Schweiz
Gesellschaft & Politik

Müssen Auslandschweizer draussen bleiben, wenn Ecopop angenommen wird?

Die Initianten bei der Einreichung der Unterschriften
Die Initianten bei der Einreichung der UnterschriftenBild: KEYSTONE
0.2 Prozent – ohne Ausnahme

Müssen Auslandschweizer draussen bleiben, wenn Ecopop angenommen wird?

16.07.2014, 10:3016.07.2014, 10:47
Mehr «Schweiz»

Falls die Ecopop-Initiative bei einem Ja des Schweizer Stimmvolks wortgetreu umgesetzt würde, könnten Auslandschweizer nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren. Der Initiativtext verlangt, dass die Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung beschränkt wird – Ausnahmen sind nicht vorgesehen.

Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) findet dies absurd: «Das Initiativkomitee sieht nicht, wo das Problem liegt», sagt ASO-Co-Direktorin Ariane Rustichelli auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.

Tatsächlich präzisiert die Initiative nicht, mit welchen Mitteln die Zuwanderung reduziert werden soll. Vorschläge zur Kontingentierung fehlen. Wenn die Initiative angenommen würde, träfe dies also alle – «auch Auslandschweizer, die irgendwann in die Schweiz zurückkehren wollen», sagt Rustichelli. Dies sei absolut unverständlich.

Die vergessenen Schweizer

Es gibt etwa gleich viele Schweizer, die im Ausland leben, wie der Kanton Waadt Einwohner hat. Oder anders ausgedrückt: Rund 10 Prozent der Schweizer Bevölkerung leben nicht in der Schweiz. «Das ist nicht nichts! Jedoch werden die Auslandschweizer oft vergessen», kritisiert Rustichelli. Dass eine solche Initiative ins Leben gerufen werde, sei symptomatisch für eine problematische Denkweise: «Es gibt auch Schweizer, die migrieren.»

Ecopop-Direktor Andreas Thommen widerspricht: «Die Ängste der ASO sind völlig unbegründet.» Das Recht für Auslandschweizer, in die Schweiz zurückzukehren, sei mit Artikel 24 der Bundesverfassung garantiert. Dort stehe: Schweizer «haben das Recht, die Schweiz zu verlassen oder in die Schweiz einzureisen».

«Wir haben nicht mehr Platz»

Thommen sieht kein Problem darin, die aktuellen Migrationsströme von Schweizerinnen und Schweizern in den Kontingenten zu berücksichtigen. «Am besten wäre es, allen Auslandschweizern bei der Einreise den Vorrang zu geben und danach zu schauen, wie viele Ausländer noch zusätzlich einreisen können, damit die 0,2 Prozent nicht überschritten werden.»

So würde die Limite eingehalten, argumentiert Thommen. Falls es eine grosse Zunahme von Auslandschweizern gäbe, die in die Schweiz zurückkommen möchten, müsste laut Ecopop-Direktor der Bundesrat handeln. «Die Regierung müsste es ihnen erlauben, in die Schweiz zurückzukehren.»

Abstimmung am 30. November

Diese Option wäre für Thommen aber wenig erfreulich: «Falls alle zurückkehren würden, hätten wir keinen Platz mehr.» Es gebe schon heute kaum freie Wohnungen.

Die Ecopop-Initiative wird am 30. November dem Stimmvolk unterbreitet. Neben der Begrenzung der Zuwanderung verlangt sie, dass mindestens 10 Prozent der Entwicklungshilfegelder für freiwillige Familienplanung eingesetzt werden sollen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. (jas/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
Wolf reisst Schaf und Reh in Teufen (AR)

Ein Wolf hat in der Umgebung von Teufen AR letzte Woche ein Schaf und in der Nacht auf Mittwoch ein Reh gerissen. Die Wildhut geht davon aus, dass sich das Tier nur vorübergehend in der Region aufhält und dann weiterzieht.

Zur Story