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Marokko lässt Migranten passieren: Tausende schwimmen nach Ceuta

Marokko lässt Migranten passieren: Tausende schwimmen nach Ceuta

18.05.2021, 05:42
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epa09207747 Hundreds of young Moroccans wait to cross the border with Spain in the town of Castillejos, also known as Fnideq, Morocco, 17 May 2021. The Spanish Government Delegation in Ceuta has repor ...
Hunderte junge Marrokaner warten darauf, die Grenze zu Spanien überqueren zu können.Bild: keystone

Sie schwammen durch das Mittelmeer oder liefen bei Ebbe am Strand entlang: Mindestens 5000 Migranten haben am Montag von Marokko aus die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta erreicht. Die marokkanische Polizei habe faktisch die Kontrolle der Grenze eingestellt, berichteten spanische Medien unter Berufung auf Augenzeugen in Fnideq. Als möglichen Grund nannten spanische Medien die Verärgerung der Regierung in Rabat darüber, dass Spanien die medizinische Behandlung des Chefs der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali, erlaubte. Marokko beansprucht das Gebiet an seiner Südgrenze als Teil seines Staatsgebietes. Eine Erklärung aus Rabat gab es zunächst nicht.

Etwa 1500 der angekommenen Migranten seien Minderjährige, schrieb die in Ceuta erscheinende Zeitung «El Faro». Mindestens ein Mensch sei ertrunken. Die Lage sei chaotisch, das Aufnahmelager der Exklave völlig überfüllt und viele der Migranten irrten in der Stadt mit 85 000 Einwohnern herum. Das spanische Militär in Ceuta habe logistische Hilfe angeboten und den Schutz seiner eigenen Einrichtungen verstärkt. Die Zentralregierung in Madrid kündigte die Entsendung 200 zusätzlicher Polizisten an.

A man from Morocco reacts after entering swimming into the Spanish territory, at the Spanish enclave of Ceuta on Monday, May 17, 2021. Authorities in Spain say that around 1,000 Moroccan migrants have ...
Ein Marrokaner überkommen die Gefühle, nachdem er nach Ceuta geschwommen ist.Bild: keystone

Die Zeitung «El País» schrieb, nie zuvor seien so viele Menschen auf einmal nach Ceuta gekommen. Es sei wie eine «Autobahn auf dem Meer». Die meisten der Ankommenden seien Männer, aber es seien auch Frauen und Familien dabei. Nach unbestätigten Medienberichten machten sich auch in der Stadt Tanger Migranten aus Ländern südlich der Sahara auf in Richtung Ceuta.

Viele Marokkaner im Umfeld von Ceuta und der anderen spanischen Nordafrika-Exklave Melilla haben ihre Arbeit und Einkommen verloren, seit Marokko die Grenze zu den beiden Gebieten im März 2020 wegen der Corona-Pandemie geschlossen hat. Immer wieder demonstrierten Menschen, die sonst in den Exklaven arbeiteten, für ein Ende der Schliessung.

Bereits am 26. April hatten 128 Marokkaner schwimmend Ceuta erreicht. Die meisten wurden bald darauf nach Marokko abgeschoben. Auch dieses Mal ist damit zu rechnen, dass viele der Migranten bald zurückgebracht werden könnten.

Westsahara an der nordafrikanischen Atlantikküste war bis 1975 spanische Kolonie. Marokko kontrolliert grosse Teile des dünn besiedelten Gebiets an seiner Südgrenze. Die Polisario strebt nach Unabhängigkeit für die Westsahara. Marokko will der Region nur Autonomie zugestehen.

Im Dezember hatte der damals bereits abgewählte, aber noch amtierende US-Präsident Donald Trump Marokkos Souveränität über Westsahara anerkannt. Seither wachsen die Spannungen zwischen Marokko und europäischen Ländern, die Trumps Entscheidung kritisierten. So rief Rabat Anfang Mai seine Botschafterin aus Berlin zurück. (sda/dpa)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Doplagus
18.05.2021 06:17registriert Dezember 2019
Es wird zeit die EU aussengrenzen zu schliessen. Diesem ansturm kann europa einfach nicht gerecht werden
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Alex747
18.05.2021 07:38registriert Oktober 2019
Wenn ich Spanien wäre würde ich diese Ceuta z.B an Marokko abgeben. Es ist zu nah an Afrika , und ein Eingangstor für illegale Grenzübertretungen weil fast unmöglich zu kontrollieren.
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MasterJ
18.05.2021 07:22registriert Mai 2021
Früher würde man sowas nicht dulden... aber heute ist die mehrheit zu weich um das zu tun was nötig wäre.
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