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Korpskommandant Daniel Baumgartner verdient als Attaché prächtig

Die Ehrengaeste Brigadier Willy Bruelisauer, rechts, und Divisionaer Daniel Baumgartner, links, werden begruesst an der Landsgemeinde, am Sonntag, 3. Mai 2015 in Glarus.(KEYSTONE/Samuel Truempy)
Korpskommandant Daniel Baumgartner im Mai 2015.Bild: KEYSTONE

Armee-Chefausbildner versetzt – den Lohn nimmt er mit (er verdient mehr als sein Chef 😊)

Korpskommandant Daniel Baumgartner war Ausbildungschef der Schweizer Armee. Nach einer Spesenaffäre bat er VBS-Chefin Viola Amherd um Versetzung und wird nun Verteidigungsattaché in Washington. Er verdient dort mehr als sein Vorgesetzter. Die wichtigsten Punkte.
15.04.2019, 09:3615.04.2019, 12:57
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Die Vorgeschichte

Im vergangenen November sorgte ein Bericht für grosses Aufsehen: An der Spitze der Schweizer Armee kam es zu Spesenexzessen. Mittendrin: Korpskommandant Daniel Baumgartner, damals noch Ausbildungschef der Armee.

Er soll exklusive Weihnachtsessen und Alkoholexzesse auf Kosten der Armee bewilligt haben. Baumgartner verschenkte auch Goldmünzen und bekam beim Abschied als Logistikbasis-Chef selber eine solche geschenkt. Rechtliche Konsequenzen hatte der Untersuchungsbericht nicht.

In der Folge der Spesenaffäre trat Daniel Baumgartner von seinem Posten als Ausbildungschef zurück und bat um Versetzung. Letzte Woche wurde bekannt, dass er künftig Verteidigungsattaché in Washington wird.

Was macht eigentlich ein Verteidigungsattaché?

Die Aufgabenstellung gemäss Stellenbeschrieb: das Aufbauen eines krisenresistenten Netzwerks, die Beschaffung von sicherheitspolitisch relevanten Informationen und «vor Ort die militärischen Interessen der Schweiz frühzeitig einbringen», schreibt das VBS. Der Dienst dauert in der Regel vier Jahre. Immer wieder versetzt die Landesregierung ranghohe Berufsoffiziere nach Washington oder Paris, um dort ihre Karrieren ausklingen zu lassen. Ein Verteidigungsattaché ist formell dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) untergeordnet.

Wieso verdient er so viel?

Ein Schweizer Verteidigungsattaché befindet sich in der 29. Lohnklasse von 38, die es bei der Bundesverwaltung gibt. Das heisst konkret: ein Monatsgehalt von 15'000 Franken. Baumgartner verdiente allerdings bisher deutlich mehr. Als Korpskommandant gehört er zur Lohnklasse 36 und hat somit ein Jahresgehalt von 300'000 Franken. Und das wird auch so bleiben.

Das VBS begründete gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Gestützt auf Artikel 52a Absatz 1bis der Bundespersonalverordnung, gewährt der Bundesrat Korpskommandant Baumgartner einen Besitzstand von vier Jahren auf seinem Lohn.»

«In diesem Verordnungsartikel heisst es, bei einer unverschuldeten Versetzung auf eine finanziell tiefer bewertete Funktion müsse die Lohnklasse im Arbeitsvertrag angepasst werden. Und weiter: ‹Der Lohn bleibt unverändert.›»
Das schreibt der «Tages-Anzeiger».

Wieso Gesprächsstoff?

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Der Schweizer Botschafter zu Washington: Jacques Pitteloud.Bild: KEYSTONE

Im Bundesrat sorgte die Personalie kaum für Gesprächsstoff, im EDA und im VBS dafür umso mehr, berichtet der «Tages-Anzeiger». Denn: Baumgartners zukünftiger Chef, Jacques Pitteloud, verdient als Botschafter und Missionschef rund 50'000 Franken weniger. Die beiden kennen sich bereits seit Jahren. Sie arbeiteten gemeinsam beim Militärischen Nachrichtendienst (MND) und hatten dort ein zeitweise angespanntes Verhältnis, weil Baumgartner mit der Vorgehensweise Pittelouds nicht immer einverstanden war. (jaw)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
15.04.2019 10:15registriert Juli 2014
Wenn in einem seriösen Unternehmen Kaderpersonen Geld verjubeln, wie es Baumgartner getan hat, droht ihnen die Entlassung. Im Fall Baumgartner ging es um Steuergelder. Und was sind die Konsequenzen? Ihm wird mit einem Schoggijob in Washington der A... vergoldet. Solche Geschichten sind Gift für die Bereitschaft, sich anständig und solidarisch zu verhalten. Wenn Machtmissbrauch offiziell nicht bestraft wird, bricht das Vertrauen gegenüber den Mächtigen ein, und jeder ist sich selbst der nächste.
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Madison Pierce
15.04.2019 09:58registriert September 2015
Ein Beispiel dafür, wie viel ein gutes Netzwerk bringt. Oder er besitzt einen gut gefüllten Kompromatkoffer.

Wie dem auch sei, das Verhalten des Bundesrates ist erbärmlich. Schon bei Andreas Meyer hat er sich erpressen lassen. Als diskutiert wurde, ob man seinen Lohn auf knapp unter eine Million im Jahr reduzieren solle, hat er seine Kündigung angedroht und sofort ist der Bundesrat eingeknickt. Als könne niemand anderes die SBB so "top" führen wie sie aktuell geführt wird...
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Nonqi
15.04.2019 10:33registriert Juni 2016
Wo ich den aber i de RS nach meh Schoggi gfröged han, häts gheisse s Budget langed nöd...
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