«Alone» ist eine preisgekrönte amerikanische Reality-TV-Serie, bei der zehn Freiwillige in der Wildnis zu überleben versuchen. Völlig auf sich gestellt, ohne Begleit-Kamerateam.
Die Finalistinnen und Finalisten haben sich in einer Vorauswahl gegen tausende andere Kandidaten durchgesetzt. Alle besitzen umfangreiche praktische Survival-Kenntnisse, es hat Jäger, Militärs und Outdoor-Expertinnen darunter.
«Alone» ist ab der ersten Folge von Staffel 1 (2015 veröffentlicht) eine hochspannende Angelegenheit und auch für Hobby-Psychologen lohnenswert. Die meisten Teilnehmer geben freimütig Einblick in ihr Seelenleben und wachsen einem beim Kampf gegen ihre eigenen Ängste ans Herz.
Wo spielt «Alone»?
Wer am längsten durchhält, gewinnt Ruhm und Ehre – und viel Geld. In den ersten sechs Staffeln sind es 500'000 Dollar. In der siebten Staffel winken 1'000'000 Dollar. Allerdings muss man es dafür 100 Tage im eisig-kalten Nordwesten Kanadas aushalten. (Das Finale von Staffel 7, «Alone: Million Dollar Challenge», wird diese Woche ausgestrahlt.)
Im folgenden ABC erfährst du, warum «Alone» die bisher beste Survival-Serie ist und sich auch für Leute lohnt, die am liebsten auf dem eigenen Sofa campieren.
Stell dir vor, du müsstest möglichst lange in der Wildnis überleben. Was wären die wichtigsten Hilfsmittel?
Abgesehen von einer vorgeschriebenen Grundausstattung (Kleider, Schuhe, Hygieneartikel etc.) dürfen die Teilnehmer aus einer Ausrüstungs-Liste auswählen und zehn Dinge mitnehmen, die sie persönlich für unverzichtbar halten.
Zur Ausrüstung gehört ein über 30 Kilogramm schwerer Kunststoffkoffer, der diverse Kameras, Stative und Ersatzakkus enthält. Zudem haben die Teilnehmer ein Satelliten-Telefon dabei. Auf Knopfdruck können sie Hilfe rufen.
Ein kurzer Moment der Unkonzentriertheit oder ein «blödes» Missgeschick können das Ausscheiden bedeuten. Etwa wenn man beim Fischen auf dem nassen Felsen ausrutscht, beim Holzspalten nicht wie gewünscht trifft, oder wenn sich der Angelhaken in ein eigenes Körperteil bohrt. 😱
Aber keine Angst! «Alone» ist an sich eine jugendfreie Serie, auch wenn zwischendurch Blut fliesst. Allerdings ist das Gezeigte definitiv nichts für Zartbesaitete. Die Survival-Spezialisten ernähren sich von allem, was die Natur bietet, und was gemäss den gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Aufenthaltslandes gesammelt und/oder getötet werden darf. Dazu gehören Eichhörnchen, Hasen und Mäuse.
Die siebte und neuste Staffel konnte vor Ausbruch der aktuellen Pandemie fertiggestellt werden. Jedenfalls wird das Coronavirus darin mit keinem Wort erwähnt.
Für die mutigen Frauen und Männer, die an dem Survival-Wettbewerb teilnehmen, muss es eine unglaublich bereichernde persönliche Erfahrung sein. Dies vermitteln die TV-Macher in eindrücklichen Aufnahmen. Und auch wir Zuschauer ziehen unsere Lehren, was wirklich wichtig ist.
Trotz des beachtlichen Preisgeldes, das in den Köpfen steckt, denken die meisten Kandidatinnen und Kandidaten in ihrer selbstgewählten Isolation vor allem an die Angehörigen, die sie zurückgelassen haben. Diese Erkenntnis wird durch Covid-19 und die aktuelle Krise eindrücklich bestätigt.
«Alone» bringe die «Realität» ins Reality-TV, kommentierte ein schlauer Kopf von der Universität von Texas:
Praktische Survival-Kenntnisse sind wichtig. Die Teilnehmer dürfen zudem in der Vorbereitungszeit ausgiebig recherchieren, um sich über die Pflanzen und Tiere zu informieren. Entscheidend ist letztlich allerdings die mentale Stärke.
Produzent Ryan Pender erklärt:
Die Teilnehmer verpflichten sich, möglichst viel zu filmen und sie müssen auch regelmässig vor der Kamera über ihr Befinden Auskunft geben. Die Produktionsfirma stellt dann später aus dem ad hoc aufgenommenen Videomaterial eine sehr persönliche und packende Mischung zusammen.
Bei «Alone» gibt es diverse Checks. Zum einen die «Medical Checks», bei denen der Gesundheitszustand der Teilnehmer regelmässig durch einen extra «eingeflogenen» Arzt kontrolliert wird. Dies, um schweren Schäden vorzubeugen, wie sie etwa wegen längerer Mangelernährung drohen. Zum andern gibt es «Media Checks» durch die Organisatoren.
