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Pixel 5 im Test: Googles neues Android-Smartphone macht richtig Spass

Pixel 5: das neue Google-Smartphone.
Pixel 5: das neue Google-Smartphone.bild: Jan Mölleken

Googles Pixel 5 ist das perfekte Smartphone für alle, die ein vernünftiges Handy wollen

Mit dem Pixel 5 geht Google bei seiner Smartphone-Linie neue Wege: Erstmals seit Jahren zielt der Internet-Riese nicht auf den prestigeträchtigen Oberklasse-Markt, sondern baut ein pragmatischeres Telefon. Geht die Rechnung auf? Unser Test zeigt es.
18.10.2020, 11:0318.10.2020, 13:42
Jan Mölleken
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Ein Artikel von
t-online

Mit dem Pixel 5 hat Google Anfang Oktober sein neues Top-Gerät vorgestellt, das gar kein Spitzen-Smartphone sein möchte. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Stattdessen hat Google an verschiedenen Enden gespart und kann es nun – trotz 5G-Unterstützung – im Segment der gehobenen Mittelklasse verkaufen.

Seit dieser Woche ist das Smartphone im Handel (in der Schweiz wie immer nur bei wenigen Online-Händlern). watson-Medienpartner t-online hat es bereits getestet und verrät, ob die neue Mittelklasse für das Pixel 5 ein Fort- oder ein Rückschritt ist.

Mittelklasse-Prozessor – genau die richtige Entscheidung

Mit dem Pixel 5 vollzieht Google den Wechsel von der Ober- in die gehobene Mittelklasse. Festmachen kann man das vor allem am Prozessor im neuen Smartphone: Darin steckt nämlich ein Snapdragon 765G. Die Oberklasse-Smartphones der Konkurrenz setzen derzeit auf den deutlich potenteren – und teureren – Snapdragon 865. Das führt zu der interessanten Besonderheit, dass das Pixel 5 tatsächlich langsamer rechnet als sein Vorgänger Pixel 4. Und trotzdem ist es genau die richtige Entscheidung von Google.

Denn die überwiegende Mehrheit der Nutzer wird mit der Leistung des neuen Prozessors auskommen – gleichzeitig ist der Chip genügsamer, was den Energiebedarf angeht. So kommt es, dass man mit dem Pixel 5 – trotz stromhungrigem 5G-Datenfunk – gut durch den Tag kommt. Und während viele Konkurrenten ihre Smartphones aufgrund der 5G-Modems verteuern mussten, kann Google beim Pixel 5 den Preis sogar senken: Knapp 700 Franken (613 Euro) kostet das Gerät zum Start. Für das Pixel 4 mit 128 GB Speicher verlangte Google noch 849 Euro (910 Franken). Hier hat Google schlau gespart.

Das Pixel 5 mit Googles Original-Android.
Das Pixel 5 mit Googles Original-Android.bild: the verge

Die Speicherausstattung ist dagegen angemessen: 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicherplatz sind für die meisten Nutzer völlig ausreichend. Auch angemessener Schutz gegen eindringendes Wasser (darf bis zu 30 Minuten 1,5 Meter untergetaucht werden) ist gegeben.

Das 6-Zoll-Display mit OLED-Technik zeigt 1080 mal 2340 Pixel und kann die Bildwiederholungsrate auf bis zu 90 Hz anheben, um etwa das Scrollen noch flüssiger zu machen. Hier müssen Käufer auf keine Annehmlichkeiten von Oberklasse-Geräten verzichten.

An anderer Stelle wurde wieder sinnvoll gestrichen: Gesichtserkennung per Infrarot-Kamera und der Radarsensor für Gestensteuerung fehlen beim Pixel 5 – vermissen wird das wohl kaum jemand. Dafür sitzt auf der Rückseite wieder ein Fingerabdrucksensor – nicht nur in der Corona-Zeit für viele Anwender ein Segen.

Kamera ist für ein Mittelklasse-Gerät ausserordentlich gut

Den Kerntugenden der Pixel-Serie ist man aber treu geblieben, etwa bei der Kamera: Die sieht der des Vorgängergeräts auf den ersten Blick sehr ähnlich. Allerdings hat Google die Tele-Linse (Zoom) gegen eine Ultraweitwinkel-Linse mit 16-MP-Sensor getauscht. Im Alltag vermutlich die bessere Wahl. Bei unseren Tests machte die Ultraweitwinkel-Kamera sehr anständige Bilder – bei schwachem Licht ist die 12-MP-Hauptkamera aber deutlich stärker.

Der Porträtmodus des Pixel 5 ist auch diesmal herausragend gut, die scharfe Trennung von Vorder- und Hintergrund gelingt Google in vielen Situationen besser als Geräten der Konkurrenz – auch mit der Selfie-Kamera. Der neue Porträt-Licht-Modus ist schöne Spielerei, im Alltag aber sicherlich nicht wesentlich. Die Fotos selbst sind sehr gut – aber eben nicht ganz auf dem Niveau der Oberklasse. Dort wird bei der Kamera-Hardware mehr Aufwand betrieben. Im Vergleich etwa zu einem iPhone 11 Pro ist ein Unterschied in den Bildern zu erkennen. Es sieht in einigen Aufnahmen so aus, als würde das Pixel 5 physisch weniger Licht aufnehmen können, auch die Schärfe von entfernten Details kann mit anderen Oberklasse-Geräten nicht ganz mithalten – erst recht nicht mit Geräten, die per Teleskop-Linse einen optischen Fünffach-Zoom ins Smartphonegehäuse gezwängt haben.

