Nordkoreas Medien vermelden «erfolgreichen» Atomwaffentest

Nordkoreas Medien vermelden «erfolgreichen» Atomwaffentest

09.09.2016, 07:36

Nordkorea hat am Freitag die Zündung einer Atombombe bestätigt. Es habe sich um einen «erfolgreichen» Atomwaffentest gehandelt, berichtete das staatliche Fernsehen.

Man sei nun in der Lage, atomare Sprengköpfe auf ballistische Raketen zu montieren, berichteten am Freitag das Staatsfernsehen. Der Test sei eine Reaktion auf Bedrohungen und Sanktionen von feindlichen Mächten, darunter auch die USA. Nordkorea werde sein Atomwaffenprogramm weiter vorantreiben.

Zuvor hatte es aus Südkorea geheissen, der Norden habe «höchstwahrscheinlich» zum fünften Mal eine Atombombe zu Testzwecken gezündet. Seismologen hatten ein Erdbeben der Stärke 5.3 in Nordkorea festgestellt. «Der Ort und die Stärke» der Erderschütterungen deuteten auf eine Atomexplosion hin, sagte ein südkoreanischer Regierungsvertreter der Agentur Yonhap.

Es handle sich um einen klaren Verstoss gegen Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats, erklärte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye nach Angaben ihres Büros. Der fünfte Test dieser Art belege die «wahnsinnige Rücksichtslosigkeit» von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un. Experten gingen von einer höheren Sprengkraft aus als bei der letzten Atom-Detonation im Januar.

Laut dem südkoreanischen Generalstab wurden die Erdstösse bei dem Testgelände Pyunggye-Ri festgestellt, wo bisher alle vier unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 erfolgten.

Telefonat mit Obama

Präsidentin Park telefonierte einer Meldung der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge mit US-Präsident Barack Obama, dessen Land Tausende Soldaten in Südkorea stationiert hat. Zum Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Die südkoreanische Regierung berief den Nationalen Sicherheitsrat ein. Das Militär richteten einen Krisenstab ein.

Ein Sprecher der japanischen Regierung sagte, der Erdstoss deute mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Atomtest hin. Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, ein solcher Test könne nicht toleriert werden.

China rief die Staatengemeinschaft zur Zurückhaltung auf. Niemand, auch nicht Nordkorea, könne ein Interesse an Chaos oder Krieg auf der koreanischen Halbinsel haben, hiess es in einem am Freitag veröffentlichten Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Der Test sei zwar «nicht weise», hiess es weiter. Allerdings habe Südkorea durch die Entscheidung zur Stationierung des US-Raketenabwehrsystems Thaad das strategische Gleichgewicht in der Region schwer beschädigt.

Das chinesische Umweltministerium liess entlang der Grenze zu Nordkorea nach einem Bericht des Staatsfernsehens messen, ob Strahlung auftrat. Die Börsen in Asien verbuchten Verluste.

Stärker als Bombe von Hiroshima

Das chinesische Erdbebenzentrum CENC meldete, die Erschütterungen seinen zweifellos Folge einer Explosion. Die Erdstösse bei Pyunggye-Ri wurden um 08.30 Uhr (Ortszeit) registriert.

Auch die US-Erdbebenwarte USGS hatte die Erdstösse nahe des nordkoreanischen Testgeländes gemessen und mitgeteilt, diese könnten von einer «möglichen Explosion» herrühren. Demnach wurde das Beben an der Oberfläche erfasst, normalerweise ereignen sich Erdstösse darunter.

Experten sagten, es deute daraufhin, dass es sich um den bislang gewaltigsten Atomtest Nordkoreas gehandelt haben könnte. Jeffrey Lewis vom Middlebury Institut Internationaler Studien in Kalifornien schätzte die Sprengkraft auf 20 bis 30 Kilotonnen. Das wäre mehr als die Bombe, die im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima abgeworfen worden war. Südkoreas Militär ging vorerst von zehn Kilotonnen aus.

Verdächtige Aktivitäten

Jüngst hatten Satellitenaufnahmen auf dem Testgelände schon Aktivitäten entdeckt, die auf Vorbereitungen eines fünften Atomversuchs hindeuten könnten. Nach dem Atomtest im Januar und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UNO-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.

Ungeachtet der Verwarnungen und Strafmassnahmen durch die Vereinten Nationen setzte der isolierte stalinistische Staat mit Machthaber Kim Jong Un an der Spitze seine Raketentests fort.

Das Land missachtete dabei Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, die Nordkorea solche Tests untersagen. Die Resolutionen wurden von Nordkoreas wichtigstem Verbündeten China mitgetragen.

Raketenstart am Montag

Erst am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou überschattet.

Am Dienstag hatte der UNO-Sicherheitsrat den jüngsten Raketentest Nordkoreas scharf verurteilt. Damit habe das Land gegen zahlreiche Resolutionen des Gremiums verstossen, hiess es in einer Mitteilung des Rates. (sda/afp/reu/dpa)

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