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Der SFV nimmt Stellung in der Doppelbürger-Debatte

epa06860886 Switzerland's starting eleven poses before the FIFA World Cup 2018 round of 16 soccer match between Sweden and Switzerland in St.Petersburg, Russia, 03 July 2018.

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Die Schweizer Startelf beim Achtelfinal-Out gegen Schweden: Viele Spieler haben Wurzeln auch im Ausland.Bild: EPA

Der SFV nimmt in diesen 10 Punkten zur Doppelbürger-Debatte Stellung

07.07.2018, 20:25
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Ein Interview von Alex Miescher hat in dieser Woche gehörigen Wirbel verursacht. Der Generalsekretär des Schweizerischen Fussballverbands lancierte die Idee, künftig nur noch Nachwuchsspieler auszubilden, welche auf eine doppelte Staatsbürgerschaft verzichten würden. Durchs Band wurde Mieschers Vorschlag als untaugliche «Schnapsidee» beurteilt.

Am Samstagabend hat der Schweizerische Fussballverband nun eine offizielle Stellungnahme auf seiner Website veröffentlicht, die wir hier wiedergeben:

Vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) hat sich nie jemand gegen mehrfache Staatsbürgerschaften oder Doppelbürger-Status ausgesprochen.

Die zitierten Aussagen stammen aus einem rund einstündigen Gespräch von SFV-Generalsekretär Alex Miescher mit Journalisten der Neuen Zürcher Zeitung und 20 Minuten/Tages-Anzeiger nach Abschluss der WM-Gruppenspiele im Restaurant des Torpedo-Stadions in Togliatti (Standort des Schweizer Team Base Camps während der WM-Endrunde 2018 in Russland).

Alex Miescher, General Secretary of the Swiss Footbal Association, SFA, and Head of Mission smiles during a public training session of the Switzerland's national soccer team at the Torpedo Stadiu ...
SFV-Generalsekretär Alex Miescher in Togliatti.Bild: KEYSTONE

Der SFV bedauert, dass der Eindruck entstanden ist, er sei gegen Doppelbürger oder Mehrfach-Nationalitäten und verhalte sich nicht korrekt oder gar diskriminierend gegenüber von Doppelbürgerinnen und Doppelbürgern in der Schweiz.

Am schwerwiegendsten ist dabei, dass Fussballer (und Fussballerinnen) in den Fokus rücken, die bereits für die Schweiz spielen. Aktuell insbesondere jene Fussballer, die gerade wieder an der WM in Russland alles für unser Land gegeben haben und vor die sich der SFV stets schützend stellte, wenn es Debatten um ihre Identifikation gab.

Im Zentrum des SFV-Interesses stehen im erwähnten Zusammenhang vor allem zwei Fragestellungen: Wie können wir unsere Nationalspieler noch besser schützen vor Vorkommnissen wie rund um das WM-Gruppenspiel Serbien – Schweiz vom 22. Juni 2018? Und: Wie können wir noch stärker dafür besorgt sein, dass Nachwuchsspitzenfussballer mit mehrfachen Nationalitäten nach kostenintensiver Förderung durch den SFV nur für das A-Nationalteam der Schweiz auflaufen?

So würde eine Schweizer Nati ohne Doppelbürger aussehen

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So würde die Schweizer Nati ohne Doppelbürger aussehen
Mittelsturm: Michael Frey (FC Zürich).
quelle: keystone / ennio leanza
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Diese Fragen sind in verschiedenen Abteilungen des SFV seit Jahren immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Dabei sind verschiedene Ideen zur Sprache gekommen, unter anderen die Möglichkeit einer Prüfung von Anpassungen der relevanten FIFA-Reglemente oder die Idee, die Spieler zur A-Nationalmannschaft schon frühzeitig zu verpflichten (beispielsweise durch Verträge oder Verzicht auf Mehrfach-Staatsbürgerschaften bei der Rekrutierung respektive Aufnahme von Nachwuchsfussballern in die SFV-Ausbildungsprogramme). Eine entsprechende Entscheidung ist aber nicht gefallen.

Der SFV will Spieler noch besser begleiten, die mit U-Teams um Titel für die Schweiz spielen, dann aber mit 22 Jahren nicht selten erheblichem Druck ausgesetzt werden, weil sie für ein anderes Land – und allenfalls gegen die Schweiz – spielen sollen.

Nach wie vor will der SFV auch die Förderung und Ausbildung jener Nachwuchs-Fussballer nicht vernachlässigen, die kein zweites Heimatland zur Wahl haben.

Im Wesentlichen wünscht der SFV einen fairen und respektvollen Umgang mit seinen Nationalspielerinnen sowie Nationalspielern und weniger Schwarz-Weiss-Malerei, das heisst: viel Lob, wenn sie erfolgreich spielen, aber Vorwurf der fehlenden Identifikation, wenn es nicht wunschgemäss läuft.

Der SFV fördert weiterhin Integration und Inklusion auf allen Ebenen.

(ram)

Zu teuere Bewilligungen – Public Viewing vor dem Ende?

Video: srf
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HenryJames
07.07.2018 21:03registriert Februar 2018
Dass ein 10-punkte-statement nötig ist zeigt in welch desolaten zustand dieser verein ist. Etwas anderrs als der rücktritt von Miescher ist inakzeptabel und überfällig.
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paeuli.weischno
07.07.2018 21:14registriert Oktober 2017
Der SFV leugnet plötzlich, dass sich Miescher gegen Doppelnationalitäten ausgesprochen hat (Zitat: "die Schweiz ein Interesse daran haben müsste, dort Schranken zu setzen").

Das ist etwa so schlau, wie eine Schwalbe zu leugnen, wenn 100 Kameras im Station eine Szene aufgezeichnet haben.

Eine klare Entschuldigung für die unsägliche Vermischung von Politik und Sport durch Miescher wäre das Mindeste gewesen. Aber nein, der SFV entschliesst sich zur Lüge.

Mir tun unsere Nati-Spieler echt leid, dass sie diesem ekelhaften Verband ausgeliefert sind.
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Fulehung1950
07.07.2018 22:04registriert Juni 2014
Und? Ist jetzt alles besser? Der Schaden ist angerichtet (Man lese nur die verbalen Freudensprünge von Hptm. B. Junge und Madmessie hier). Die selbsternannten Eidgenossen sind gefüttert. Und es ist nun mal so: wenn man das Güllenfass öffnet und in der Gülle rührt, stinkt es danach noch lange.

(Ich kann übrigens nichts dafür, dass Gülle braun ist......)
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