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Sonntagspresse: Steigen Frauen im Beruf auf, steigt die Scheidungsrate

Steigen Frauen im Beruf auf, steigt die Scheidungsrate – das schreibt die Sonntagspresse

26.01.2020, 05:4426.01.2020, 12:52
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Neue Studie zeigt: Wenn Frauen im Beruf aufsteigen, nimmt ihre Scheidungsrate zu

2018 gab es in der Schweiz 4 Prozent mehr Scheidungen als im Jahr davor. Wenn das so weiter geht, dann werden schliesslich zwei von fünf Ehen scheitern, hat das Bundesamt für Statistik (BFS) errechnet ...
Bild: DPA dpa

In Top-Jobs sind Frauen noch immer die Ausnahme. Das liegt nicht nur an der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vielmehr zahlen Frauen auch im Privaten einen hohen Preis dafür, wenn sie in die Chefetage aufsteigen. Das zeigt eine neue Studie der schwedischen Forscher Olle Folke und Johanna Rickne, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Die Autoren haben untersucht, wie sich Beziehungen entwickeln, wenn Frauen Chefinnen werden oder hohe politische Ämter übernehmen. Das Resultat: Steigen Frauen an die Spitze von Unternehmen auf oder gewinnen die Wahl ins Parlament, steigt ihr Scheidungsrisiko. Konkret: Weibliche Führungspersonen haben drei Jahre nach ihrer Beförderung ein mehr als doppelt so hohes Scheidungsrisiko wie ihre männlichen Kollegen. Bei den Männern hingegen hat ein Aufstieg keinen Einfluss auf das Scheidungsrisiko. Was ist der Grund für dieses Ergebnis? Katja Rost, Professorin für Soziologie an der Uni Zürich: «Die Gesellschaft wertet Frauen ab, die nicht dem traditionellen Rollenbild entsprechen.» So gälten Frauen in Führungspositionen als zielstrebig, nicht aber als warmherzig oder sympathisch. Solche Stereotypen seien in unserer Gesellschaft tief verankert. Und betreffen nicht nur Spitzenfrauen, sondern auch deren Partner. Diese müssen sich ebenfalls dumme Sprüche anhören – zum Beispiel, wer denn in der Beziehung die Hosen anhabe. Noch komplizierter wird es, wenn Kinder ins Spiel kommen: Diese verändern die Rollenteilung in der Beziehung ebenfalls, in der Regel zum Nachteil der Frauen.

Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus: «Es ist unmöglich, das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen.»

Die internationale Klimapolitik will die globale Erwärmung auf weniger als 2 Grad beschränken. William Nordhaus, der 2018 den Wirtschaftsnobelpreis gewann, sieht dieses Ziel als praktisch aussichtslos an. Die Hälfte der existierenden Modellrechnungen komme zum Schluss, dass es «unmöglich ist, das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen», sagt er im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Grund dafür ist die Trägheit im System. «Selbst wenn wir die schnellstmögliche Wende in Richtung Nullemissionen schaffen, wird sich weiterhin CO2 in der Atmosphäre ansammeln, denn wir können nicht einfach unsere Wirtschaft stilllegen.» Das 2-Grad-Ziel sei zudem gesetzt worden, «ohne dass man fragte, wie viel es kostet, es zu erreichen.» Nordhaus ist zwar überzeugt, dass sich eine Klimakatastrophe noch verhindern lässt. «Die Frage ist aber, ob wir es tun werden.» Mehr und mehr Länder würden einen Preis für den Ausstoss des klimaschädlichen CO2 einführen. Doch dieser Preis sei fast überall zu tief. «Viel haben wir gegen den Klimawandel jedenfalls noch nicht unternommen.»

