Schweiz
Strasse

Auf dem Gotthardpass sind die Biker los – und sie haben etwas zu sagen

Auf dem Gotthardpass sind die Biker los – und sie haben etwas zu sagen

08.08.2020, 14:0808.08.2020, 14:24
Mehr «Schweiz»

Biker-Protest auf dem Gotthard

1 / 30
Biker-Protest auf dem Gotthard
Über zweihundert Motorradfahrer Demonstrieren mit einer Sternfahrt auf dem Gotthardpass gegen die Initiative von Nationalraetin Gabriela Suter am Samstag, 8. August 2020 auf dem Gotthard Pass. Die Schweizer Nationalraetin Gabriela Suter (SP) fordert ein generelles Fahrverbot für sogenannte "laute Motorraeder" in der Schweiz. Suter hat dazu eine parlamentarische Initiative gestartet, die vorsieht, die gesetzlichen Aenderungen für ein Fahrverbot von Motorraedern mit einem Standgeraeusch von über 95 Dezibel zu schaffen. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
... Mehr lesen
quelle: keystone / urs flueeler
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Rund 250 Motorradfahrer haben sich am Samstagmittag mit ihren Maschinen auf dem Gotthardpass versammelt, um still gegen drohende neue Lärmvorschriften zu demonstrieren. Die Kundgebung richtete sich auch gegen die Töfffahrer, die rücksichtslos laut unterwegs sind.

Triumph- und Harley-Davidson-Fahrer, BMW- und Ducati-Liebhaber, Kawasaki- und Suziki-Piloten aus allen Landesteilen sind am Samstagmorgen auf der Gotthardpassstrasse zum Hospiz gekurvt. Dort wurden sie von der Tessiner Polizei auf einen abgesperrten Abschnitt der alten, noch mit Kopfsteinen gepflasterten Strasse gelotst.

Sorgfältig, unter Mithilfe der Polizei, parkierten sie rückwärts ihre Maschinen in zwei Kolonnen an den Strassenrand. Einige Motorräder waren mit Totenköpfen dekoriert, alle aber sauber geputzt und mit blank polierten Auspuffrohren.

Umstrittene Lärmobergrenze

Grund des Aufmarsches waren drohende schärfere Lärmvorschriften. Für Unmut sorgen in Töffkreisen insbesondere zwei parlamentarische Initiativen, die Nationalrätin Gabriela Suter (SP/AG) in der Juni-Session eingereicht hat. Zum einen verlangt sie gesetzliche Grundlagen für den Einsatz für Lärmradargeräten. Zum anderen fordert sie ein generelles Fahrverbot für Motorräder mit einem Standpegel von über 95 Dezibel.

Bernd Hanisch, Präsident der Motorradgemeinschaft Fighter Friends, hatte die Versammlung organisiert. Bei einer Lärmgrenze von 95 Dezibel Standgeräusch dürften viele zugelassene Motorräder nicht mehr gefahren werden, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies komme einer Enteignung gleich.

Hanisch kritisierte zudem, dass der Grenzwert nicht aussagekräftig sei für den tatsächlichen Lärm, den ein Motorrad etwa bei Tempo 50 und mit tiefer Drehzahl während der Durchfahrt durch ein Dorf erzeuge. Es seien vor allem «schwarze Schafe», die für Diskussionen sorgten. Es brauche deswegen mehr fachkundiges Personal bei der Polizei, damit entsprechende Kontrollen durchgeführt werden könnten.

Motorradfahrer nicht diskriminieren

Ein älterer Motorradfahrer an der Kundgebung bestätigte dies. Es wäre besser, die «Deppen», die in Dörfern die Motoren aufheulen liessen, gezielt anzugehen, sagte er. Dies gelte aber nicht nur für die Motorrad-, sondern auch für die Autofahrer.

Gleichzeitig zeigte der Motorradfahrer Verständnis, dass der Strassenlärm einigen auf die Nerven gehen könne. Er sagte aber auch, dass er eine leise Maschine habe und nur, wenn es wirklich nötig sei, aufdrehe. Ein anderer Motorradfahrer sagte, die Töfffahrer, welche Lärm machten, seien nicht auf den Gotthard gekommen.

Die Motorradfahrer verlangen insgesamt einen «vernünftigen Umgang statt Verbote». Dazu gehört für sie auch, dass bei der Lärmdiskussion nicht einseitig auf die Motorräder gezeigt werde. Es brauche realistische Lärmobergrenzen für alle Verbrennungsmotoren, erklärte Hanisch.

Mehr Sicherheit verlangt

Der Fighter-Friends-Präsident nahm auch die Gemeinden und Kantone in die Pflicht. Der Strassenlärm könne auch mit Flüsterbelägen reduziert werden, sagte er. Weitere Forderungen betreffen die Sicherheit, etwa ein genereller Unterfahrschutz an Leitplanken.

Reden gehalten wurden an der Versammlung keine. Die Motorradfahrer setzten in ihrer dunklen Kluft auf ihre physische Präsenz.

Motorradfahrer hatten bereits am 1. August auf dem Bundesplatz in Bern protestieren wollen. Dies war ihnen aber nicht erlaubt worden. Als Ersatz legten sie dort ihre Helme nieder. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Schweizer Töff-Legende Stefan Dörflinger
1 / 10
Die Schweizer Töff-Legende Stefan Dörflinger
2019 wird Stefan Dörflinger in die Hall of Fame aufgenommen. Er wurde in den 80er-Jahren vier Mal in Folge Weltmeister.
quelle: photopress-archiv / str
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wär hätte nicht gern ein fliegendes Motorrad?
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
240 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
G. Samsa
08.08.2020 14:27registriert März 2017
Laute Verbrennungsmotoren sind definitiv ein Ärgernis. Egal ob 2 oder 4 Räder. Und dieses Problem muss angegangen werden.
991220
Melden
Zum Kommentar
avatar
infomann
08.08.2020 14:23registriert Juni 2015
Höchste Zeit das etwas unternommen wird.
Wer glaubt er muss übermässig Krach machen, muss aus dem Verkehr gezogen werden.
876197
Melden
Zum Kommentar
avatar
maylander
08.08.2020 14:37registriert September 2018
Mit Ohropax in Ohr und Helm auf dem Kopf für mehr Lärm einstehen.
Und das im Jahre 2020.
80dB sind mehr als genug und die alten Maschinen können Problemlos umgerüstet werden.
Von mir aus kann man auch einige Tage für historische Fahrzeuge freigeben. Aus puren Spass mit dem Lärm sinnlos tausenden Menschen zu belästigen ist einfach asozial.
827233
Melden
Zum Kommentar
240
Weniger Überwachungs-Massnahmen durch Schweizer Strafverfolgungs-Behörden

Die Schweizer Strafverfolgungsbehörden und der Nachrichtendienst des Bundes haben im vergangenen Jahr weniger Überwachungsmassnahmen angeordnet. Hauptgrund ist, dass es zu weniger Antennensuchläufen kam, also der Überprüfung, welche Mobiltelefone wo eingewählt waren.

Zur Story