Ein Interview von Alex Miescher hat in dieser Woche gehörigen Wirbel verursacht. Der Generalsekretär des Schweizerischen Fussballverbands lancierte die Idee, künftig nur noch Nachwuchsspieler auszubilden, welche auf eine doppelte Staatsbürgerschaft verzichten würden. Durchs Band wurde Mieschers Vorschlag als untaugliche «Schnapsidee» beurteilt.
Am Samstagabend hat der Schweizerische Fussballverband nun eine offizielle Stellungnahme auf seiner Website veröffentlicht, die wir hier wiedergeben:
Vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) hat sich nie jemand gegen mehrfache Staatsbürgerschaften oder Doppelbürger-Status ausgesprochen.
Die zitierten Aussagen stammen aus einem rund einstündigen Gespräch von SFV-Generalsekretär Alex Miescher mit Journalisten der Neuen Zürcher Zeitung und 20 Minuten/Tages-Anzeiger nach Abschluss der WM-Gruppenspiele im Restaurant des Torpedo-Stadions in Togliatti (Standort des Schweizer Team Base Camps während der WM-Endrunde 2018 in Russland).
Der SFV bedauert, dass der Eindruck entstanden ist, er sei gegen Doppelbürger oder Mehrfach-Nationalitäten und verhalte sich nicht korrekt oder gar diskriminierend gegenüber von Doppelbürgerinnen und Doppelbürgern in der Schweiz.
Am schwerwiegendsten ist dabei, dass Fussballer (und Fussballerinnen) in den Fokus rücken, die bereits für die Schweiz spielen. Aktuell insbesondere jene Fussballer, die gerade wieder an der WM in Russland alles für unser Land gegeben haben und vor die sich der SFV stets schützend stellte, wenn es Debatten um ihre Identifikation gab.
Im Zentrum des SFV-Interesses stehen im erwähnten Zusammenhang vor allem zwei Fragestellungen: Wie können wir unsere Nationalspieler noch besser schützen vor Vorkommnissen wie rund um das WM-Gruppenspiel Serbien – Schweiz vom 22. Juni 2018? Und: Wie können wir noch stärker dafür besorgt sein, dass Nachwuchsspitzenfussballer mit mehrfachen Nationalitäten nach kostenintensiver Förderung durch den SFV nur für das A-Nationalteam der Schweiz auflaufen?
Diese Fragen sind in verschiedenen Abteilungen des SFV seit Jahren immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Dabei sind verschiedene Ideen zur Sprache gekommen, unter anderen die Möglichkeit einer Prüfung von Anpassungen der relevanten FIFA-Reglemente oder die Idee, die Spieler zur A-Nationalmannschaft schon frühzeitig zu verpflichten (beispielsweise durch Verträge oder Verzicht auf Mehrfach-Staatsbürgerschaften bei der Rekrutierung respektive Aufnahme von Nachwuchsfussballern in die SFV-Ausbildungsprogramme). Eine entsprechende Entscheidung ist aber nicht gefallen.
Der SFV will Spieler noch besser begleiten, die mit U-Teams um Titel für die Schweiz spielen, dann aber mit 22 Jahren nicht selten erheblichem Druck ausgesetzt werden, weil sie für ein anderes Land – und allenfalls gegen die Schweiz – spielen sollen.
Nach wie vor will der SFV auch die Förderung und Ausbildung jener Nachwuchs-Fussballer nicht vernachlässigen, die kein zweites Heimatland zur Wahl haben.
Im Wesentlichen wünscht der SFV einen fairen und respektvollen Umgang mit seinen Nationalspielerinnen sowie Nationalspielern und weniger Schwarz-Weiss-Malerei, das heisst: viel Lob, wenn sie erfolgreich spielen, aber Vorwurf der fehlenden Identifikation, wenn es nicht wunschgemäss läuft.
Der SFV fördert weiterhin Integration und Inklusion auf allen Ebenen.
(ram)