Schweiz
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Zürich, Genf, Basel: Diese 3 Städte sagen dem Auto den Kampf an

ARCHIV ? ZU DEN THEMEN DER EIDGENOESSISCHEN RAETE AN DER HERBSTSESSION VON HEUTE MONTAG, 23. SEPTEMBER 2019, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Autos stauen sich an einem regner ...
Zürich, Genf und Basel wollen den Stadtverkehr reduzieren. Bild: KEYSTONE

Wie diese 3 Schweizer Städte gegen das Auto kämpfen

Der motorisierte Individualverkehr boomt. Doch die rot-grünen Metropolen stehen auf die Bremsen.
11.11.2019, 04:1211.11.2019, 12:15
Pascal Ritter / ch media
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Das Auto war nie beliebter als heute. «Goldener Herbst» jubelt die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure und freut sich über «erneut zweistelliges Wachstum» am Schweizer Automarkt. Bis Ende Jahr wird die Bevölkerung 308'000 neue Autos eingelöst haben.

Es ist ein Zuwachs auf bereits sehr hohem Niveau. Im letzten Jahr waren landesweit 4,6 Millionen Autos unterwegs, mit denen über vierzig Milliarden Kilometer gefahren wurden. Seit dem Jahr 1980 hat sich der Autobestand verdoppelt.

Im Vergleich mit dem öffentlichen Verkehr, dem Velo oder dem Zufussgehen, liegt das Auto klar vorne. Im Auto legt die Bevölkerung nicht nur mit Abstand die weitesten Strecken zurück, sondern verbringt auch im Vergleich am meisten Zeit im Auto. Und dies in erster Linie nicht etwa, um zur Arbeit zu fahren, sondern in der Freizeit.

Diese 3 Städte kämpfen gegen den Individualverkehr

Während das Auto in der Schweiz kaum je beliebter war, kommt es in Schweizer Städten zunehmend unter Druck. Dazu ein paar Beispiele aus der jüngsten Zeit.

Zürich

Zürich ist laut einer Studie nicht mehr die teuerste Stadt der Welt; in puncto Lebensqualität bleibt die Limmatstadt aber top. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE

Die Stadt Zürich will in den nächsten Jahren 770 Parkplätze abbauen, um «Platz für Grün und Velowege zu schaffen», wie der alternative Stadtrat Richard Wolff diese Woche sagte. Damit kündigt die rot-grün-dominierte Stadtregierung den historischen Parkplatzkompromiss mit Bürgerlichen und Gewerblern. Im Jahr 1996 war er zustande gekommen und besagte, dass die Zahl der Parkplätze bei 7700 eingefroren wird. Für jeden abgebauten Parkplatz musste seither ein neuer her. Das ist in Zukunft nicht mehr so.

Genf

Der Städtetourismus hat in der Schweiz im vergangenen Jahr erneut zugelegt. Sehr beliebt bei Touristen ist die Stadt Genf.(Archivbild)
Bild: KEYSTONE

In die Stadt Genf dürfen gewisse Auto-Typen zeitweise gar nicht mehr fahren. Die Autofahrer müssen sich bis im März 2020 einen Kleber an ihrem Gefährt anbringen. Je nach Abgaswerten des Autos ist dieser Kleber grün, violett, gelb, orange, rot oder grau. Steigen in der Stadt die Werte von Feinstaub und Abgasen, werden tagsüber bis zu drei Kategorien aus der Stadt verbannt. Vorbild für das neue Regime ist Paris.

Basel

ARCHIVBILD ZUR ERHEBUNG DER VERKEHRSKOSTEN 2015 DURCH DAS BUNDESAMT FUER STATISTIK - A tram on Marktplatz square in Basel, Switzerland, with the town hall in the background, pictured on April 19, 2016 ...
Bild: KEYSTONE

In der Stadt Basel sollen Benzin- und Dieselautos bis im Jahr 2050 gänzlich von den Strassen verschwinden. Nur noch Elektro- und Wasserstoff-Antriebe dürften dann erlaubt sein. Zudem müssten Autos «flächeneffizient» sein. Das heisst, sie dürfen nicht grösser als nötig sein und müssten immer möglichst voll besetzt unterwegs sein. Allerdings wird hier die Stimmbevölkerung noch ein Wörtchen mitreden.

So sah es früher aus

Diese neuen Massnahmen werden einen Trend verstärken, der in den letzten zwei Jahrzehnten angerollt ist. Links regierte Städte verabschieden sich vom Auto. Es ist das Ende einer grossen Liebe. Denn früher waren es die Städter, die am häufigsten hinter dem Steuer sassen. Im Jahr 1970 stand der Stadtkanton Genf einsam an der Spitze der autoverrücktesten Kantone. Dafür reichte es damals aus, dass etwas mehr als jeder dritte Genfer ein Auto besass. Mitte der Neunziger hatte schon jeder zweite ein Auto, nun zog aber der Bergkanton Wallis an den Genfern vorbei. Und seit der Jahrtausendwende haben auch die Aargauer mehr Autos pro Person.

Und heute?

Heute nimmt Genf auf der Motorisierungsrangliste den zweitletzten Platz ein. Nur noch der Stadtkanton Basel hat weniger Autos. Die autofreien Haushalte sind mittlerweile in der Mehrheit und nur noch 341 von 1000 Einwohnern besitzen ein Auto.

Die Folgen

Der Ausschluss des Autos führt zu politischen Konflikten. So wollte der Zürcher SVP-Nationalrat Gregor Rutz den Gemeinden verbieten, wegen Lärms Verkehrsachsen auf Tempo 30 zu reduzieren. Im Nationalrat fand er damit eine Mehrheit. Der Ständerat versenkte die Vorlage aber. Im nun grüneren Parlament hätte der Vorstoss nun wohl keine Chance mehr.

Die Zeiten, in denen man noch auf dem Bundesplatz parkieren konnte, werden wohl so schnell nicht zurückkehren.

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268 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roboter
11.11.2019 05:32registriert Januar 2014
Die Überschrift suggeriert die Städte würden sich neu gegen das Auto wenden. Dabei wird der Kampf doch seit Jahrzehnten geführt. Beispiel Zürich, der jetzt beendete Kompromiss war damals schon Teil des Kampfes gegen das Auto und seither wird jedes Jahr eine Schippe draufgelegt. In Zürich regieren SP und Grüne seit bald dreissig Jahren. Das einzige was mit den Anti Auto Aktionen erreicht wurde ist eine totale Gentrifizierung. Günstiger Wohnraum wurde vernichtet und die Stadt mit neuen pseudolinken Spiiessern geflutet, die Stadt ist so bünzlig wie noch nie.
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Oberländer_SMS
11.11.2019 06:03registriert August 2019
Man sucht heute schon lange einen Parkplatz in Zürich. Wenn es bald noch weniger gibt fährt man noch länger im Kreis.... Ich weiss nicht was daran umweltfreundlich sein soll..
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Schso
11.11.2019 04:34registriert April 2017
Beim Bild von Züri ist wohl etwas falsch gelaufen ... oder bin ich schon besoffen und sehe doppelt ?🤣
12611
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268
So mies wird das Wetter am Wochenende, aber wir hätten da ein paar Ideen für dich

Die Badehose war schon entstaubt, der Grillplatz gereinigt. Und nun kommt doch der Winter zurück. Die Schweiz hat gerade mit Minimaltemperaturen um den Gefrierpunkt zu kämpfen. Der April zeigt sich also wieder von seiner widerspenstigen Seite.

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