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Laschet übernimmt volle Verantwortung für Wahldesaster

Christian Democratic Union party chairman Armin Laschet speaks to media at the party's headquarters in Berlin, Thursday, Oct. 7, 2021. (AP Photo/Markus Schreiber)
Auch er scheint mittlerweile nicht mehr ans Kanzleramt zu glauben: Armin Laschet.Bild: keystone

Laschet übernimmt volle Verantwortung für Wahldesaster

16.10.2021, 13:59
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CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat die alleinige Verantwortung für das miserable Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl übernommen. «Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt», sagte er am Samstag beim Deutschlandtag der Jungen Union in Münster. «Nichts lässt sich schön reden. Die Verantwortung trage ich als Vorsitzender und Kanzlerkandidat», sagte Laschet. «Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand.» Mit Blick auf eine wahrscheinliche Oppositionsrolle im Bund und mehrere anstehende Landtagswahlen forderte er zugleich mehr Zusammenhalt.

«Wir müssen wieder zusammenstehen», forderte Laschet, dem die Delegierten viel Respekt für seine schonungslose Analyse zollten. CSU-Chef Markus Söder hatte dagegen kurzfristig abgesagt, was viele Delegierte in ihren Redebeiträgen kritisierten. Laschet mahnte, es solle gegen den politischen Gegner gehen und «nicht gegeneinander in der Unionsfamilie». Er hatte bereits angekündigt, seine politischen Ambitionen zurückzustellen. Die CDU will demnächst bei einem Sonderparteitag ihren gesamten Parteivorstand neu wählen. Die Union war bei der Bundestagswahl auf ihren historischen Tiefstwert von nur 24,1 Prozent angestürzt.

Laschet machte deutlich, dass er von einer Oppositionsrolle für die Union im Bund ausgeht. In der Opposition sei es besonders wichtig, «gemeinsam und einheitlich aufzutreten» und «klug und intelligent den Finger in die Wunde zu legen», wenn eine künftige Regierung Fehler mache, unterstrich er mit Blick auf ein mögliches Ampelbündnis aus SPD, Grünen und FDP.

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Jens Spahn: «Es war ein beschissenes Wahlergebnis.»Bild: keystone

Gesundheitsminister Jens Spahn räumte ein: «Es war ein beschissenes Wahlergebnis und die Lage ist es auch. Da gibt es nichts drum herum zu reden.» Die Union werde eine konstruktive Opposition sein und nicht immer bloss «Nein» sagen. Zugleich gab sich der Parteivize auch kämpferisch: «Die CDU ist nicht erledigt.» Spahn rief zu Teamgeist statt «Schaulaufen» auf. «Es geht hier doch nicht um Armin, Friedrich, Jens, Ralph oder wen auch immer», rief er unter grossen Beifall in der Halle. «Die Union ist grösser als jeder von uns.» Als Anwärter für die Nachfolge Laschets werden Spahn, der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz, Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus oder der Aussenpolitiker Norbert Röttgen genannt.

Laschet wies die Darstellung des ehemaligen Unionsfraktionschefs Merz zurück, der die Union zu Beginn der JU-Tagung am Freitag als «insolvenzgefährdeten schweren Sanierungsfall» bezeichnet hatte. Merz hatte seine Partei aufgefordert, nicht Personalfragen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die inhaltliche Aufstellung. «Wir sollten uns ausschliesslich mit der Frage beschäftigen, wie kommen wir da wieder raus?» Laschet entgegnete: «Ich schätze Friedrich Merz und ich schätze auch seine Analysestärke, aber wir haben ein gutes Programm gehabt, wir haben Positionen gehabt, für die wir auch weiter stehen.»

CSU-Chef Söder fehlt

Das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen von Laschet und CSU-Chef Söder blieb aus. Söder war einst im internen Ringen um die Kanzlerkandidatur unterlegen gewesen und hatte immer wieder gegen Laschet gestichelt. In der «Welt am Sonntag» warb er nun für ein neues Miteinander der beiden Schwesterparteien CDU und CSU. «In Stil und Inhalt sollten wir wieder enger zusammenrücken, anstatt öffentlich übereinander zu reden», meinte Söder. «Die CSU wird daher keine öffentlichen Ratschläge erteilen, sondern - wenn es gewünscht ist - mithelfen, die Union zu stabilisieren.»

Der JU-Bundesvorstand ging hart mit den Mutterparteien ins Gericht. «Armin Laschet konnte die Herzen der Menschen leider nicht erreichen. Ganz im Gegenteil: Viele Wähler haben der Union wegen des Personalangebots die Stimme nicht gegeben», hiess es in einem Antrag, über den noch am Samstag abgestimmt werden sollte. «Eine solche Kandidatur ist aber keine One-Man-Show. Weder im Sieg noch in der Niederlage.» Nur wenige im Bundeskabinett seien im Wahlkampf hilfreich gewesen. Auch die Spitzen von CDU und CSU hätten «keine gute Figur abgegeben». Die Analyse lautet: «Wir haben aus eigener Schwäche verloren, nicht wegen der Stärke der anderen.» (sda/dpa)

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