Was Googles Pixel wiederum ausgezeichnet beherrscht, ist die digitale Aufbereitung der Bilder. Selbst bei schlechtem Licht wird das Bildrauschen in den meisten Fällen besser herausgefiltert als bei der Konkurrenz – ohne dass dabei die Details stark leiden. Feine Strukturen gehen dabei mitunter aber verloren – hier liefert das zum Vergleich herangezogene iPhone 11 Pro dank seiner Deep-Fusion-Technologie deutlich überzeugendere Ergebnisse. Insgesamt macht das Pixel 5 aber sehr gute Bilder, vor allem im Alltag überzeugt die Kamera.

Akku und Aufladen

Ebenfalls nicht gespart wurde bei der Ladetechnik: Trotz Gehäuserückseite aus Aluminium kann das Pixel 5 nicht nur kabellos aufgeladen werden, es kann so selbst auch andere Geräte mit Strom versorgen. Das macht sich vor allem bezahlt, wenn man selbst oder ein Freund dringend Strom fürs Handy oder die kabellosen Kopfhörer benötigt, aber kein passendes Kabel oder eine Steckdose in der Nähe hat. Kabelloses Aufladen trotz Metallrückseite gelingt dem Pixel übrigens wohl durch einen Trick, wie Android Authority herausgefunden haben will. So ist die Aluminium-Rückseite mit einem Kunstharz überzogen. Dort, wo die Ladespule angebracht ist, soll die Metallplatte durchbrochen und nur mit dem Kunstharz gefüllt sein. Von außen ist davon nichts zu erkennen.

Der Akku selbst ist mit 4000 mAh im Vergleich zum Vorgänger noch einmal grösser geworden, das mitgelieferte 18-Watt-Netzteil lädt das Telefon nach einem Tag Nutzung meist in weniger als zwei Stunden komplett auf.

Fazit: Das vernünftigste Pixel-Smartphone bis jetzt

Möglicherweise auch nach dem Erfolg seiner günstigeren Geräte Pixel 3a und Pixel 4a hat Google seinen Fokus auf ein niedrigeres Preissegment gelenkt und sich dafür von einigen extravaganten Funktionen verabschiedet. Im Test zeigte sich: Hier haben die Entwickler ein gutes Händchen dabei bewiesen, Nutzen und Kosten verschiedener Funktionen gegeneinander abzuwägen. Herausgekommen ist ein rundheraus vernünftiges Gerät, das Smartphone-Nerds und Android-Enthusiasten dennoch Freude machen wird. Das Pixel 5 versucht zwar in keinem Bereich als bestes Gerät hervorzustechen, es vermittelt aber auch nie den Eindruck, einer bestimmten Aufgabe nicht gewachsen zu sein.

Pixel 5 vs. Pixel 4A

In Verbindung mit Googles Zusage für drei Jahre verfügbare Android- und Sicherheitsupdates sowie den vielen Kleinigkeiten, die Google Pixel-Telefonen häufig exklusiv zugesteht, ist das Pixel 5 das vielleicht perfekte Gerät für alle, die Spass an tollen Smartphones haben, auf Superlative aber verzichten können.

Das Pixel 5 im Video

Google Pixel 5 Impressions: A New Strategy?Video: YouTube/Marques Brownlee

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Beispielfotos mit dem Pixel 4
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Beispielfotos mit dem Pixel 4
Das Prunkstück des Pixel 4 dürfte mal wieder die Kamera werden. Sie erlaubt etwa (Portrait)-Fotos mit simulierter Tiefenschärfe.
quelle: 9to5google / 9to5google
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«Hey Google, was heisst jebeno?»
Video: watson
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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Victor Paulsen
18.10.2020 11:34registriert April 2019
Ein Handy für 700 ist meiner Meinung nach kein Mittelklasse handy mehr. Bei einem Mittelklassehandy denke ich an ein Handy bis 500 oder höchstens 600, aber nicht 700
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Sandro Wanderlust
18.10.2020 11:20registriert Juli 2017
Ich dachte, bei «Vernünftig» jetzt komme auch etwas über Fairness/Lieferkette/Nachhaltigkeit. Weiss man darüber auch etwas?
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LuckyBlue
18.10.2020 12:23registriert Juni 2019
Währenddessen möchte uns Apple für über 1000.- ein grösser gemachtes iPhone 4 verkaufen.
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So reagiert Apple auf die 1,84-Milliarden-Strafe der EU

Musik-Streaming-Anbieter dürfen ihre Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum künftig zwar zu einem Abo-Abschluss ausserhalb des App Stores von Apple leiten. Der iPhone-Konzern will dafür aber eine Gebühr von bis zu 27 Prozent vom Kaufpreis kassieren.

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