Herr Eichenberger, wenn ich mich beim Autofahren aufrege, kann ich mich künftig an Sie wenden?
Kenny Eichenberger: Nein, ich bin zwar der Initiant des Projekts. Die Funktion des ersten Verkehrsombudsmanns in der Schweiz übernimmt Hans Meier. Er ist ehemaliger Chef der Abteilung Verkehrstechnik Strasse beim Tiefbauamt des Kantons Zürich und kennt die verkehrstechnischen Probleme aus seiner
langjährigen Berufserfahrung.
Weshalb haben Sie dieses Projekt initiiert?
Ich wollte endlich etwas machen und nicht ständig nur reklamieren und mich aufregen.
Was läuft falsch im Strassenverkehr?
Man steht wegen einer Baustelle im Stau, doch weit und breit ist
kein Bauarbeiter in Sicht. Oder man wartet vor einem Rotlicht, obwohl man die Baustellendurchfahrt etwas breiter machen und mit einer 30er-Beschränkung Gegenverkehr erlauben könnte. Solche Beispiele gibt es immer wieder. Das Frustpotenzial bei den Automobilisten ist gross. Der Ombudsmann soll in solchen Fällen vorgehen.
Was kann er konkret unternehmen?
Ab sofort sammelt er über die Webseite www.verkehrs-ombudsmann.ch die Reklamationen der Autofahrer. Wenn Sie zum Beispiel eine Baustelle melden, klärt Herr Meier die Situation ab.
Und was passiert dann?
Der Ombudsmann setzt sich mit der entsprechenden Behördenstelle in Verbindung und versucht eine Lösung zu finden.
Dafür haben die Behörden doch nur ein Achselzucken übrig...
Da bin ich anderer Meinung. Hans Meier kennt die wichtigsten Ansprechpartner im Verkehrswesen des Kantons und der Stadt Zürich persönlich. Er kann etwas bewegen.
Kann ich dem Verkehrsombudsmann auch gefährliche Schlaglöcher melden?
Ja, auch das nimmt der Ombudsmann entgegen.
Braucht es wirklich einen Verkehrsombudsmann? Die Autolobby hat doch bereits genug starke Vertreter.
Nein, wir haben keine starke Lobby. Und ja, es gibt ein Bedürfnis für Verbesserungen im Strassenverkehr. Wir beginnen auf der kantonalen Ebene in Zürich.
Aber der Trend in der Schweiz geht weg vom Auto: Der Autosalon leidet unter schwindenden Besucherzahlen, es gibt weniger Neulenker. Die Jungen wollen Zugfahren oder betreiben Carsharing.
Die Jungen haben heute einfach weniger Geld, um ein Auto zu kaufen, weil der Anteil der Studierenden unter ihnen wächst. Sie kaufen ein Auto erst zu einem späteren Zeitpunkt und fahren deshalb mehr Zug oder teilen die Autos. Damit Sie mich richtig verstehen: Ich finde Mobility und den öffentlichen Verkehr in der Schweiz gut – ich habe selber auch ein Halbtax. Wir setzen uns aber für einen flüssigeren Verkehr auf der Strasse ein. Das reduziert den CO2-Ausstoss, senkt den Treibstoffverbrauch und schont die Nerven.
Gibt es den Verkehrsombudsmann in einem Jahr noch?
Ich hoffe es, weiss es aber nicht. Aber ich denke, es ist ein Versuch wert. Ich bin überzeugt, es wird klappen.