Der Ton in der Corona-Diskussion hat sich deutlich verschärft. Die Virologin Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf hat genug. Nach ihrem Auftritt in der ZDF-Talksendung «Maybrit Illner» vom vergangenen Donnerstag hat die deutsche Wissenschafterin auf Bedrohungen reagiert und auf Twitter erklärt:
Eckerle ist im deutschen Sprachraum auf vielen medialen Ebenen aktiv, besonders auch auf Twitter. Dort warnt sie schon seit geraumer Zeit vor unterschätzten Covid-19-Gefahren. Noch am Freitag macht sie auf einen Schweiz-kritischen Artikel in der «New York Times» aufmerksam, auf den die Schweiz nicht stolz sein könne.
Und am Samstag spricht sie sich für das Tragen von Masken aus und zeigt sich erschrocken, «wie viele anfeindende Nachrichten ich dafür bekomme. Ich sorge mich, dass die Ernsthaftigkeit der Lage noch nicht ausreichend kommuniziert & verstanden ist». Einen Tag später tweetet sie ihre Strafandrohungen. Nun will Isabella Eckerle in nächster Zeit weitere Medienanfragen vermeiden, wie sie erklärt: «Wir sind auch wegen der steigenden Fallzahlen im Moment im Labor sehr eingespannt».
Breit exponiert sich auch der Epidemiologe Marcel Tanner von der Task Force des Bundes. Zum einen in den Medien aber auch an Podiumsdiskussionen in der ganzen Schweiz. Bedroht fühlt er sich dabei nicht, auch wenn einigen der Anstand in der Diskussion fehle. «Corona-Reflektierer sind keine homogene Gruppe. Die einen richten sich einfach fundamentalistisch gegen den Staat. Mit den einen kann man gut reden, mit den anderen weniger», sagt Tanner.
Vor ein paar Tagen war der Epidemiologe mit dem ehemaligen «Mister Corona» Daniel Koch an einer Veranstaltung in Brig. Auch dort wurde er mit der «Maskenlüge» konfrontiert. Er dramatisiert das nicht. «Wenn die Rufe oder Mails beleidigend oder fanatisch sind, muss nicht darauf eingehen. Stellen die Leute mit Anstand kritische Fragen, bekommen sie auch gerne eine Antwort».
Menschen die Hatespeech verteilen seien eine Minderheit. «Sie gehen von Podium zu Podium wie Protesttouristen». Natürlich sei der Ton zur Zeit des Lockdowns und während der Öffnungen weniger aggressiv gewesen. «Mit jedem Anstieg der Infektionszahlen werden Tausend neue Experten geboren», sagt der frühere Direktor des Schweizerischen Tropeninstituts. Trotzdem würde er nie mit Gericht drohen. Wichtiger sei mit guter Kommunikation, die nicht beleidigt, Antworten zu geben.
Dass Wissenschafter nun plötzlich handzahm würden, verneint Tanner vehement. «Wir berichten, was wir wissen und auch nicht wissen. Nur so kann man auch Gegnern sachlich begegnen. Besonnen heisst nicht zahm, sondern einfühlend die Wissenschaft der Bevölkerung und auch der Politik verständlich machen», sagt der Epidemiologe.
Nicht alle Wissenschafter sind von Hate Speech betroffen. Pietro Vernazza, Chefarzt an der Klinik für Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen, hat keine persönlichen Angriffe erlebt. Für seine seit Beginn der Krise generell eher liberale Haltung hat er in den vergangenen Wochen viel Zustimmung erhalten. Die Einteilung von Menschen in Pro und Contra, die er in den Medien beobachtet, gefällt dem Infektiologen nicht, er hält sie in der Diskussion für kontraproduktiv.
Generell zeigt eine Untersuchung der Forschungsstelle Sotomo in Zusammenarbeit mit der Frauenorganisation Alliance F, dass sich das Phänomen Hatespeech durch Corona zugespitzt hat. «Im Lockdown kam es zu einer Solidaritätswelle. Nach den ersten Lockerungen nahmen Wut und Hass im Internet zu», sagt Sophie Achermann von Alliance F, die ein Projekt gegen Hatespeech lanciert hat.
Es sei ein interessantes Phänomen, dass Menschen nun über die Coronaskepsis auf die Schiene der Verschwörungstheorien gelangten. Das geschehe aber nicht von heute auf morgen, sagt Achermann. Meistens gelangten diese über Hasskommentare in normalen Medien auf spezifische Seiten, auf denen Verschwörungstheorien zu finden seien. «Unser Projekt Hatespeech soll deshalb auch eine gewisse Prävention im Internet bewirken, um eine Radikalisierung durch Corona zu verhindern.»
Wenn man Zielscheibe von Hass sei, brauche das viel Energie. Nichts gegen Hater zu unternehmen, habe die Situation im Internet aber nicht verbessert. Deshalb ist ihr die Aktion von Eckerle sympathisch. «Eigentlich sollte man an die ganze Bevölkerung appellieren, sich dagegen zu stellen. Zu sagen, in diesem Ton diskutiert man nicht. Unabhängig von Meinungen und Fakten», sagt Achermann.
Dann würde den Leuten mit der Zeit klar, dass diese Hater einen viel zu grossen Platz einnähmen im Internet, aber eigentlich doch nur wenige seien. «Mit unserem Projekt wollen wir die Zivilcourage wecken, um gegen Hass im Netz vorzugehen», sagt Achermann.
Damit ist eigentlich alles gesagt und wir dürfen uns das auch gerne beim nagsten Kommentar uns nochmals durch den Kopf gehen lassen. Und entscheiden ob wir das wirklich so veröffentlicht sehen wollen oder doch nur im Moment eine Sicherung druchgebrannt ist. Ich für meinen Teil lösche in letzter Zeit häufig meinen ganzen Kommentar wieder.
Früher verhielt sich der Dumme leise und war froh, wenn die anderen nicht merkten, dass man dumm ist.
Heute treffen sich all die Verblödeten in Sozialen Netzwerken und fühlen sich durch die hohe Anzahl an Gleichgesinnten in ihrem Recht auf Dummheit bestärkt...
Ihr habt ja das Recht auf Dummheit... aber könnt ihr nicht wieder in den Keller damit wie früher?