Russland und Weissrussland beginnen mit Grossmanöver «Sapad 2017»

Russland und Weissrussland beginnen mit Grossmanöver «Sapad 2017»

14.09.2017, 15:48

Unter misstrauischer Beobachtung ihrer Nachbarn haben die Streitkräfte Russlands und Weissrusslands am Donnerstag mit einem Grossmanöver an der Ostflanke der EU begonnen.

Soldaten der beiden Armeen marschierten nahe der Grenze zu den NATO-Staaten Polen, Litauen, Lettland und Estland auf, wo die einwöchige Militärübung mit Sorge verfolgt wird. Die Länder fürchten, dass Russland unter dem Deckmantel des Manövers dauerhaft Soldaten an den Grenzen stationiert.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, das Manöver sei «rein defensiver Natur und nicht gegen irgendeinen Staat oder eine Ländergruppe gerichtet». Am Grossmanöver «Sapad 2017» (Westen 2017) nehmen nach russischen Angaben 12'700 Soldaten, 70 Flugzeuge, 250 Panzer und zehn Kriegsschiffe teil - damit läge die Zahl knapp unter der Schwelle von 13'000 Soldaten, ab der nach internationalen Vereinbarungen ein umfassender Zugang von Beobachtern gewährt werden muss.

Die baltischen NATO-Mitglieder und Militärexperten gehen allerdings von bis zu 100'000 Teilnehmern aus. Die NATO hatte in diesem Jahr die Verstärkung ihrer Truppen im Osten abgeschlossen und dafür in Polen, Estland, Lettland und Litauen multinationale Kampfverbände mit jeweils tausend Soldaten stationiert.

NATO: Moskau soll Spannung abbauen

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte der russischen Nachrichtenagentur Ria-Nowosti, «Sapad 2017» stelle zwar keine «unmittelbare Bedrohung für einen Verbündeten» dar. Doch appellierte er an Moskau, wenn es «Spannungen abbauen und Missverständnisse verhindern» wolle, sei der «beste Weg» Transparenz.

«Die NATO will weder einen neuen Kalten Krieg noch einen neuen Rüstungswettlauf», sagte Stoltenberg. Er werde sich weiter dafür einsetzen, die Beziehungen zu Moskau zu verbessern.

Der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff, bezeichnete das «sicherheitspolitische Versteckspiel» Russlands als «gefährlich». «Mehr Transparenz, vertrauensbildende Massnahmen und Gespräche wären das Gebot der Stunde», forderte Lambsdorff mit Blick auf die unklare Zahl der Manöverteilnehmer.

Der unabhängige Militärexperte Alexander Golts sagte, er schätze die tatsächliche Zahl der teilnehmenden Soldaten auf deutlich unter 100'000. «Die 12'700 angekündigten Soldaten für strategische Manöver sind aber lächerlich.»

Auch das Institut IHS Jane's ging davon aus, dass die wirklichen Zahlen höher sind als die offiziell verkündeten. Denn am Manöver nähmen nicht nur Soldaten teil, sondern auch Geheimdienstmitarbeiter, Nationalgardisten, Rettungskräfte und andere - damit steige die Gesamtzahl auf «80'000 bis 100'000», hiess es.

US-Manöver in der Ukraine

Die russische Armee hält jedes Jahr in einer anderen Region ein Grossmanöver ab.

Dieses Jahr findet es auf dem Territorium seines Verbündeten Weissrussland, in der Exklave Kaliningrad und in mehreren Regionen im Nordwesten Russlands statt. Die Übung dauert bis kommenden Mittwoch.

Gleichzeitig findet in der Ukraine ein Militärmanöver unter Mitwirkung der US-Armee statt. Zudem üben fast 19'000 Soldaten aus verschiedenen westlichen Staaten in Schweden den Ernstfall einer Attacke von einem «grösseren und hochgerüsteten Gegner». (sda/afp)

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