Der Gerechtigkeitsbrunnen zu Bern zeigt uns, wie die Justiz sein sollte. Die Justitia wird dort mit verbundenen Augen dargestellt. In der einen Hand hält sie eine Waage, in der anderen das Richtschwert. Die Justitia ist in der römischen Mythologie die Personifizierung der Gerechtigkeit. Die verbundenen Augen symbolisieren, dass sie ohne Ansehen der Person Recht spricht.
Die beiden Hockey-Einzelrichter Oliver Krüger und Victor Stancescu haben die Symbolik der verbundenen Augen soeben falsch interpretiert. Mit dem «Fall Vukovic» haben sie die Verbandsjustiz in die Schlagzeilen gebracht. Sie bestraften die wüsten Stockschläge von Servettes Daniel Vukovic gegen Zugs Sven Senteler mit lediglich einer Sperre.
Sie waren bei diesem Urteil sozusagen blind. Die Rekursinstanz hat das Urteil kassiert und den famosen Einzelrichtern die Hosen heruntergelassen. Es lohnt sich, die offizielle Begründung für die Erhöhung der Sperre auf drei Spiele zu zitieren.
Man muss das zweimal, dreimal lesen, um es fassen zu können: Hier wird nicht ein Rechtsirrtum gerügt. Sondern eine schludrige Arbeitsweise. Das fatale an diesem Versagen der Hockey-Justiz: den Zorn des Hockey-Volkes trifft die Schiedsrichter «an der Front».
Doch dieser Fall ist im Vergleich zur «Causa Blindenbacher» bloss ein juristischer Kindergeburtstag. Das höchste Gut, das eine Hockeyjustiz zu verteidigen hat, ist die Sicherheit, die Integrität und im Grunde auch die Ehre der Schiedsrichter.
Längst haben wir uns daran gewöhnen müssen, dass die Schiedsrichter in unserem Hockey Freiwild geworden sind. Spieler, Trainer, Präsident und einschlägig bekannte Medienvertreter massen sich an, die Unparteiischen zu schmähen. In einer Profiliga mit funktionierender Justiz ist so etwas eigentlich undenkbar. Bei uns ist es leider ein Teil der Hockeykultur geworden. In dieser Beziehung sind wir eine Operetten-Liga.
Die beiden Schiedsrichterchefs Brent Reiber und Beat Kaufmann kuschen vor der Macht der Klubs und als schlaue Opportunisten wagen sie es schon lange nicht mehr, sich vor ihre Schiedsrichter zu stellen und für die Sache ihrer Schiedsrichter zu kämpfen. Deshalb ist die Stimmung unter den Unparteiischen nicht gut.
Um es frivol zu sagen: So wie der Haushund mit Flöhen, so müssen bei uns die Schiedsrichter mit diesen unhaltbaren Zuständen leben. Es sei hier der guten Ordnung halber noch einmal wiederholt: unsere Unparteiischen gehören zu den Besten der Welt.
Eine ganz andere Dimension als Schmähungen der Schiedsrichter oder eine schludrige Arbeitsweise wie im «Fall Vukovic» ist die Beurteilung eines Angriffes eines Spielers auf die Integrität der Schiedsrichter auf dem Eis.
Deshalb gilt in jeder funktionierenden Profiliga das «Unberührbarkeits-Prinzip»: die Schieds- und Linienrichter dürfen nicht berührt werden. Sie sind «Luft». Hier ist eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Nur wenn die Linienrichter eine Schlägerei zu verhindern bzw. zu beenden versuchen kann es zu Körperkontakt kommen.
ZSC-Verteidiger Severin Blindenbacher hat einen Linienrichter berührt. Seine Hand ging zum Linienrichter. Die TV-Bilder sind eindeutig. Sind Sicherheit, Integrität und Ehre der Schiedsrichter für unsere Hockey-Justiz das höchste Gut (wie es sein müsste) – dann wird der wichtigste ZSC-Verteidiger für 8 bis 10 Partien aus dem Verkehr gezogen.
Aber ein Ausfall des wichtigsten Verteidigers kann für die ZSC Lions fatale Folgen haben. Die ZSC Lions sind politisch und wirtschaftlich eines der mächtigsten Hockeyunternehmen. Sie geniessen darüber hinaus den Support der Zürcher Medienindustrie, die Milde und sogar einen Freispruch (!) für Severin Blindenbacher fordert.
Wenigstens ist es nicht zur Absurdität eines Freispruches gekommen. Severin Blindenbacher wird vorerst wenigstens für ein Spiel gesperrt und gleichzeitig läuft nun ein Verfahren. Eine schludrige Arbeitsweise wie im «Fall Vukovic» ist damit ausgeschlossen. In einem ordentlichen Verfahren bekommen alle Seiten rechtliches Gehör. Es bleibt genug Zeit für ein sorgfältig ausgearbeitetes Urteil – und für die ZSC Lions, auf allen Ebenen Druck zu machen. Es ist der heikelste Fall seit Einführung der heutigen Form der Hockey-Justiz.
Wenn der beunruhigende Sittenzerfall von der Hockey-Justiz nicht gestoppt wird, dann sollten sich die Schiedsrichter ernsthaft eine Selbsthilfe-Aktion überlegen. Und mit einem Streik auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam machen. Indem sie beispielsweise alle Partien erst mit einer halbstündigen Verspätung anpfeifen.
Eine genaue Analyse des Vorfalls (wie die von z.B. Kevin Schläpfer) wäre da hilfreich. Man darf ja eine andere Meinung haben, aber dann bitte Faktenbasiert.
Die einzige Aussage von Klaus Zaugg ist, Blindenbacher habe den Unparteiischen berührt, deshalb fordert er gleich 8 bis 10 Spielsperren.
Ich finde den Artikel unter diesen Umständen schwach...
Habe mir die Szene trotzdem mehrere Male angesehen.
Nun wundere ich mich, wie Herr Zaugg's Berichterstattung aussehen würde, wenn es um einen SCB Spieler ginge.
Lieber Herr Zaugg, bitte schalten Sie doch mal einen Gang runter. Kann verstehen, dass man Teams gerne und weniger gerne hat, aber wenn die Artikel auch in Zukunft so offensichtlich parteiisch verfasst werden, verdienen Sie weder den Titel "Eismeister" noch die Klicks respektive Aufmerksamkeit von meiner Seite.
Argument: Absicht? Absicht = vorsätzlich. In einem solch temporeichen Spiel bei einem so schnellen Breakaway - NIEMALS, nicht mal annähernd!
Argument: Hände oben? Der Ref schützt sich durch eine natürliche Bewegung so auch Blindi. Wir reden hier von Millisekunden höchstens 1 Sekunde!
Argument: Stock zwischen die Beine? Ja Blindi hat sich umgedreht und sofort am Ref das Bein stellen wollen - KLAR
Ist kein zeitlupen Hockey wie zu ihrer Zeit Herr Zaugg.
Ein Gottéron Fan!