1899 ist die Welt in Mailand noch in Ordnung. Britische Auswanderer gründen den Milan Cricket and Football Club, aus dem später die ruhmreiche AC Milan wird. Auch zahlreiche Schweizer gehören damals im südlichen Nachbarland zu den Entwicklungshelfern in Sachen Fussball, denn die Schweiz war noch vor Italien vom Spiel mit dem Lederball infiziert worden.
Nachdem die Italiener selber gelernt hatten, wie es geht, wollten sie sich von den Ausländern abnabeln. Eine solch internationale Mannschaft, wie es Milans Meisterteam 1907 war, sollte es nicht mehr geben, fanden viele gegnerische Teams. Auch im CFC Milan sind die Schweizer – obwohl erfolgreich und Teamstützen – nicht mehr länger erwünscht. Lieber sollen nur noch Italiener für die Rossoneri spielen.
Doch nicht alle Vereinsmitglieder stehen hinter dem Meinungsumschwung. Am 9. März 1908 treffen sie sich und gründen einen internationalen Klub, den F.C. Internazionale Milano. Passend zu den vielen Schweizern, die für die Abspaltung mitverantwortlich waren, findet die Gründungsversammlung im Ristorante Orologio statt, im «Restaurant Uhrmacher».
Während der Versammlung habe sich Karikaturist Giorgio Muggiani einen Bierdeckel geschnappt und das Logo entworfen, ist in einem Artikel des Fussballmagazins «Zwölf» nachzulesen. Wohl wegen des Bierdeckels sei das Inter-Logo das erste kreisrunde in ganz Italien gewesen.
Im Herbst des gleichen Jahres, am 18. Oktober 1908, kommt es zum ersten Mailänder Derby zwischen Milan und Inter – und zwar auf Schweizer Boden. Die beiden Teams treffen an der «Coppa Chiasso» aufeinander.
Vom Hass, den Fans der beiden Teams später gegenüber dem Gegner hatten, ist noch nichts zu spüren. Inter und Milan fahren gemeinsam mit dem Zug nach Chiasso, spielen unterwegs Karten und teilen sich Brot, Salami und Wein. 2000 Zuschauer sehen Inter mit sechs Schweizer Spielern 1:2 verlieren.
Insgesamt 22 Schweizer haben sich seit der Gründung das meistens blau-schwarze Trikot von Inter übergezogen. Die allermeisten von ihnen spielten im ersten Jahrzehnt des Vereinsbestehens in Mailand, so wie der erste Torschützenkönig, den der Klub stellte: Ernst Peterli. Der Ostschweizer ging später zurück in die Heimat und schoss 1914/15 Brühl St.Gallen zu dessen einzigen Meistertitel.
Echte «Legionäre» bei Inter waren bloss vier Schweizer: Einer war Roger Vonlanthen, der spätere Nationaltrainer, von 1955 und 1957. Auf ihn folgte einige Jahrzehnte darauf Ciriaco Sforza. Der Regisseur absolvierte in der Saison 1996/97 insgesamt 40 Partien für die Nerazzurri, bevor er zurück in die Bundesliga wechselte und Aufsteiger Kaiserslautern zum Meistertitel führte.
Anfang 2015 kam dann Xherdan Shaqiri für ein kurzes Gastspiel von Bayern München. Nach einem halben Jahr, 20 Einsätzen und drei Toren zog er weiter zu Stoke City. Seit Sommer 2023 hütet mit Yann Sommer nun ein Schweizer das Tor der Mailänder.