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Vom Ort des Hasses zum Ziel des Hasses: Die Finsbury-Park-Moschee

epa06036622 (FILE) - A police officer stands in front of Finsbury Park Mosque in north London, Britain, 20 January 2003. According to the Metropolitan Police Service, police responded on 19 June 2017, ...
Die Finsbury-Park-Moschee im Norden Londons sieht sich laut ihrer Leitung als Opfer eines «Terroranschlags» mit mindestens zehn Verletzten und womöglich einem Toten, nachdem ein Mann einen Lieferwagen in eine Gruppe von Muslimen lenkte.Bild: NICOLAS ASFOURI/EPA/KEYSTONE

Vom Ort des Hasses zum Ziel des Hasses: Die Finsbury-Park-Moschee

19.06.2017, 14:4419.06.2017, 15:48
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Jahrelang galt sie als Symbol für islamistischen Hass, jetzt ist sie womöglich Ziel eines Muslim-Hassers geworden: Die Finsbury-Park-Moschee im Norden Londons sieht sich laut ihrer Leitung als Opfer eines «Terroranschlags» mit mindestens zehn Verletzten und womöglich einem Toten, nachdem ein Mann einen Lieferwagen in eine Gruppe von Muslimen lenkte.

In den 1990er Jahren wurde die Moschee nahe dem gleichnamigen Finsbury Park international bekannt. Seit 1995 war der Imam in dem roten Ziegelbau mit Minarett der frühere Afghanistan-Kämpfer Abu Hamza. Der Einäugige machte nicht nur mit seiner Metallhaken-Prothese an der rechten Hand von sich reden, sondern vor allem mit Brandreden gegen den «amerikanischen Satan».

Muslim cleric Sheikh Abu Hamza (2nd L) is pictured surrounded by supporters outside the North London Mosque at Finsbury Park in this February 7, 2003 file photo. London imam Abu Hamza al-Masri was con ...
Unter Sheikh Abu Hamza spielte die Moschee bei der Radikalisierung junger Muslime eine wichtige Rolle. Bild: X01449

Unter Hamza spielte die Moschee bei der Radikalisierung junger Muslime eine wichtige Rolle. Zu ihren Besuchern gehörten etwa der britische «Schuhbomber» Richard Reid sowie der Franzose Zacarias Moussaoui, der an den Vorbereitungen für die Terroranschläge vom 11. September 2001 beteiligt war.

Bei einer nächtlichen Razzia im Jahr 2003 beschlagnahmten die Ermittler in der Moschee Waffen, rund hundert gestohlene oder gefälschte Pässe sowie Schutzanzüge gegen chemische Angriffe. Ein Jahr später wurde Hamza auf US-Antrag verhaftet.

In London wurde er wegen Aufrufs zum Rassenhass und zu Mordanschlägen 2006 zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. 2012 wurde er in die USA ausgeliefert, wo er drei Jahre später zu lebenslanger Haft wegen Verwicklung in eine Geiselnahme im Jemen und Unterstützung des Terrorismus in Afghanistan verurteilt wurde.

Local people observe prayers at Finsbury Park where a vehicle struck pedestrians in London Monday, June 19, 2017. Police say a vehicle struck pedestrians near a mosque in north London, leaving several ...
Die neue Leitung der Moschee ist bemüht, den Ruf als Hort des Islamismus abzulegen und die Moschee auch für Andersgläubige zu öffnen. Muslime beten nach dem Angriff von Montagnacht für die Opfer. Bild: AP/PA

Ruf wiederherstellen

Inzwischen ist die neue Leitung der Moschee bemüht, den Ruf als Hort des Islamismus abzulegen und die Moschee auch für Andersgläubige zu öffnen. Wenige Wochen nach den Attentaten von Paris im Januar 2015 nahm die Gemeinde an einem Tag der offenen Tür teil, der vom britischen Muslimrat MCB organisiert wurde.

«Wir arbeiten daran, unsere Moschee und unsere Aktivitäten für die Allgemeinheit zu öffnen», sagte einer der Moschee-Verwalter, Khalid Oumar. Trotz aller Bemühungen erhielt die Gemeinde nach den islamistischen Anschlägen von Paris zahlreiche Drohbriefe und -Mails.

Nach dem mutmasslichen Anschlag mitten im Fastenmonat Ramadan ist die Gemeinde nun «unter Schock», wie der Vorsitzende des Moscheevereins, Mohammed Kozbar, sagt: «Unsere Gedanken und Gebete sind mit denen, die getroffen wurden.» (sda/afp)

Minivan rast in Menschenmenge – ein Toter und zehn Verletzte

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Auto rast in London in Menschenmenge
In der Nacht auf Montag raste ein Kleintransporter nahe einer Moschee im Londoner Stadtteil Finsbury Park in mehrere Fussgänger. Auch am Morgen danach ist das Gebiet weiträumig abgesperrt und die Spurensicherer sind vor Ort.
quelle: epa/epa / facundo arrizabalaga
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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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JonSerious
19.06.2017 14:53registriert Februar 2015
Die Terroranschläge von 2001 waren nicht am 9. September, sondern am 11. September.
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Jonasn
19.06.2017 19:09registriert Februar 2014
Nachdem der Autor dieses Artikels in mehreren Absätzen diese Moschee als Ort des Hasses und Hauptquartier eines radikalen Imams von vor vielen Jahren beschreibt, hätte man ruhig darauf hinweisen können, dass diese Moschee nicht nur wichtige Preise gewonnen hat (http://www.islingtongazette.co.uk/news/finsbury-park-first-mosque-to-win-prestigious-national-award-1-3836208) sondern tatsächlich mittlerweile seit mehreren Jahren bereits eine sehr offene Vorzeigemoschee ist.
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NWO Schwanzus Longus
19.06.2017 15:36registriert November 2015
Abu Hamza macht rt wenn er sagt Amerika ist Satan. Nur sollte man diese Moschee mal schliessen, kann nicht sein das der extremismus weiterhin geduldet wird rt
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