Corona-Virus: Bund verschärft Melde-Pflicht

Nach dem Auftreten der ersten Fälle von Infektionen mit dem Corona-Virus reagiert der Bund: Laut Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit, gehört zu den Massnahmen die Verschärfung der Melde-Pflicht: «Die Meldeverordnung wird kommende Woche angepasst: Neu müssen Ärzte und Laboratorien Fälle mit Verdacht auf Corona-Infektion innerhalb von zwei Stunden den Kantonen und dem Bund gemeldet werden», sagt er im «SonntagsBlick». Die Schweiz ist beliebtes Ziel für Pauschaltouristen aus Fernost, die per Flugzeug oder mit dem Car anreisen und die Hotspots von Luzern bis zum Jungfraujoch abklappern. Dass sich die Epidemie auch auf diesem Weg ausbreiten könnte, ist man sich beim Bund bewusst. Mathys: «Wir stehen auch mit Tourismusveranstaltern in Kontakt, die Gruppenreisen mit Gästen aus Asien in der Schweiz organisieren.» Nullrisiko sei unrealistisch, sagt der Experte des Bundes. «Ein Virus kennt keine Landesgrenzen. Aber Kontrollen an Flughäfen müssten, wenn schon, europaweit koordiniert werden. Flächendeckende Kontrollen aller Passagiere wären ein riesiger Eingriff in den internationalen Flugverkehr und sind wenig sinnvoll.» Für den Fall der Fälle sei die Schweiz gewappnet. «Wir haben gut ausgerüstete grosse Spitäler, die Corona-Fälle aufnehmen könnten.»

Zoff um Miet-Initiative: Badran und Co drohen mit Klagen und Beschwerden

ARCHIV - Nationalraetin Jacqueline Badran (SP/ZH) an der Abdankungsfeier des Glarner alt Staenderates This Jenny (SVP), am Freitag, 21. November 2014, in Glarus. - Zur MK "Unternehmer/-innen sgen ...
Bild: KEYSTONE

In zwei Wochen stimmt die Schweiz über die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab. Die Initianten verlangen von Bund und Kantonen, gemeinnützige Mietobjekte verstärkt zu fördern. Die Unterlagen sind längst bei den Stimmbürgern eingetroffen, darunter auch das Abstimmungsbüchlein. Dieses sorgt nun aber noch für Aufregung: «Die Bundeskanzlei macht im Abstimmungsbüchlein irreführende Aussagen», kritisieren die Wohnbaugenossenschaften Schweiz (WBG), eine der Initiantinnen der Miet-Initiative. Es sei empörend, dass die Bundeskanzlei dem Volk vormache, die Initiative koste 120 Millionen Franken im Jahr, so Louis Schelbert, WBG-Präsident. Vielmehr handle es sich bei besagten 120 Millionen um rückzahlbare und verzinste Darlehen, an denen der Bund sogar verdiene. Die WBG prüfen derzeit, ob sie eine Stimmrechtsbeschwerde deponieren, wie es auf Anfrage des «SonntagsBlick» heisst. Derlei Beschwerden können dazu führen, dass Abstimmungen nicht rechtskräftig werden. Angesichts des baldigen Abstimmungstermins dürfte das Vorhaben nur geringe Chancen haben. Für Streit sorgt derweil noch ein weiteres Papier: Der Flyer des Hauseigentümer-Verbands (HEV), der letzte Woche zu Hunderttausenden in den Haushalten landete. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (58, ZH) überlegt sich aktuell, «den Hauseigentümer-Verbands wegen seines Lügenpamphlets zu verklagen», wie sie sagt. Natalie Imboden vom Mieterverband bezeichnet die Zahlen im Flyer als «gezielte Fehlinformationen des Gegenkomitees und Ammenmärchen der Immobilienlobby». Imboden: «Der Mieterverband prüft zur Zeit alle Schritte, auch juristische, wie gegen diese Falschinformationen vorgegangen werden kann.»

Chef der CS Schweiz: «Wir dürfen keine Angstkultur schaffen»

Thomas Gottstein bestreitet, dass die Überwachungsaffäre der Credit Suisse mit einer vergifteten Firmenkultur zu tun habe: «Das Letzte, was wir anstreben, ist eine Angstkultur», sagt der Chef der CS Schweiz in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Die Bank pflege einen offenen Dialog und lasse den Mitarbeitern viel Freiraum. Das Interesse der Öffentlichkeit an der Affäre sei nachvollziehbar. Doch von einer Identitätskrise der Bank könne keine Rede sein: «Die Konzernleitung bildet eine Einheit und arbeitet gut zusammen.» Wie die «NZZ am Sonntag» weiter berichtet, hat das Zerwürfnis zwischen Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam und seinem ehemaligen Top-Manager Iqbal Khan mit einem Personalkonflikt begonnen. Thiam soll 2018 von Khan verlangt haben, dass er «schmutziges Material» über den damaligen CS-Europachef Claudio de Sanctis sammle, wie eine verlässliche Quelle berichtet. Der Italiener de Sanctis sei Thiam zu stark geworden. Durch die Situation in einen Loyalitätskonflikt gestürzt, habe sich Khan entscheiden, sich vor seinen Mitarbeiter und gegen den Chef zu stellen. Thiam habe dies als Loyalitätsbruch gesehen, worauf es zum Bruch mit Khan gekommen sei.

