Für seine erste Smartwatch hat Apple neben Lob auch viel Kritik einstecken müssen. Vor allem die Performance von Apps anderer Hersteller enttäuschte. Oft dauerte es viel zu lange, sie zu starten oder ihre Funktionen waren arg begrenzt, weil sie die Sensoren der Computeruhr nicht benutzen durften. Ein Software-Update soll diese Schwächen jetzt beseitigen – und neue Funktionen bringen.
Konkret ist das etwa bei der E-Mail-App der Fall, mit der man E-Mails jetzt endlich auch beantworten kann. Wie bisher schon in der Nachrichten-App hat man die Wahl, ob man mit Emojis oder vorgefertigten Textbausteinen reagieren oder eine eigene Antwort diktieren will. Im Test funktionierte das prima, solange ich meine Antworten knapp hielt. Bei langen Texten wird die Diktierfunktion unübersichtlich.
Auch nützlich: Im sogenannten Weckermodus zeigt die Apple Watch jetzt beim Aufladen Uhrzeit, Datum, Weckzeit und Ladezustand an. So taugt sie im Schlafzimmer als Nachttischuhr.
Kleine Verbesserungen gibt es auch bei einigen von Apples Watch-Apps. So kann die Wetter-App jetzt zusätzlich zur Wetterprognose eine Übersicht der Regenwahrscheinlichkeiten oder die Temperaturentwicklung anzeigen. Ebenso kann die Musik-App jetzt Apples Internet-Radiosender Beats 1 abspielen.
Sinnvoller und wichtiger ist aber die Aktivierungssperre, mit der man seine Apple Watch nun endlich schützen kann. Sie bindet die Smartwatch an die Apple-ID ihres Besitzers. So soll das Gerät für Fremde, die es gestohlen oder gefunden haben, nutzlos werden.
In die Kategorie Spielkram fallen die neuen Ziffernblätter, mit denen Apple watchOS 2 bewirbt. Man kann jetzt eigene Fotos als Hintergrund nutzen oder sogenannte Zeitraffer-Ziffernblätter auswählen, die auf die Uhrzeit abgestimmte Zeitrafferaufnahmen von Städten abspielen.
Auch einer Time Travel genannten Funktion kann ich nur einen massvollen Nutzwert abgewinnen: Indem man an der Krone dreht, kann man sich, je nach Ziffernblatt, die anstehenden und absolvierten Termine der folgenden und vergangenen 36 Stunden anzeigen lassen, samt Temperaturprognose. Schneller bekomme ich einen solchen Überblick im Terminkalender.
Die nützliche Möglichkeit, sich auf der Uhr anzeigen zu lassen, wie man mit Bus und Bahn an sein Ziel kommt, ist in der Schweiz und Deutschland leider noch nicht verfügbar.
Ausgerechnet die wichtigste Neuerung von watchOS 2 konnte ich mit der Vorabversion, die mir zum Testen zur Verfügung stand, noch nicht richtig ausprobieren: Drittanbieter-Apps, die direkt auf der Uhr laufen. Bisher durften das nur Apples Apps. Alle anderen liefen auf dem iPhone und nutzten die Uhr quasi nur als Bildschirm. Aus diesem Grund waren sie meistens eher langsam.
Leider werden die meisten der neuen nativen Apps erst nach der Veröffentlichung von watchOS 2 verfügbar sein. Aber zumindest die Hersteller von Fitness-Apps werden nicht lange zögern. Runtastic beispielsweise hat schon ein Update vorbereitet, das den Pulsmesser der Uhr nutzen soll. Eine neue Version der CNN-App, die ich mir anschauen konnte, kann auf der Uhr jetzt auch Videos abspielen.
Immerhin eine App konnte ich finden, die schon vorab mit watchOS-2-Funktionen kam, die Wetter-App von The Weatherchannel. Sie enthält auch eine sogenannte Komplikation, also ein Element, das man einem Ziffernblatt hinzufügen kann. In diesem Fall zeigt es die Regenwahrscheinlichkeit an. Die App selbst startet auf der Uhr binnen ein bis zwei Sekunden. Sie läuft auch ohne iPhone, zeigt dann aber keine aktuellen Daten an.
Viel Neues steckt auf den ersten Blick nicht drin, im ersten grossen Update für Apples Smartwatch. Alte Watch-Apps starten damit nicht schneller und auch die Akkulaufzeit der Uhr hat sich nicht verändert. Insofern erscheint es etwas übertrieben, dass das Update von watchOS auf Version 2 als grosser Versionssprung vermarktet wird.
Was das Update trotzdem interessant macht, sind die erweiterten Möglichkeiten für Apps von Fremdherstellern. Bleibt abzuwarten, ob sie wirklich die versprochenen Leistungssteigerungen und Funktionen bringen.