Der Erpressungsversuch an Bundesrat Alain Berset hat in der letzten Woche für Schlagzeilen gesorgt. Auch der Magistrat selbst hat sich vor versammelten Medien zum Fall geäussert, nachdem die Weltwoche am letzten Samstag von einer Geldforderung einer unbekannten Personen von 100'000 Franken gegen Aushändigung von Fotos und Textnachrichten geschrieben hatte.
Aber Berset ist bei weitem nicht der einzige Politiker, der die Behörden einschalten musste. Mehr als die Hälfte der National- und Ständeräte ist schon einmal bedroht, mit Erpressungsversuchen konfrontiert oder erpresst worden, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Die Zeitung hatte 102 Parlamentarierinnen und Parlamentarier befragt.
Das entspricht rund 40 Prozent der Bundesversammlung. Fast jeder dritte National- oder Ständerat schaltete daraufhin die Polizei oder die Justiz ein. Ferner zeigt die Befragung, dass Politikerinnen deutlich häufiger mit Drohungen konfrontiert werden als ihre männlichen Kollegen.
Zwei Drittel der Teilnehmerinnen gaben an, bereits einmal bedroht oder erpresst worden zu sei. Bei den Männern liegt der Prozentsatz 20 Punkte tiefer.
Ein Politiker beschreibt einen Vorfall, bei dem er im öffentlichen Raum Flyer verteilte. Eine Person sei daraufhin an ihn herangetreten und zu ihm gesagt, «dass er ihn verprügle, sollte er mich in einer einsamen Gasse erwischen».
Eine andere Politikerin wurde erpresst, dass ein WhatsApp-Chatverlauf, den sie mit einem Wähler hatte, veröffentlicht werde. Worauf sie die Behörden einschaltete.
Die Waadtländer FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro fordert nun, dass exponierte Personen besser geschützt werden. Sie wird am Montag eine Motion, die solche Drohungen und Erpressungen von Amtes wegen verfolgen lassen soll, einreichen.
De Quattro spricht aus eigener Erfahrung. Dem Sonntagsblick sagt die: «Schon in meiner Zeit als Waadtländer Staatsrätin wurde ich regelmässig mit Todesdrohungen und versuchter Nötigung konfrontiert.»
(aeg)