Vier Migros-Genossenschaften testen intelligente Überwachung

Im Herbst 2019 wurde bekannt, dass die Migros Zürich intelligente Überwachungskameras testet. Sie können im Nachhinein Kunden nach bestimmten Merkmalen wie Körpergrösse, Haarfarbe, Geschlecht und so weiter filtern. Gemäss neuen Angaben der Migros-Zentrale ist davon auszugehen, dass insgesamt vier Genossenschaften in Pilotversuchen solche Systeme einsetzen. Schweizweit soll das «wohl in zirka fünf bis acht Filialen» der Fall sein. Laut Informationen der «NZZ am Sonntag» experimentieren die Regionalgenossenschaften Zürich, Basel, Neuenburg-Freiburg und Genf mit intelligenten Kameras. Wie Recherchen zudem zeigen, hat der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte interveniert, nachdem der erste Pilotversuch der Migros Zürich bekannt geworden war. «Wir haben die Migros vor drei Monaten angeschrieben im Hinblick auf Fragen zur Videoüberwachung», bestätigt Hugo Wyler, Sprecher der Datenschutzbehörde. Die Migros habe versichert, dass keine biometrischen Daten gespeichert würden und dass das Videomaterial regelmässig gelöscht werde. Videobilder aus dem Ladeninnern dürfen nicht länger als fünf Tage aufbewahrt werden, solche aus dem Kassenbereich nicht länger als dreissig Tage. Zudem würden die Kunden mit Symbolen im Eingangsbereich auf die Überwachung hingewiesen. Der Datenschützer kommt deshalb zum Schluss: «Solange die Migros diese Datenschutzgrundsätze einhält, besteht ein berechtigtes Interesse der Migros für den Einsatz dieser Kameras.»

In der SP kommt es zur Kampfwahl um das Präsidium

Priska Seiler Graf.Co-Praesidentin SP Kanton Zuerich.im Konferenzzentrum Walcheturm in Zuerich bei den eidgenoessischen Wahlen am Sonntag, 20. Oktober 2019. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Bild: KEYSTONE

Die Zürcher Nationalrätin Priska Seiler Graf und der Unterwalliser Nationalrat Mathias Reynard ­bewerben sich gemeinsam für die Nachfolge von SP-Präsident Christian Levrat, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. «Wenn schon ein Co-Präsidium, dann sollte auch die Romandie vertreten sein», sagt Seiler Graf. Damit ist klar, dass es am Parteitag im April zu einer Kampfwahl zwischen zwei Co-Präsidien kommen wird. Noch vor Weihnachten hatten die Zürcher Nationalrätin Mattea Meyer und der Aargauer Nationalrat Cédric Wermuth ihre gemeinsame Kandidatur angekündigt. Das Duo der zwei ehemaligen Jungsozialisten tritt dezidiert links auf und fordert unter anderem eine neue Steuer für «Superreiche». Seiler Graf und Reynard präsentieren sich hingegen als Kandidatur, die alle Genossen anspreche: «Das Wichtigste ist für mich, dass das Präsidium die Breite der Partei widerspiegelt», sagt Reynard. Er sei gewerkschaftlich geprägt, Seiler Graf moderater. Sie sei aus der Stadt, er vom Land. «Ich bin sicher, dass wir mit dieser Kombination viele Leute abholen werden.»

Drei Stunden Schulsport reichen nicht aus

Smartphones, Computespiele und Fernseher machen die Jugend träge. Das können die drei Stunden Schulsport pro Woche, die in der Schweiz an der Volksschule bundesgesetzlich vorgeschrieben sind, nicht ausgleichen. «Die Schule allein kann den bewegungsarmen Alltag der Jugendlichen nicht kompensieren», sagt Christoph Lauener vom Bundesamt für Sport (Baspo) zur «SonntagsZeitung». Das Amt hat deshalb das Programm «Schule bewegt» lanciert, um die körperlichen Aktivitäten aus den Turnhallen in die Klassenzimmer zu tragen und damit auszubauen. Das Programm liefert den Lehrerinnen und Lehrern Ideen, wie sich die Schüler im normalen «Kopfunterricht» bewegen können, statt nur auf ihren Stühlen zu sitzen: Auf einem Balken hin- und hergehen und dabei Französisch-Wörtchen büffeln, auf einem Bein stehen und Mathe-Aufgaben lösen oder auf einer Rolle balancieren und einen Text über Napoleon lesen. Mittlerweile sind 6600 Lehrpersonen registriert, die in ihren Klassenzimmern bewegten Unterricht durchführen. Insgesamt lernen bereits 10 Prozent der Schulkinder mit dieser Methode, schätzt Swiss Olympic.

