Trump will neuen Fed-Chef verkünden

Trump will neuen Fed-Chef verkünden

02.11.2017, 09:44

Am (heutigen) Donnerstag soll die Wirtschafts- und Finanzwelt erfahren, wer künftig die mächtigste Zentralbank führt. Es wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump seinen Kandidaten für den Chefposten der Federal Reserve (Fed) nennt.

Die erste Amtszeit der derzeitigen Vorsitzenden Janet Yellen geht im Februar 2018 zu Ende. Trump sieht sie als «beeindruckende Persönlichkeit» - als Favorit für die Nachfolge der 2014 von Ex-Präsident Barack Obama eingesetzten Ökonomin gilt jedoch der erfahrene Notenbanker Jerome Powell. Die Zinspolitik liess die Fed am Mittwoch zunächst unverändert.

Powell wird im Gegensatz zu Yellen eine gewisse Nähe zu den regierenden Republikanern nachgesagt. Er hatte bereits für die Regierung von George H. W. Bush gearbeitet. Ökonomisch vertritt Powell jedoch im Grundsatz die Linie Yellens, so dass Experten im Fall seiner Wahl eine kontinuierliche Weiterentwicklung der US-Geldpolitik erwarten.

Die US-amerikanische Notenbank kann über die Instrumente Zinsen und Geldmenge wirtschaftliche Entwicklungen und Entscheidungen in der ganzen Welt mitprägen. Ihr Chef oder ihre Chefin gehört zu den einflussreichsten wirtschaftlichen Akteuren überhaupt.

Auch der Aussenwert des US-Dollars, in dem sich etwa viele Länder verschuldet haben, hängt massgeblich von der Politik der Fed ab. Die Devisenkurse sind zudem ein wichtiger Faktor in den internationalen Handelsströmen. Vor allem über die Zinsen steuert die Fed auch die Kosten von Krediten und Investitionen, die die Wirtschaft ankurbeln können. Ein Kernziel ist ausserdem die Preisstabilität.

Unmittelbar vor der Personalentscheidung liess die Notenbank in Washington ihren Leitzins am Mittwoch erwartungsgemäss unangetastet. Der Zins für kurzfristige Anleihen, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht gegenseitig Geld leihen, bleibt in einem Zielkorridor von 1.0 bis 1.25 Prozent. Dies teilte der Offenmarktausschuss der Fed nach seiner November-Sitzung mit. Die Märkte rechnen nun weiterhin mit einer Zinsanhebung im Dezember.

Die Notenbank blickt derzeit mit Sorge auf die Daten zur Teuerung, die trotz der günstigen Wachstums- und Arbeitsmarktbedingungen nicht in gewünschtem Masse anzieht. «Die Inflation für Güter mit Ausnahme von Nahrungsmitteln und Energie ist weiterhin schwach», hiess es in einer Mitteilung. Die Fed geht davon aus, dass die Zielmarke von zwei Prozent erst in geraumer Zeit erreicht werden kann. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt ein solches Inflationsziel, sie sieht Preisstabilität bei knapp unter 2 Prozent Teuerung.

Die Entscheidung über die neue Führung wurde überschattet von der Diskussion um die Zukunft Yellens. Die 71-Jährige steht grundsätzlich für eine Verlängerung bereit. Powell soll allerdings insgesamt bessere Karten haben. Er ist bereits Mitglied im Führungsgremium der Fed und gilt als moderater Notenbanker.

Von Powell wird erwartet, dass er den Kurs Yellens mit leichten Zinserhöhungen und einem langsamen, aber stetigen Verkauf von in der Finanzkrise zugekauften Anleihen fortsetzen wird. Er gilt auch als persönlicher Favorit von Finanzminister Steven Mnuchin. (sda/apa/dpa)

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