Es sind zunächst die Bilder. Der Gang des Präsidenten durch den Lafayette-Park zur St.-John’s-Kirche ist bereits zu einer Ikone geworden. «Washington Post»-Kommentator Eugene Robinson schildert ihn wie folgt:
Es sind auch die vermummten Soldaten der Nationalgarde, die das Lincoln Memorial bewachen. Es sind die sandfarbenen Militär-Humvees, die durch die Strassen der US-Hauptstadt brausen.
Es sind die anonymen Männer, von denen man nicht weiss, ob es sich um Polizisten, Soldaten oder andere Ordnungskräfte handelt, und die fatal an Putins «grüne Männchen» auf der Krim erinnern.
Und es sind die mit halbautomatischen AR-15 bewaffneten weissen Männer, die vermehrt gesichtet werden.
Das alles riecht nach Staatsstreich – und in den USA wächst die Angst. Nicht nur bei Linken und Naiven. Die «Washington Post» führt eine Reihe von CIA-Veteranen auf, welche diese Befürchtung äussern. Beispielsweise Gail Helt. Sie war als Analystin zuständig für China und Südostasien und ist heute Professorin an der King University in Tennessee. Sie sagt:
Oder Marc Polymeropoulos, der einst für die CIA in Europa und Asien tätig war. Er sagt:
Oder Edward Luce. Der langjährige und hoch geachtete Korrespondent der «Financial Times» stellt fest, dass Trumps Chancen für eine Wiederwahl sehr klein geworden sind, dass er wenig Chancen hat, dies noch zu ändern, und dass er gerade deswegen sehr gefährlich geworden ist. Luce stellt fest:
Tatsächlich ist der Präsident schwer angeschlagen. Umfragen zeigen, dass 64 Prozent der Amerikaner Verständnis für die Anliegen der Demonstranten haben. National ist sein demokratischer Herausforderer Joe Biden elf Prozentpunkte voraus. Trump verliert auch in vermeintlich sicheren «roten» (traditionell republikanisch beherrschten) Bundesstaaten wie Texas und Georgia.
Selbst die Evangelikalen wenden sich von Trump ab. «Zahlreiche Umfragen zeigen, dass die religiösen Amerikaner, wie die meisten anderen, ablehnen, wie der Präsident seinen Job macht», meldet die «New York Times».
Für diesen Meinungsumschwung nennt die «New York Times» auch Zahlen. Die Zustimmung zu Trump bei den Evangelikalen ist seit dem März von 80 auf 62 Prozent gesunken. Auch bei den Katholiken hat er 27 Prozentpunkte eingebüsst. Dazu kommt, dass der sehr einflussreiche Gründer der Christian Coalition, Pat Robertson, den Präsidenten wegen des gewaltsamen Vorgehens der Ordnungskräfte gegen friedliche Demonstranten öffentlich gescholten hat.
Die Kritik des ehemaligen Verteidigungsministers Jim Mattis zeigt ebenfalls Wirkung. Der hoch geachtete ehemalige General der Marines hat Trump vorgeworfen, er sei «der erste Präsident in meiner Lebenszeit, der nicht versucht, das amerikanische Volk zu vereinen – ja nicht einmal versucht, so zu tun».
Verschiedene hohe Militärs teilen inzwischen diese Kritik. Die republikanische Senatorin Lisa Murkowski erklärte gar, sie sei «wahr, ehrlich, nötig und längst fällig» gewesen.
Selbst die Meinungsmacher des «Wall Street Journal» ergreifen Partei für Mattis. In einem redaktionellen Kommentar heisst es:
Eine Niederlage am 3. November wäre für Trump mehr als eine narzisstische Kränkung. Er würde dann wahrscheinlich den Rest seines Lebens vor Gericht oder schlimmstenfalls gar im Gefängnis verbringen, vor allem, wenn auch die beiden Kammern des Kongresses von den Demokraten beherrscht würden. Das ist mittlerweile ein realistisches Szenario geworden.
Mithilfe einer ihm bedingungslos gehorchenden Grand Old Party und einem unterwürfigen Justizminister konnte Trump bisher alles Unheil abwehren. Weder seine dubiosen Finanzgeschäfte mit der Deutschen Bank wurden untersucht noch die Vorwürfe, russisches Geld gewaschen zu haben.
Im Verfahren wegen der Schweigegelder an den Pornostar Stormy Daniels ist Trump nach wie vor ein «nicht angeklagter Mittäter». Der Mueller-Report hält derweil ausdrücklich fest, dass der Präsident nach Ablauf seiner Amtszeit wegen Behinderung der Justiz angeklagt werden könne.
Für Trump steht sehr viel auf dem Spiel. Er wird mit allen Mitteln um den Erhalt seiner Macht kämpfen. Ihm ist ein Staatsstreich zuzutrauen.
Doch werden die Militärs dabei mitmachen? Wohl kaum. Die US-Militärs haben noch nie gegen die eigene Regierung geputscht. Sie haben ein hohes professionelles Ethos, das ihnen eine Einmischung in innere Angelegenheiten des Landes verbietet.
Leider gibt es jedoch auch noch andere Möglichkeiten, Demokratie und Rechtsstaat auszuhebeln.
Wenn Trump wiedergewählt wird, hat er doch die exakt gleichen Probleme einfach 4 später. Gut das wären 4 Jahre weniger Gefängniss ;)
Nein im Ernst, ich kann mir kein Szenario vorstelllen, in dem Trump bis an sein lebensende Präsident bleiben kann, ausser er stirbt vorzeitig. Und ich denke mal selbst Trump rechnet nicht damit.
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