Balthasar Glättli will Präsident der Grünen werden

Balthasar Glaettli, Fraktionspraesident Gruene, spricht waehrend den Bundesratswahlen, am Mittwoch, 11. Dezember 2019, in Bern. (KEYSTONE/ Anthony Anex)
Bild: KEYSTONE

Die Grünen haben einen Nachfolger für Regula Rytz gefunden: Fraktionschef Balthasar Glättli ist bereit, das Parteipräsidium zu übernehmen. Die Zürcher Kantonalpartei hat ihn diese Woche nominiert. «Ich bin offizieller Kandidat der Grünen Zürich», bestätigt Glättli gegenüber der «Sonntagszeitung». Die Grünen befinden sich nach dem Wahlsieg im letzten Jahr auf einem Allzeithoch. “Das Niveau zu halten, wird nicht einfach”, sagt Glättli. Er will deshalb die Grünen nicht nur in den Bundesrat führen. Die Partei soll auch als Bewegung mehr Kraft entfalten. “Politik findet nicht nur in Bundesbern statt, wir Grünen müssen weiter und noch stärker bei den Leuten sein.” Glättli plant deshalb ein Buchprojekt und eine Debatte in der Partei und der Gesellschaft über “grüne Visionen und Perspektiven”. Eine Gegenkandidatur gibt es bisher nicht.

Ungesunde Schweine und Hühner: Bund passt seine Tiergesundheitsstrategie an

Vielen Schweinen und Hühnern geht es bei Landwirten gesundheitlich schlecht, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Das hat eine schweizweite Umfrage des Bundes unter Amtstierärzten und Schlacht- und Fleischkontrolleuren ergeben. Nur 55 Prozent der befragten 130 Fachpersonen bezeichneten den Gesundheitszustand der Schweine als gut oder sehr gut. 60 Prozent der befragten Fachleute sagten, die Haltung in Grossgruppen sei der Grund für häufige Erkrankung von Geflügel. Gestützt auf die Studie will der Bund jetzt seine Tiergesundheitsstrategie anpassen: Die Zusammenarbeit mit Kantonen und Tierschutz soll intensiviert und die Ausbildung verbessert werden. Um kranke Tiere kostengünstig loszuwerden, beschreiten Landwirte laut dem Bericht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) auch fragwürdige Wege: Mit den gesundheitlich angeschlagenen Tieren würde sie auf kleine Schlachthäuser ausweichen oder auf dem Hof schlachten. So könnten Beanstandungen des Amtstierarztes umgangen werden.

Heer will Parteichef werden: «Die SVP ist kein Sanierungsfall»

Nationalrat Alfred Heer an der Albisguetli-Tagung in Zuerich am Freitag, 17. Januar 2020. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Bild: KEYSTONE

Seit Albert Rösti kurz vor Weihnachten seinen Rücktritt zum Frühjahr angekündigt hat, dreht sich das Kandidatenkarussell in der grössten Partei des Landes. Alfred Heer ist als letzter aufgesprungen. Dass dies der Vorstand der Kantonalsektion Heer übermorgen Dienstag der Findungskommission offiziell melden wird, gilt als Formsache. Und Heer hat eine ziemlich genaue Vorstellung, wie sich die SVP nach der Wahlniederlage vom Oktober aufstellen muss. «Es braucht mehr programmatische Arbeit», betont er. Ein Konzept müsse her, das so gut sei, «dass auch ein Kartoffelsack die Partei leiten kann», erklärt er gegenüber dem «SonntagsBlick». In den wichtigen Themenbereichen Altersvorsorge und Gesundheitswesen müsse die SVP vorangehen: «Die EU und die Migration sind und bleiben unsere Kernanliegen, aber als grösste Partei müssen wir breiter werden.» Provokation sei gut und richtig, aber Polemik allein genüge nicht. «Die SVP muss auch für die kleinen Leute schauen», fährt Heer fort. Darum habe er sich schon als Zürcher Kantonsrat gegen eine Kürzung der Ergänzungsleistungen gewehrt. «Auch Sozialfälle und Secondos sollen SVP wählen. Eine Stimme ist eine Stimme, egal von wem.» Innerhalb der Partei setzt der Stadtzürcher auf Ausgleich. Abkanzeln will er keinen. «Einfach unsere Leute zusammenstauchen, das geht nicht.» In der Westschweiz habe niemand auf einen Einpeitscher aus Zürich gewartet. «Wir waren überall schlecht, aber nicht, weil die Basis irgendwo zu wenig leistet. Wir müssen sie motivieren, statt sie im Frontalunterricht zu belehren.» Heer widerspricht auch der Analyse von alt Bundesrat Christoph Blocher. Dieser erklärte die Partei bei Kadertagung in Bad Horn TG vor zwei Wochen zum «Sanierungsfall». «Die SVP ist kein Sanierungsfall. Es bringt auch nichts, mit solchen Sprüchen unsere Leute aufzuschrecken.» Denn wer wolle sich schon für einen Sanierungsfall engagieren?

