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5 Brettspiele zu bekannten TV-Serien

5 bekannte Fernsehserien, die man auch spielen kann 

Bild: Tom Felber
De Ohrfiige na
Viele Brettspiel-Umsetzungen von TV-Serien sind ziemlich lau, es gibt aber auch solche, welche die Atmosphäre der TV-Serie erzählerisch brutal gut herüberbringen.
06.01.2019, 14:2406.01.2019, 23:21
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Es gibt kaum eine erfolgreiche TV-Serie, zu der nicht auch Brett- oder Kartenspiele auf den Markt geworfen werden.  Beim Durchforsten meiner Spielesammlung bin ich unter vielen anderen auf Titel wie «Bauer sucht Frau», «Die Geissens», «Tatort», «Kojak», «Dallas», «Buffy», «Charmed» oder «Firefly» gestossen.

Früher war aber alles anders: Wenn man vor Jahren ein Brettspiel mit einem Lizenzthema zu einer TV-Serie oder einem Film kaufte, war eigentlich garantiert, dass es spielerisch eher blöd und ärgerlich als unterhaltsam war.

Sache war nicht ein ausgeklügeltes Spielsystem mit packendem Spielablauf, sondern gewinnorientiertes Merchandising mit Banalitäten. Das hat sich in den letzten Jahren allerdings merklich geändert. Damit meine ich nicht die unzähligen «Monopoly»-, «Risiko»-, «Cluedo»- und «Trivial Pursuit»-Ausgaben, die es zu «Big Bang Theory», «Game of Thrones» oder «Rick und Morty» gibt. Nein, es werden auch tatsächlich Spiele zu TV-Serien neu entwickelt.

Oft gibt es sogar gleich mehrere verschiedene Spiele zur gleichen Serie. Deshalb muss man höllisch aufpassen, dass man nicht das Falsche erwischt. Solche Spiele sind dann aber leider vielfach nur relativ kurze Zeit im Sortiment der Verlage und Läden. Selbst wenn sie als vergriffen gelten, findet man aber trotzdem oft noch käufliche Exemplare, wenn man im Internet danach sucht. 

«Catan Games of Thrones»

Game of Thrones Catan Schachtel
Bild: Kosmos

Ja, ja, ich weiss, es gibt noch ganz viele andere «Game of Thrones»-Spiele, die den Inhalt der Bücher und Fernsehserie treffender erlebbar machen. Wenn sich aber die ultimative Spiele-Legende, die den modernen Brettspiel-Boom mitbegründet hat, mit der angesagtesten TV-Serie verheiratet, dann hat das schon Potenzial.

Und auf eines ist immer Verlass, selbst wenn die ganze Welt vor die Hunde geht: Wo «Catan» draufsteht, ist auch «Catan» drin: Es wird gewürfelt, auf sechseckigen Plättchen gesiedelt und mit Rohstoffen gehandelt. Zusätzlich müssen die Spieler aber quasi kooperativ den Ansturm der Wildlinge über die grosse Eismauer abwehren. Überwindet nämlich einer der Gesellen die Mauer, wird das Feld für Erträge blockiert. Klaus Teuber und sein Sohn Benjamin haben das Szenario «Die grosse Mauer» aus der 2001 erschienen Catan-Erweiterung «Historische Szenarien II» neu überarbeitet und weiter entwickelt.

Es ist ein eigenständiges Spiel, sehr opulent mit viel Material und detailreichen Figuren ausgestattet und deshalb auch hochpreisig. Es ist überraschenderweise tatsächlich sehr gut in die «Game of Thrones»-Welt eingebettet. Zur speziellen Atmosphäre tragen dabei auch Aktionskarten mit Charakteren wie Jeor Mormont, Samwell Tarly oder Benjen Stark bei, die allerlei Überraschungen bieten.

Wer «Catan» eh mag, für den gewinnt das Spiel mit dieser Ausgabe an Komplexität und strategischer Spieltiefe.    

Von Klaus und Benjamin Teuber für 3 bis 4 Spieler ab 12 Jahren; ca. 90 min; Verlag: Kosmos; ca 100 Franken. 

«Breaking Bad»

Breaking Bad Spiel Box
Bild: Asmodee

«Breaking Bad» hat den Vorteil, das bis zu acht Möchtegern-Crystal-Meth-Köche mitmachen können. Der Nachteil ist, dass man (typisch Amis halt) vorzeitig vor Spielende ausscheiden kann und dann nur noch das Zugucken und frustriert Dreinschwatzen bleibt.

