Gezielter Anschlag gegen deutsche Fussballmannschaft

Gezielter Anschlag gegen deutsche Fussballmannschaft

12.04.2017, 01:44

Auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist nach Einschätzung der Polizei am Dienstagabend ein gezielter Anschlag verübt worden. Die konkreten Hintergründe der Tat seien aber noch völlig unklar. Das Nachholspiel soll am Mittwoch stattfinden.

BVB-Innenverteidiger Marc Bartra, der bei der Explosion in der Nähe des Busses schwer verletzt wurde, musste am Handgelenk operiert werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf ein Tötungsdelikt.

«Wir ermitteln in alle Richtungen», sagte Staatsanwältin Sandra Lücke bei einer Pressekonferenz in Dortmund. Hinweise auf einen Terroranschlag hatten die Sicherheitsbehörden zunächst nicht.

Staatsanwältin Lücke teilte sie mit, dass am Tatort ein Schreiben gefunden worden sei, dessen Echtheit noch geprüft werde. Über den Inhalt des Schreibens und die Sprache, in der es verfasst wurde, wollte sie aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst keine Angaben machen.

Kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco waren gegen 19.15 Uhr drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses der Borussia-Spieler explodiert, als dieser vom Mannschaftshotel losfuhr.

Der Spanier Batra habe «eine gebrochene Speiche im rechten Handgelenk und diverse Fremdkörpereinsprengungen» erlitten, sagte BVB-Pressesprecher Sascha Fligge. Zunächst war von einer leichten Verletzung die Rede gewesen. Die anderen Spieler blieben unverletzt.

Der BVB-Bus war auf dem Weg zum Viertelfinale-Hinspiel gegen den AS Monaco. Die Polizei sprach von «einem Angriff mit ernst zu nehmenden Sprengsätzen». Die Wucht der Detonationen liess die Scheiben des Busses teilweise bersten. Das Fussballspiel wurde abgesagt und soll am Mittwochabend um 18.45 Uhr nachgeholt werden.

Schutzmassnahmen für Spieler und Fans

Die Polizei leitete Schutzmassnahmen für die Spieler beider Mannschaften ein, wie Polizeipräsident Gregor Lange sagte. Nach den Explosionen seien sofort alle verfügbaren Polizeikräfte eingebunden worden, um sowohl den Tatort als auch am Stadion die Abreise der Fans abzusichern.

Unter anderem seien Sprengstoffexperten und Sprengstoffhunde im Einsatz gewesen, sagte Lange. «Wir wussten nicht, was an weiterem passieren wird.» Aus der Luft sei am Tatort mit einer Drohne nach möglichen weiteren Sprengsätzen und weiteren Gegenständen gesucht worden.

Seinen ausdrücklichen Dank richtete der Polizeipräsident an den BVB, die Feuerwehr, die Sicherheitsbehörden sowie «an die Gäste im Stadion, die einen kühlen Kopf bewahrt haben». Dies habe «die Bewältigung der Lage insgesamt leichter gemacht».

Nachholspiel am Mittwoch

Für das neu angesetzte Spiel am Mittwoch bereitet sich die Dortmunder Polizei demnach auf einen Grosseinsatz vor. «Wir werden alles dafür tun, dass das Spiel morgen sicher ablaufen kann», fügte Lange hinzu.

Die ganze Mannschaft sei «in einer Schockstarre», sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Sender Sky. «Ich hoffe, dass die Mannschaft einigermassen in der Lage ist, morgen wettbewerbsfähig auf dem Feld zu stehen.»

Der Verein bedankte sich über Twitter ausdrücklich bei den AS-Monaco-Fans im Stadion für deren aufmunternde «Dortmund»-Rufe. Borussia rief ihre Anhänger auf, angereisten Monaco-Fans Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Regierungssprecher Steffen Seibert wünschte dem verletzten BVB-Spieler Bartra auf Twitter «Gute Besserung» und lobte die «grosse Reaktion» der Monaco-Fans.

«Meine Gedanken sind bei der Mannschaft. Jetzt gilt es die Hintergründe aufzuklären», erklärte der deutsche Innen- und Sportminister Thomas de Maizière auf Twitter. «Ich hoffe, dass morgen wieder der Fussball im Mittelpunkt steht.» (sda/afp/dpa)

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