Pestizide: Maulkorb für Trinkwasserversorger

Beim Schweizer Wasser- und Gasverband (SVGW) ist Feuer unter dem Dach: Durch die Pestizidskandale der letzten Monate ist der Verband als Hüter des Trinkwassers in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Nun zeigen Recherchen der «Sonntagszeitung», dass die Vertreter der Wasserversorgungen und die Wasserexperten im Verband viel drastischere Massnahmen zum Schutz des Wassers gefordert hatten. Einstimmig hatte das höchste Wasser-Organ im Verband beschlossen, die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative zu unterstützen. Die Experten sehen darin aus fachlicher Sicht eine dringliche Notwendigkeit. Aber die Wasservertreter hatten die Rechnung ohne die Verbandsspitze gemacht. Der offenbar von der Gaslobby dominierte Vorstand hat die Wasserversorger übergangen und deren Forderung diskussionslos versenkt. Nun brodelt es in den Verbandsgremien: Der Chef der Seeländer Wasserversorgung sagt: «Man hat uns einen Maulkorb verpasst.» Er kritisiert die Verbandsspitze scharf. Direktor Martin Sager sieht das anders: Der Verband unterstütze alle politischen Geschäfte, die dazu beitragen, den Ressourcenschutz und die Wasserqualität langfristig zu sichern. Der Ruf wird laut, die Wasserversorgungen müssten einen eigenen Verband gründen.

Bald kommt die CO2-Kompensation fürs Smartphone

Flugreisen schaden der Umwelt. Das weiss heute jeder. Noch kaum ein Thema sind die Emissionen des Shoppings. Was verursacht der Kauf einer Jeans oder des neusten Smartphones? Händler werden das ihren Kunden bald aufzeigen. Wer will, kann seinen Einkauf kompensieren. Der grösste Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus arbeitet an einem solchen Angebot für seine Kunden. «Wir werden die Möglichkeit zur CO2-Kompensation dieses Jahr einführen», sagt Sprecher Alex Hämmerli zur «SonntagsZeitung». «Sie wird nicht nur die Lieferung abdecken, sondern auch die Emissionen der Produktion.» Beim Kauf im Internet kann der Kunde dann anklicken, ob er einen Extrabeitrag fürs Klima leisten will. Auch andere Schweizer Unternehmen prüfen einen solchen freiwilligen Klimazuschlag, sagt Kai Landwehr, Sprecher der Stiftung Myclimate. «Wir sind mit mehreren Schweizer Händlern im Gespräch, die eine CO2-Kompensation in ihrem Onlineshop einführen wollen.»

20'000 Franken pro Kind: Quinten kämpft mit Geld gegen sein Aussterben

View of the small village of Quinten at Lake Walen in the canton of St. Gallen, Switzerland, pictured on May 4, 2008. Situated on a small headland, Quinten is bounded by the lake on one side and the m ...
Bild: KEYSTONE

