«Tennis ist eine Kopfsache», sagte Roger Federer einst in einem Interview, «plötzlich macht es Klick, und die Siege kommen zurück. Genau erklären kann ich mir das auch nicht.» Wüsste es der Maestro, er würde Landsmann Stan Wawrinka nun bestimmt das Rezept zur Rückkehr verraten.
In einem Monat ist der Davis-Cup-Final in Frankreich und Wawrinkas Formkurve zeigt steil nach unten. In Basel schied die Weltnummer 4 gestern zum dritten Mal in Folge gleich in der Startpartie aus. Vor der Niederlage gegen Michail Kukuschkin (ATP 74) in der St.Jakob-Halle scheiterte Wawrinka in Schanghai an Gilles Simon (ATP 29) und in Tokio an Tatsuma Ito (ATP 103).
Wawrinka weiss, woran es liegt, dass er momentan nicht in der Verfassung ist, um gross aufzuspielen: «Es fehlt mir einfach das Vertrauen, um Matches zu gewinnen.» Eine Frage seines Spiels sei es nicht, sagte der Australian-Open-Sieger nach dem Out gegen Kukuschkin. Er sei auch nicht beunruhigt im Hinblick auf die nächsten Wochen und auf den Davis-Cup-Final: «Ich weiss, wenn ich in den jetzigen Turnieren keine solchen ersten Runden zeigen würde, könnte ich einige Siege aneinanderreihen.»
“@SwissMinipeople: #stanwawrinka #SwissIndoors pic.twitter.com/sMHbccK6ky” 😂😂😂
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 22. Oktober 2014
Vielleicht müsste Wawrinka, der Doppel-Olympiasieger von 2008, sich mit Simon Ammann unterhalten. Der vierfache Olympiasieger (2002 und 2010) aus dem Toggenburg übt mit dem Skispringen eine Sportart aus, in welcher der Kopf eine noch viel entscheidendere Rolle spielt. Ist ein Springer mental blockiert, hüpft er höchstens – ist der Knopf gelöst, segelt er wieder weit hinunter. Viele Spitzenspringer, auch Ammann, hatten Phasen in ihrer Karriere, in denen plötzlich hinten und vorne nichts mehr zusammenstimmte. Ammann fand den Weg aus dem Loch. Er wurde noch einmal Doppel-Olympiasieger, Weltmeister, Gesamtweltcup-Sieger.
Aller Voraussicht nach wird Wawrinka sein Programm für die Schlussphase der Tennis-Saison nicht ändern. Er wird wohl wie geplant in Paris antreten, anschliessend an den World Tour Finals der Jahresbesten in London und selbstverständlich Ende November in Lille im Final des Davis Cup. Spätestens dann, hoffen alle Schweizer Sportfans, hat Stan Wawrinka seinen Kopf wieder im Griff.
Bestimmt erhält Wawrinka auch von seinem Coach Magnus Norman viel Zuspruch. Nach der Niederlage gegen Kukuschkin twitterte er dazu sinnbildlich dieses Bild einer sich windenden Strasse, mit dem Text: «Schwierige Wege führen oft an wunderschöne Orte.»
Word pic.twitter.com/WueCbtgaW4
— Magnus Norman (@normansweden) 21. Oktober 2014