Die Serien-Macher überprüfen im Laufe einer Staffel bis zu 5000 Stunden Filmmaterial jedes Teilnehmers und wissen erst dann wirklich, was passiert ist, nachdem sie es alle 10 bis 14 Tage an einem vereinbarten Abgabepunkt sammeln.
Wie bei Reality-TV-Serien üblich, ist die Kameraführung manchmal etwas wacklig. Doch muss sich die Sendung auch filmerisch überhaupt nicht verstecken. Ergänzt werden die sehenswerten Aufnahmen der Überlebenskünstler durch die wilde Schönheit der Schauplätze.
Das hohe Preisgeld ist natürlich für die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein beachtlicher Ansporn, um möglichst lang durchzuhalten. Doch Geld allein macht nicht glücklich, wie sich vielen schmerzhaft erschliesst. Einige geben relativ überraschend auf, obwohl sie es sich gut eingerichtet haben in der Wildnis. Doch sie vermissen ihre Liebsten und kommen nicht mit der Einsamkeit klar.
Oftmals verwirren die Serien-Macher absichtlich ihr Publikum so, dass man glaubt, eine bestimmte Person gehe nach Hause. Stattdessen wird dann enthüllt, dass überraschend jemand anders aufgibt, was «Tapping Out» genannt wird.
Trotz des Überlebenskampfes gibt es immer wieder viel zu lachen. Auch wenn es sich das eine oder andere Mal um Galgenhumor handelt. Und natürlich gibt es Situationskomik. Zudem ist die Serie wirklich genial geschnitten.
Jede Folge bietet zudem lehrreiche Informationen über das Überleben in der Natur, einschliesslich Einzelheiten darüber, wie viel Protein man mit einer einzigen Maus aufnehmen kann und wie schnell man an Unterkühlung stirbt.
Fallenstellen und Fischen sind wichtig, ja entscheidend, um sich tierisches Protein und Fett zu verschaffen. «Alone» vermittelt in packenden Aufnahmen, was es braucht, um überhaupt Erfolg zu haben. Der Fokus liegt aber auch häufig auf dem Verarbeiten der Beute. Die Outdoor-erfahrenen Teilnehmer zeigen, dass alles verwertet werden kann. Nicht einmal der kleinste tierische Abfall wird weggeworfen.
Schon früh wählt man als Zuschauer zu Beginn einer jeden Staffel seine Favoriten, basierend auf der Grundlage der ersten knappen Informationen, die man erhält.
Doch im weiteren Verlauf, und wenn mehr Leute aus dem Wettbewerb ausscheiden, entsteht eine bemerkenswert enge Verbindung zu einzelnen Kandidaten. Deren Kampf ums Überleben und ihre Entbehrungen halten einen dazu an, die eigenen Lebensumstände wieder mehr zu schätzen.
Die «Alone»-Macher setzen viel daran, mit der Produktion einen möglichst kleinen ökologischen Fussabdruck zu haben. Wobei dies natürlich vor allem bei den langen Flugreisen nach Patagonien und in die Mongolei fraglich ist.
Bei den gezeigten Szenen wird aber grossen Wert darauf gelegt, den Naturschutz zu betonen. Gefährdete Tierarten dürfen natürlich nicht gejagt oder gefangen werden. Zudem werden alle Hinterlassenschaften am Ende beseitigt.
Eine Unterkunft, die vor Regen, Schnee und Bären schützt, ist wichtig, um es lange auszuhalten. Während der bislang sieben Staffeln wird es nie langweilig, die Teilnehmer beim Bauen und Verbessern ihrer Hütten und der erforderlichen Kochstellen zu verfolgen. Und wenn Behausungen nicht feuerfest sind, kann es zu bösen Überraschungen kommen.
Schnee, Eis und Kälte halten unweigerlich Einzug, da der Beginn jeder Staffel auf den Herbst angesetzt ist. Die «Alone»-Finalisten haben kaum ausreichend Zeit, um Vorräte anzulegen und ein winterfestes Quartier zu errichten. Es gilt, Prioritäten zu setzen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Zu Beginn jeder Folge wird eine berühmte Persönlichkeit zitiert. Begleitet von eindrücklich-düsterer Musik.
Bei Amazon Prime Video.
Und anderswo im Internet. 😌
Von den insgesamt 84 Folgen (Episodes) der 7 Staffeln hat der US-Pay-TV-Anbieter «History» bislang 26 Folgen für alle Interessierten freigeschaltet («unlocked»). Man kann sie auch ohne Anmeldung über history.com streamen, allerdings ist dafür eine VPN-Verbindung erforderlich. (Wegen der geografischen Einschränkung der Online-Verfügbarkeit muss man der Website vorgaukeln, man befinde sich in den USA.)
Was ist hier nun anders?
merci