Wie viele andere Gemeinden in der Schweiz, stirbt Quinten am Walensee langsam aus. Vor 100 Jahren lebten in dem Dorf, das nur per Schiff oder zu Fuss erreichbar ist, über 200, 2004 noch 56 Personen, heute hat Quinten knapp 40 Einwohner. Nun stemmen sich die Einwohner gegen diese Entwicklung: Joel Schmid (53) bestätigt gegenüber «SonntagsBlick»: Damit Familien nach Quinten ziehen, macht ihnen die Stiftung «Quinten lebt» ein verlockendes Angebot: «Wir zahlen für jedes Kind 200 Franken pro Monat», sagt Joel Schmid von der Stiftung. Eine fünfköpfige Familie käme so auf einen Zustupf von monatlich 600 Franken. Die Stiftung zahlt bis zum 20. Altersjahr, maximal 20'000 Franken pro Kind. 2,5 Millionen investiert die Stiftung in die Sanierung eines Hauses im Dorfzentrum, weitere Mittel stehen für neue Familien zur Verfügung. Damit will die Bürgergruppe das Dorf vor dem Aussterben bewahren. Finanzielle Anreize gegen das Aussterben von Randregionen. Dass dies funktionieren kann, machte die Gemeinde Albinen im Oberwallis vor. 2017 versprach die Gemeindeversammlung allen, die neu nach Albinen ziehen, eine Hilfszahlung. Das Medienecho war riesig, entsprechend gross war die Flut von Bewerbern. Und heute? Bis Ende 2019 zogen vier Familien mit insgesamt sechs Kindern nach Albinen, weitere sechs Personen erhielten von der Gemeinde Beiträge für einen Hauskauf oder Umbau. «Insgesamt 410'000 Franken hat die Gemeinde bisher bewilligt», sagt Gemeindepräsident Beat Jost (65), «die Aktion ist ein voller Erfolg».

Schweizer Entwicklungshilfe für Filmemacher sorgt für «Oscar»-Ärger

Der Bund erntet Kritik, weil er mit Entwicklungshilfegeldern einen Dokumentarfilm finanziert hat. Es handelt sich um den Film «Honeyland», der für zwei Oscars nominiert ist. Er handelt von einer Imkerin in Nordmazedonien, die im Rahmen eines Naturschutzprogramms der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) entdeckt wurde. Gemäss Angaben des Aussendepartements EDA unterstützte die Deza den Film mit 57’000 Franken. Das sorgt bei bürgerlichen Politikern für Ärger. «Es ist nicht Aufgabe der Deza, Filmprojekte zu finanzieren», sagt SVP-Nationalrat Andreas Glarner gegenüber der «Sonntagszeitung». «Das hat nichts mit Entwicklungshilfe zu tun.» Kritik gibt's auch aus der Partei von Aussenminister Ignazio Cassis. «Das ist internationale Filmförderung und nicht Entwicklungshilfe», sagt FDP-Ständerat Andrea Caroni. Im Bereich der Entwicklungshilfe seien Filme über Imkerinnen Geldverschwendung.

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
26.01.2020 07:56registriert August 2018
So gälten Frauen in Führungspositionen als zielstrebig, nicht aber als warmherzig oder sympathisch. Solche Stereotypen seien in unserer Gesellschaft tief verankert..

Ich hatte so eine Chefin. Sie hatte den Laden voll im Griff. Hockkompetent. Zielstrebig. etc.

Jede Firma könnte sich Von schreiben, hätte sie so eine Spitzenkraft in ihren Reihen.

Item.

Aber kein einziger männlicher Mitarbeiter hätte sich vorstellen können, sie zu daten. Keiner. Sie könne sicher nicht mehr auf privat umswitschen. Sie sei privat sicher sehr unentspannt. Ja, die Stereotypen existieren..
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N. Y. P.
26.01.2020 08:21registriert August 2018
Sie können im Nachhinein Kunden nach bestimmten Merkmalen wie Körpergrösse, Haarfarbe, Geschlecht und so weiter filtern.

Ok, @Migros, gehen wir mal davon aus, dass dieses Filtern der Kunden klappt. Wie geht es danach weiter ?

Individuelle Preise ? Das System merkt, da kommt einer mit Fieber, legen wir gleich mal 50% auf alle Vitaminschachteln drauf.

Aha, da kommen Touristen ins Geschäft. Lassen wir doch gleich bei der Schoggi die Preise 40% nach oben schnellen.

Das sind harmlose Beispiele.
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Pede971
26.01.2020 11:22registriert November 2019
Und wieder werden Frauen als Opfer dargestellt auch wenn sie gesellschaftlich erfolgreich sind! Hört mal auf mit diesem Schwachsinn! Wäre es nicht auch eine Erklärung, dass viele Frauen das Gefühl haben, dass sie beim Erreichen von gesellschaftlichem Erfolg keine feste Beziehung mehr "brauchen"? (dies im Gegenteil zu den Männer). Sie fühlen sich nun frei und unabhängig und brauchen keinen Mann mehr an ihrer Seite.
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