

Gonorrhoe, Syphilis und Chlamydien auf Rekordhoch – Schuld daran sind Tinder & Co.

Mehr Geschlechtskrankheiten wegen Datingapps.
Mehr Geschlechtskrankheiten wegen Datingapps.Bild: shutterstock

Gonorrhoe und Syphilis auf Rekordhoch – Schuld daran sind auch Tinder & Co.

Nie haben sich mehr Schweizer mit Geschlechtskrankheiten angesteckt. Dating-Apps befeuern den Trend. Städtische Gebiete sind in der Schweiz am stärksten betroffen.
12.01.2019, 10:04
Yannick Nock / ch media
Mehr «Schweiz»

Es sind Rekorde, die niemand will: Jahr um Jahr steigt die Zahl der Menschen, die sich in der Schweiz mit sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken. So auch im vergangenen Jahr. Egal ob Gonorrhoe, Syphilis oder Chlamydien: Alle Krankheiten breiteten sich rasant aus.

Allein 2018 steckten sich 2900 Schweizerinnen und Schweizer neu mit Gonorrhoe an, wie Zahlen des Bundesamts für Gesundheit zeigen. Damit hat sich die Zahl der als Tripper bekannten Krankheit in nur fünf Jahren verdoppelt. Chlamydien befinden sich ebenfalls auf Rekordniveau.

Sex
AbonnierenAbonnieren

Ein Grund für die Zunahme sind Datingapps, die sich in den vergangenen Jahren ebenso rasant ausbreiteten wie die Geschlechtskrankheiten: Tinder & Co. haben es leichter und effizienter gemacht, neue Bekanntschaften zu schliessen.

Oder wie es Moderatorin Gülsha Adilji einmal treffend ausdrückte: «Tinder ist für Frauen, wie mit Dynamit zu fischen. Man eröffnet als Frau ein Profil – und zack – schon steht eine ganze Reihe Jungs vor der virtuellen Haustür.»

Erreger macht unfruchtbar

Wer auf dem Smartphone nach rechts wischt, ist interessiert – und wird schlimmstenfalls angesteckt. «Mehr Sex-Krankheiten wegen Datingportalen», heisst es deshalb in einem Bericht der deutschen Regierung, der bereits 2016 erschien.

Diese Herren und Damen sind übrigens auch auf Tinder

1 / 25
Diese Herren und Damen sind übrigens auch auf Tinder
bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO mahnt. Jährlich würden sich 78 Millionen Menschen mit dem Gonorrhoe-Erreger infizieren. Viele Erreger sind mittlerweile resistent gegen Antibiotika.

Gesundheit
AbonnierenAbonnieren

In der Schweiz sind städtische Gebiete am stärksten betroffen. Zürich, Genf und Basel weisen pro 100 000 Einwohner die meisten Neuerkrankungen aus. Oft handelt es sich dabei um 20- bis 34-Jährige. Zwar werden Kondome in dieser Altersgruppe gut genutzt, wie die Organisation «Sexuelle Gesundheit Schweiz» schreibt, nur bieten sie gegen Chlamydien, Tripper oder Syphilis keinen hundertprozentigen Schutz, da die Erreger auch durch Oralverkehr übertragen werden können.

Und es gibt ein weiteres Problem: Betroffene merken oft nicht, dass sie sich angesteckt haben, denn Krankheiten wie Chlamydien bleiben meistens ohne Symptome. Der Erreger kann bei Frauen wie Männern allerdings zu Unfruchtbarkeit führen. Wichtig sei deshalb, sich regelmässig testen zu lassen.

Das tut die junge Generation. «Zentren, die Tests auf Geschlechtskrankheiten anbieten, verzeichnen so viele Anfragen wie nie», berichtete zuletzt watson. Urs Karrer, Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Winterthur, ergänzte: «Es war noch nie so einfach wie heute, schnell einen Sexpartner zu finden.»

Da sich auf Datingplattformen viele Leute mit offenem Sexverhalten tummelten, sei es wahrscheinlich, dass der Liebhaber oder die Liebhaberin bereits viele andere Partner hatte. «Damit steigt das Risiko, auf einen infizierten Partner zu treffen.»

Mehr Tests helfen nicht

Die zusätzlichen Tests erklären einen Teil der Rekord-Zahlen. Trotzdem sind Forscher beunruhigt. Die Universität Bern kommt in einer kürzlich durchgeführten Untersuchung gemeinsam mit einem australischen Forschungsteam zum Schluss, dass mehr Tests nicht unbedingt zu weniger Infektionen führen.

Die Wissenschafter raten deshalb, die diagnostizierten Fälle besser zu behandeln. Oft würden weniger schwere Entzündungen ungenügend auskuriert – was zu weiteren Ansteckungen und unrühmlichen Rekorden führt. (aargauerzeitung.ch)

«Auf Tinder sind alle so: Ja. Nö. Nei. Geil, Titten!»

Video: watson/Gregor Stäheli, Emily Engkent
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
69 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Butschina
12.01.2019 10:21registriert August 2015
Vorallem sollte der Betroffene sofort möglichst alle Sexualpartner benachrichtigen. Klar machen tut das wohl niemand gerne, es schützt aber auch den Betroffenen vor einer erneuten Ansteckung.
15611
Melden
Zum Kommentar
avatar
MaxHeiri
12.01.2019 10:41registriert März 2016
Frage für einen Freund:
Wo kann man sich testen lassen?
14116
Melden
Zum Kommentar
avatar
chorax
12.01.2019 10:49registriert November 2018
Man hat keine Angst mehr vor AIDS, und die alten Geschlechtskrankheiten völlig aus den Augen verloren.

Es ist Zeit für einen Remix von Polo Hofers "Im Minimum ä Gummi drum!".
1209
Melden
Zum Kommentar
69
Axpo prüft Betrieb des Kernkraftwerks Beznau über 2030 hinaus

Der Stromkonzern Axpo prüft einen Betrieb der beiden ältesten Schweizer Atomreaktoren Beznau im Kanton Aargau über das Jahr 2030 hinaus. Laut Axpo geht es den Abklärungen um die technische Machbarkeit. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle und sei nicht verhandelbar.

Zur Story