Die Altersangabe auf der Schachtel «ab 18» ist nicht der Komplexität, sondern dem garstigen Spiel-Thema geschuldet. Für Fans der TV-Serie ist das Material eine wahre Freude: Die Spielkarten sind gespickt mit Fotos von ikonischen Filmszenen. Acht Charaktere mit individuellen Sonderfähigkeiten von vier konkurrierenden Fraktionen können in diesem asymmetrischen, auch in Teams spielbaren Koch-Wettstreit übernommen werden, darunter Heisenberg, Jesse Pinkman, Gus Frings, Tuco Salamanca aber auch Hank Schrader und Steve Gomez von der DEA.

Drei kriminelle Kartelle versuchen, Unmengen der synthetischen Droge «Blue Sky», die als herzige himmelblaue Plastik-Kristalle beiliegen, zu produzieren und zu lagern, während die DEA ihnen das Handwerk legen will. Jede Fraktion hat ihr eigenes individuelles Kartendeck mit anderen Fähigkeiten. Das Spiel wird nicht nur durch das Ausspielen der Karten gesteuert. Für die Kriminellen ist es darüber hinaus wichtig, immer mal wieder Bündnisse einzugehen, aber Bündnispartner zum richtigen Zeitpunkt auch zu verraten.

Es gibt Schusswechsel, Krankenhausaufenthalte, DEA-Razzien und manchmal muss man seine Drogen sogar im Labor eines Konkurrenz-Kartells kochen. Falls es niemand schafft, genügend «Blue-Sky» zu horten, gewinnt einfach das letzte Kartell, das übrig bleibt. Die DEA-Spieler siegen, wenn sie alle Labore dichtmachen.

Das Spiel ist extrem chaotisch, unausgeglichen, verhandlungsabhängig und auch relativ glückslastig, aber gerade deshalb durchaus unterhaltend.  

Von Thomas Rofidal und Antoine Morfan für 3 bis 8 Spieler ab 18 Jahren; ca 60 bis 120 min; Verlag: Edge/Asmodee; ca. 60 Franken.  

«Spartacus»

Cover Spiel Spartacus
Bild: Heidelberger

Der amerikanische Verlag «Gale Force Nine» hat sich geradezu auf Brettspiele zu TV-Serien spezialisiert. Zum Repertoire gehören Spiele zu «Star Trek», «Family Guy», «Doctor Who» oder «Firefly».

Das Spiel zur TV-Serie «Spartacus» erschien sogar in einer deutschen Ausgabe im damals noch selbständigen Heidelberger-Verlag, der heute zu Asmodee gehört. Es ist wohl eines der besten Beispiele dafür, wie gut das Flair einer TV-Serie in ein Brettspiel umgesetzt werden kann. Das heisst aber nicht, dass man die Fernsehserie gut finden muss.

Meinen Geschmack traf sie nämlich gar nicht, das Spiel allerdings schon. Dessen Stärke liegt nicht zuletzt im Narrativen, im Kreieren einer speziellen Atmosphäre. Es ist kein Spiel, bei dem man einfach blöd Miniatur-Figuren aufeinander los kloppen lässt, wie es zunächst ein bisschen den Anschein macht. Nein, es ist ein knallhartes Wirtschaftsspiel, bei dem gewinnt, wer die meiste Kohle scheffelt.

Unser Business ist es, eine dekadente römische Familie, die eine Gladiatorenschule leitet, zu verkörpern. Dabei geht es um Intrigen und Übervorteilungen, denn fast alles ist mit den Mitspielern verhandelbar. Man kann Gegner um Geld anbetteln oder ihnen Karten leihen, die sie nutzen dürfen. Diese Karten haben oft sehr gemeine Effekte. Denn Rom war brutal.

Am Ende jeder Kartenrunde gibt es dann aber auch noch, quasi als Mini-Spiel im Spiel, Arena-Kämpfe, in denen die Gladiatoren-Figuren in Würfelorgien aufeinander los gehen. Auch dieses Spiel ist fies und unausbalanciert, verlangt psychologisches Verhandlungsgeschick und macht in der richtigen Gruppe grossen Spass. 

Von Sean Sweigart für 3 bis 4 Spieler ab 16 Jahren; ca 120 min; Verlag: Gale Force 9/Heidelberger; ca. 60 Franken.

«The Walking Dead »

Walking Dead Brettspiel
Bild: Kosmos

Hier gilt ganz besonders: Bitte aufpassen, dass ihr das richtige Spiel erwischt. Es gibt nämlich einen ganzen Haufen verschiedener «Walking Dead»-Spiele. Wir meinen jenes mit dem Untertitel «Der Widerstand» in einer grünlichen Schachtel.

