Polizei bringt Viertel in Hamburger Innenstadt unter Kontrolle

Polizei bringt Viertel in Hamburger Innenstadt unter Kontrolle

08.07.2017, 04:20

Die Lage in der Hamburger Innenstadt ist in der Nacht zum Samstag nach gewaltsamen Protesten gegen den G20-Gipfel eskaliert. Nach Plünderungen und brennenden Barrikaden rückte die Polizei gegen etwa 1500 Militante vor. Im Verlauf der Nacht beruhigte sich die Lage.

Nach zweitägigen Strassenschlachten am Rande des G20-Gipfels stürmte die Polizei in der Nacht das Hamburger Schanzenviertel rund um die Autonomen-Hochburg Rote Flora. Spezialeinheiten mit Sturmgewehren rückten in die Strasse Schulterblatt vor, in der das seit Jahrzehnten besetzte Theater liegt.

Ein Grossaufgebot von Polizisten war mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken im Einsatz. Sie löschten brennende Barrikaden und gingen gegen Randalierer vor, die die Beamten zuvor mit Steinen und Farbbeuteln beworfen, Läden geplündert und Böller gezündet hatten.

Über dem Viertel schwebte stundenlang ein Helikopter mit Suchscheinwerfer. Einige Barrikaden brannten auch am frühen Morgen noch. Verkohlte, teils noch rauchende Trümmer liessen viele Strassen wie ein Schlachtfeld wirken.

Geschäfte geplündert

Die Polizei sprach von etwa 1500 Randalierern. Bei den Krawallen seien Scheiben eines Supermarkts, einer Drogerie, einer Bank, einer Bäckerei sowie diverser Bekleidungsgeschäfte eingeschlagen worden. Anschliessend sei es zu Plünderungen gekommen, zudem seien Brandsätze und Gasflaschen in ausgeraubte Läden geworfen worden.

Auch die Beamten wurden laut Polizei Ziel massiver Angriffe. Einer von ihnen sei von einem Gegenstand getroffen worden und habe einen Unterschenkelbruch erlitten.

Seit Donnerstag hatten sich Hunderte Autonome Kämpfe mit den Sicherheitskräften geliefert. Die Beamten setzte Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke gegen vermummte Demonstranten ein, die Böller und Rauchbomben zündeten und die Beamten mit Flaschen, Fahrrädern und anderen Gegenständen bewarfen.

200 verletzte Beamte

Bei den Strassenschlachten wurden nach Polizeiangaben knapp 200 Beamte verletzt. Wegen der Ausschreitungen hat die Polizei nach eigenen Angaben inzwischen 83 Menschen fest- und 19 weitere in Gewahrsam genommen.

Die Hamburger Polizei hatte Verstärkung angefordert, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Die Zahl der aus dem gesamten Bundesgebiet in der Hansestadt zusammengezogenen Polizisten steigt damit auf etwa 21'000 Beamte. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Gewalt und stellte sich ausdrücklich hinter die Polizei. Die Ehefrau des US-Präsidenten, Melania Trump, schrieb: «Meine Gedanken sind bei jenen, die bei den Protesten in Hamburg verletzt wurden. Ich hoffe, alle bleiben sicher!»

Der öffentliche Nahverkehr wurde von den Ausschreitungen in Mitleidenschaft gezogen, einige S- und U-Bahnlinien wurden zeitweise gesperrt.

Abseits der Sperren und zwischen den Hotspots herrschte in der Schanze vor dem Vorrücken der Polizei Volksfeststimmung. Aus den Hauseingängen wurde laute Musik gespielt, die Leute sassen in der milden Nacht auf der Strasse, tranken Bier und beobachteten die Lage. (sda/reu/dpa/afp)

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