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Schulden in der Schweiz: Warum sich mehr Männer als Frauen verschulden

Schulden
Nach der Trennung verschulden sich die Männer oftmals.Bild: shutterstock

Warum sich mehr Männer als Frauen verschulden – und nicht viel dafür können

In der Schweiz sind über eine halbe Million Menschen verschuldet. Darunter sind deutlich mehr Männer als Frauen. Die Rollenverteilung wird ihnen zum Verhängnis.
19.09.2019, 18:2220.09.2019, 08:41
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Immer mehr Schweizer stehen in der Kreide: In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Verschuldeten um 22 Prozent auf 561'000 gestiegen. Das ergab eine Analyse des Onlinevergleichsdienstes comparis.ch.

Besonders auffällig ist hierbei, dass bei den 46- bis 50-Jährigen deutlich mehr Männer als Frauen verschuldet sind. In dieser Altersgruppe beträgt die Schuldnerquote bei den Männern 12 und bei den Frauen nur rund 8 Prozent. Zudem sinkt die Schuldnerquote bei den Frauen ab dem 40. Lebensjahr kontinuierlich. Bei den Männern ist sie zwischen 40 und 60 Jahren stabil hoch.

Weshalb dieser Geschlechter-Unterschied? Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung ist das Problem bekannt. «Die Männer dieser Generation verschulden sich hauptsächlich, weil sie nach der Trennung Alimente bezahlen müssen.» Sie seien nach wie vor die Lastenträger und würden unter der traditionellen Rollenverteilung als «Ernährer» leiden.

Doch nicht immer sind sie das Opfer. Auch um das Macho-Bild aufrecht zu erhalten, verschulden sich Männer. «Sie leisten sich oftmals zu teure Autos, mit denen sie auftrumpfen wollen», sagt Roncoroni.

Darauf können Frauen besser verzichten. Sie würden das Budget sorgfältiger verwalten. «Ich habe häufig mit alleinerziehenden Müttern zu tun. Sie beherrschen die Kunst besser, sich mit ganz wenig Geld durchzujonglieren», sagt der Schuldenberater und Rechtsantwalt.

Abgesehen von der Genderfalle: Die stets ansteigende Schuldenquote könnte jedoch gemäss Roncoroni verhindert werden. Denn die Schweizer seien grundsätzlich unnötig verschuldet. Die Gefahr lauere vor allem bei den Steuern: «Weil man diese separat bezahlen muss, gibt es mehr Überschuldete.» Verfügte die Schweiz über das Modell der Quellenbesteuerung, sähe die Schuldensituation besser aus.

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60 Kommentare
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19.09.2019 18:57registriert September 2019
„Die Rollenverteilung wird ihnen zum Verhängnis.“ Nein wegen Gerichtsentscheiden, es reicht schon zu sehen, dass gerade mal 6% das Sorgerecht erhalten. Einer von vielen Gründen, weshalb auch bei Suiziden Männer die Mehrheit stellen. Bei einer Scheidung wirst du in westlichen Staaten als Mann ausgenommen bis zum Existenzminimum und viele Frauen können lassen und machen, was sie wollen. Als Drohungsgrund wird dann immer das gemeinsame Kind genannt und dem Mann das Besuchsrecht verwehrt.
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dommen
19.09.2019 18:53registriert Januar 2016
"Verfügte die Schweiz über das Modell der Quellenbesteuerung, sähe die Schuldensituation besser aus..." - Man(n) kann übrigens auf der Gemeindehomepage übrigens den fälligen Betrag ausrechnen. Dann teilt man diesen durch 13 oder 14, lässt sich von der Steuerbehörde einen leeren Einzahlungsschein zusenden und macht bei der Bank einen Dauerauftrag. Keinen Gedanken mehr an Steuern und alles was auf dem Konto ist, gehört einem dann auch wirklich. Ich weiss wirklich nicht, wo das Problem ist...
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19.09.2019 20:19registriert März 2014
Ich hätte gerne genauere Zahlen hier. Ja, Alimente sind sauteuer. Kinder als Haupt-Sorgeberechtigte/r grossziehen aber auch. Vor wenigen Jahren hiess es noch, das grösste Armutsrisiko treffe alleinerziehende Frauen. Bei der Verschuldung sind aber die Männer (insbes. Alimentezahler) an der Spitze. Roncoroni erwähnt ja, dass Frauen oft sehr gut haushalten, ergo mit wenig durchkommen OHNE sich zu verschulden. Ob diese Frauen unterm Strich mehr zur Verfügung haben, als der durchschnittl. Mann, der sich so verschuldet? Das wüsste ich gern. Ohne diese Zahlen bleibt der Artikel uneindeutig.
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