Es ist ein kooperatives Überlebensspiel. Alle Spieler kämpfen gemeinsam gegen die Untoten, die hier «Beisser» heissen. Das Team muss sich gut absprechen und planen, um zwölf Runden lang zu überleben. Es gilt dabei, vier Orte zu verteidigen: Eine Stadt, eine Farm, den Highway und das Gefängnis. An jedem dieser Orte steht ein individueller Kartenstapel mit Ressourcen. Je nach Ort sind es nützliche Ausrüstungsgegenstände, Munition, Nahrung oder Verbündete.

Die Beisser wollen die Karten fressen und zerstören. Deshalb müssen die Karten einerseits vor den bösen Kreaturen geschützt, andererseits aber auch immer mal wieder von den Spielern ausgedünnt und optimal eingesetzt werden.

Während den 12 Runden darf kein Stapel leer werden, sonst hat das Team sofort verloren. Jeder Mitspieler schlüpft in die Rolle einer der Hauptfiguren der Serie. In der schwierigeren Spielvariante verliert das Team schon, wenn ein einziger Charakter stirbt. In der leichteren Variante darf der Betroffene dann aber einen neuen Charakter übernehmen und es geht weiter.

In jeder Runde erscheinen neue Beisser an den verschiedenen Orten. Die Spieler müssen jeweils entscheiden, wo es am meisten brennt, dort hinziehen, Karten ausspielen und mit Würfeln Beisser bekämpfen. Am Rundenende klaut jeder übriggebliebene Beisser an jedem Ort einem Charakter ein Leben oder frisst eine Ressourcenkarte, wenn sich dort keine Spielfigur befindet.

Das Spiel erzeugt einen packenden Gruppensog, in dem alle mitfiebern und ständig der Satz in der Luft schwebt: «Schaffen wir es oder nicht?» 

Von Matt Hyra für 1 bis 4 Spieler ab 16 Jahren; ca. 45 min. Verlag: Kosmos; ca. 40 Franken.

«Sons of Anarchy»

Sons of Anarchy
Bild: GF9

Und hier noch ein kleiner Geheimtipp, nochmals aus dem Verlag «Gale Force Nine»: Auch das Spiel «Sons of Anarchy» ist zwar offiziell vergriffen, mit etwas Recherche aber doch noch erhältlich zu machen. Es ist meines Wissens allerdings nie in einer deutschen Version erschienen.

Das Spiel lohnt sich deshalb, weil hier Thema und Mechanik wirklich wie aus einem Guss daher kommen und die Umsetzung des klischierten kriminellen Biker-Lebens aus der TV-Serie konsequent umgesetzt ist. Das fängt schon damit an, dass man auf Bierdeckeln spielt, die verschiedene Orte im beschaulichen Städtchen Charming darstellen, wo die Mitglieder von Rockerbanden ihren dubiosen Geschäften nachgehen.

Jeder Mitspieler führt eine Gang, hat ein Klubhaus und zwei Arten von Spielfiguren: Members und Prospects. Nur Members dürfen allerdings Knarren verwenden. Je nachdem, auf welche Orte man seine Buben schickt, darf man andere Aktionen ausführen. Prospects kann man im Tattoo-Shop oder im Bordell, wo sie ihre Männlichkeit erhalten, sogar zu richtigen Bikern upgraden.

Es wird mit Waffen und Drogen gehandelt, die nicht als Kartonplättchen, sondern als Plastikminiaturen im Spiel sind. Zu gierig darf man dabei nicht sein, das Handelslimit wird künstlich begrenzt, was die Polizeiaufmerksamkeit darstellt. Wollen mehrere verschiedene Gangs denselben Ort nutzen, wird ein Kampfwert aus allen Figuren am Ort, Waffen und einem Würfelwurf gebildet.

Wer den höheren Wert erreicht, darf den Ort nutzen, der Gegner muss sich verdünnisieren und allenfalls ein paar Leute im Spital abladen. Wer das Spital-Feld kontrolliert, hat die Macht darüber, wer wann geheilt entlassen werden kann, was natürlich Raum für Deals und Interaktion bietet.

Auch das ist selbstverständlich nicht jedermanns Sache, aber man spielt ja auch nicht wirklich, um immer nur miteinander zu kuscheln und lieb zu sein.   

Von Aaron Dill, John Kovaleski und Sean Sweigart für 3 bis 4 Spieler ab 13 Jahren; ca 90 Minuten; Verlag Gale Force 9; Preis: etwa 70 Franken.

Tom Felber …
... war Vorsitzender der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Hier stellt er regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vor.
Bild
bild: zvg

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