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Langnaus Trainer Heinz Ehlers war leise böse. Es schien, dass auch er nicht fassen konnte, was er eben gesehen hatte. 3:0 führten die SCL Tigers, 3:5 verloren sie am Schluss, 0:4 das Teilresultat aus dem letzten Drittel.
Nie zuvor haben die Emmentaler unter Heinz Ehlers den letzten Spielabschnitt so hoch verloren. Er sagte mit leiser Stimme, er habe gesehen, was zu diesem Untergang geführt habe. «Aber das behalten ich besser für mich.» Die Statistik sagt, wer den Zorn des Chefs erregt hat: Gleich alle offensiven Titanen (Antti Erkinjuntti, Eero Elo, Aaron Gagnon, Yannick-Lennart Albrecht und Thomas Nüssli) haben Minus-Bilanzen (-2) eingefahren.
Auf Nachfragen der Chronisten sagte Heinz Ehlers dann wenigstens diplomatisch: «Es war von allem ein bisschen zu wenig. Zu wenig Leidenschaft, zu wenig Disziplin, zu wenig Konzentration. Die Summe von allem hat zur Niederlage geführt.» Kein Pfiff übrigens von den Zuschauerrängen. Vielmehr Ratlosigkeit. Als seien alle kalt geduscht worden.
Zum gefühlten einhundertsten Mal haben die Langnauer ein Spiel verloren, das sie hätten gewinnen müssen, um einen Schritt in die Playoff-Ränge zu tun. Mit einem Sieg wären die SCL Tigers auf den 8. Platz vorgerückt – nun sind sie durch die Niederlage auf den 11. Rang abgerutscht. Hinter sich mit 8 Punkten Rückstand nur noch der hoffnungslose Tabellenletzten EHC Kloten.
So ist es immer und immer und immer wieder. Wie bei Sisyphus, der Figur aus der griechischen Mythologie. Seine Strafe bestand darin, einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen. Der Stein entglitt ihm jedoch stets kurz vor Erreichen des Gipfels und er musste immer wieder von vorne anfangen. Heute nennt man deshalb eine Aufgabe, die trotz grosser Mühen nie abgeschlossen wird, Sisyphusarbeit. Das gilt für Langnaus Bemühungen, die Playoffs zu erreichen.
Sisyphus ist für seine Versuche, die Götter auszutricksen, bestraft worden. Die Hockeygötter haben die Langnauer für ihre Hoffart mit dem Fluch von 1978 belegt.
Im Frühjahr 1978 feuerten die SCL Tigers überraschend ihren kanadischen Spielertrainer Norm Beaudin aus einem noch ein Jahr laufenden Vertrag. Obwohl er in 28 Partien 20 Tore erzielt und erst noch oft Defensivaufgaben übernommen hatte. Die Begründung: Misserfolg.
Der Misserfolg bestand den zwei Vize-Meistertiteln von 1977 und 1978! In der offiziellen Begründung hiess es: «… es hätte mehr sein können, ja mehr sein müssen.» Im März 1978 hatten die Emmentaler den Titel im allerletzten Spiel durch eine 3:6-Heimniederlage gegen den SC Bern verpasst.
Unvergessen bleibt für alle Zeiten die dramatische Szene, wie sich der damalige Ligapräsident André Perey in der zweiten Pause beim Stande von 1:4 demonstrativ von seinem Sitz auf der Tribüne erhob und für alle der 6218 Zuschauerinnen und Zuschauer sichtbar mit seiner Entourage die Arena mit dem Pokal hocherhoben in Händen verliess um ihn nach Biel zu bringen. Dort besiegten die Bieler Kloten 4:1 und holten dank Langnaus Niederlage ihren ersten Titel.
Wie wir heute wissen, hat der schwergewichtige Waadtländer Nationalrat, Landwirt und Weinbauer damals mit dem Pokal auch Langnaus Hoffnungen auf einen weiteren Titel für immer aus dem Stadion an der Ilfis getragen. Es war der gefühlt bitterste Augenblick für die Emmentaler seit der Enthauptung von Bauernkönig Niklaus Leuenberger am 27. August im Jahre des Herrn 1653 zu Bern.
Norm Beaudin war im Frühjahr 1976 Nachfolger von Meister-Spielertrainer Jean Cusson geworden. Einen Trainer zu entlassen, der eine Dorf-Mannschaft zweimal auf den zweiten Platz geführt hat – so viel Hochmut konnten, durften die Hockeygötter einfach nicht ungestraft lassen.
Seither ist zwar den Langnauern immer wieder der Wiederaufstieg in die NLB bzw. in die NLA geglückt – aber seit 1978 sind sie in 39 Jahren nur noch ein einziges Mal zum Kampf um den Meistertitel zugelassen worden: durch die bisher einzige NLA-Playoff-Qualifikation im Frühjahr 2011 unter John Fust (Viertelfinal-Aus gegen den SCB). Und dieser Triumph brachte dem kanadisch-schweizerischen Doppelbürger kein Glück. Er ist heute arbeitslos.
Nun deutet vieles darauf hin, dass auch Heinz Ehlers die Rache der Hockeygötter spürt. Dass auch er immer wieder dann verliert, wenn er drauf und dran ist am 8. Platz.
Trotzdem möchte Sportchef Jörg Reber den Vertrag mit seinem Trainer verlängern. Er hat eine Option, dass sich das Arbeitsverhältnis bei einer Playoff-Qualifikation automatisch um ein Jahr prolongiert. Aber es ist wohl besser, nicht darauf zu bauen und vorher zu verlängern. Er sagt: «Ja, wir sind an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit interessiert.» Heinz Ehlers will hingegen noch nichts von konkreten Verhandlungen wissen.
Eine Überraschung hat der Sportchef neben dem Eis erlebt. Kürzlich öffnete Jörg Reber eine Bürotür und drin sass der auch im Emmental bestbekannte, überaus tüchtige Ex-YB-General Alain Kappeler, früher auch im Eishockey in Davos in einer Führungsposition. Er ist im September 2016 bei YB zusammen mit Sportchef Fredy Bickel gefeuert worden. Auf Nachfrage erfuhr Jörg Reber Sportchef, dass Alain Kappeler als General Manager sein neuer Chef in Langnau werden soll. Potz Donner!
Gewährsleute erzählen nun, alles sei klar gewesen, sozusagen fast per Handschlag besiegelt – bis Alain Kappeler seine konkreten monetären Forderungen und Zielvereinbarungen präsentiert habe. Ein Geschäftsführungsmitglied soll danach gespottet haben, er sei nach dem Lesen dieser Forderungen erst im Sanitätsraum des Stadions aufgewacht – der Herzschlag habe ausgesetzt und er sei hart mit dem Kiefer auf der Pultkante aufgeschlagen.
Es ist wie es ist: Alain Kappeler kommt nun doch nicht. Dafür hat Verteidiger-Jahrzehnttalent Miro Zryd inzwischen seinen Abgang bestätigt. «Ja, es stimmt ich werde Ende Saison gehen. Mit dem neuen Klub habe ich vereinbart, dass ich noch nicht sagen, wo ich spielen werde.»
Sportchef Jörg Reber hat nun Offerten gemacht. Zurzeit Wunsch A: Noah Schneeberger (29) vom HCD. Wunsch B: Lukas Stoop (27) vom EHC Kloten.