Volkswagen gilt mit seinen zahlreichen Marken als grösster Autohersteller der Welt. Eine davon könnte bald wieder in der Formel 1 zu sehen sein: Porsche.
Der Schritt hängt davon ab, wie das Motorenreglement der Formel 1 ab 2025 aussieht. «Es wäre von grossem Interesse, wenn Aspekte der Nachhaltigkeit – zum Beispiel der Einsatz von E-Kraftstoffen – dabei eine Rolle spielen», sagte Fritz Enzinger, Motorsport-Vizepräsident von Porsche zur BBC. «Sollte dies so sein, werden wir die möglichen Schritte innerhalb des VW-Konzerns ausgiebig besprechen.»
Unter E-Kraftstoffen (oder E-Fuel) versteht man «Benzin», das Verbrennungsmotoren antreibt, ohne die Umweltauswirkungen fossiler Kraftstoffe zu haben. Beispiele sind Kraftstoffe aus Biomasse oder Industrieabgasen. Wie es heisst, haben sich die Formel-1-Bosse darauf verständigt, dass E-Fuel ein zentraler Faktor der Rennserie sein soll.
Zu Berichten, wonach Porsche bereits in die Diskussionen über das neue Motorenreglement involviert ist, sagte Enzinger, man sei derzeit nicht aktiv in den Gremien vertreten. Aber: «Porsche und die Volkswagen AG beobachten das sich ständig ändernde Reglement in allen relevanten Rennserien rund um den Globus. Das gilt auch im Hinblick auf das sich abzeichnende neue Motoren- und Antriebsstrang-Reglement für die Formel 1 ab 2025.»
Gerüchten zufolge wird sich Volkswagen bei einem Einstieg in die Königsklasse zwischen seinen Marken Porsche und Audi entscheiden. Noch unklar ist, ob ein Werksteam gestellt wird oder ob der Konzern einem bestehenden Formel-1-Team Motoren liefert. Offenbar soll der Konzern bereits bei Red Bull, McLaren und Williams vorstellig geworden sein.
Besonders eine Liaison zu Red Bull könnte passen. Dessen Motorenpartner Honda zieht sich aus der Formel 1 zurück, ab nächster Saison kümmert sich Red Bull in Eigenregie um die von Honda entwickelten Antriebe und baut sie neu.
Dennoch ist ein Alleingang nicht zwingend. «Wenn ein spannender Partner auftaucht, dann macht es natürlich Sinn, sich das sehr ernsthaft anzuschauen», sagte Teamchef Chris Horner unlängst, ohne konkret auf Porsche einzugehen. Denn es sind zwei Paar Schuhe, den nun existierenden Motor zu pflegen oder einen neuen zu entwickeln, was ab 2025 nötig sein wird. Bis dahin haben die Teams beschlossen, die Motorenentwicklung auf Eis zu legen.
Zu McLaren und Williams existieren gemäss der BBC Verbindungen auf persönlicher Ebene. McLaren-Teamchef Andreas Seidl war früher Motorsport-Chef von Porsche, Williams-Geschäftsführer Jost Capito arbeitete lange beim Volkswagen-Konzern.
Porsche hatte nur zwei Saisons, 1961 und 1962, ein Werksteam in der Formel 1. Highlight war der Sieg von Dan Gurney im Grossen Preis von Frankreich. Grösser waren die Erfolge in den 80er-Jahren. So wurde etwa Niki Lauda 1984 im McLaren-TAG-Porsche Weltmeister, der Rennstall gewann mit dem Österreicher und dem Franzosen Alain Prost 12 der 16 Grand Prix. Auch in anderen Rennserien feierten die Zuffenhausener Erfolge, etwa mit der Schweizer Legende Jo Siffert in der Sportwagen-WM. (ram)