Die USA gedachten am Samstag den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Zur Trauerfeier an der heutigen Gedenkstätte in New York kamen neben Präsident Biden und First Lady Jill Biden auch zahlreiche Angehörige von Opfern sowie Überlebende. Auch die ehemaligen Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton waren mit ihren Ehefrauen anwesend.
Die nationale Einheit sei die grösste Stärke der Vereinigten Staaten, hatte der US-Präsident anlässlich des Gedenkens bereits im Vorfeld per Videobotschaft gesagt. In den Tagen nach den Anschlägen sei heldenhaftes Handeln, Widerstandskraft und «ein wahres Gefühl der nationalen Einheit» demonstriert worden. Ex-Präsident Obama sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und gedachte den damaligen Einsatzkräften und dem US-Militär. Der Mut des Militärs in den vergangenen 20 Jahren habe auch geholfen, Bin Laden zur Strecke zu bringen. Obama war Präsident, als eine Spezialeinheit des Militärs den damaligen Al-Kaida-Chef in Pakistan tötete.
Auch am Pentagon und der Absturzstelle in Shanksville fanden am Samstag Trauerveranstaltungen statt. In Pennsylvania nahm auch George W. Bush teil, der am 11. September US-Präsident war. Es sei ein Tag extrem gemischter Gefühle gewesen, sagte Bush bei einer Ansprache. Es habe Entsetzen geherrscht «angesichts des Ausmasses der Zerstörung» und «der Kühnheit des Bösen», gleichzeitig habe es wegen des Heldenmutes der Einsatzkräfte, des Militärs und der plötzlichen Solidarität und gegenseitigen Hilfe unter Amerikanern «Dankbarkeit» und «Ehrfurcht» gegeben. «Wir waren stolz auf unser verwundetes Land.»
George W Bush on 9/11: "We have seen growing evidence that the dangers to our country can come not only across borders but from violence that gathers within ... they are children of the same foul spirit and it is our continuing duty to confront them." pic.twitter.com/TGvHoCbjJV
— Aaron Rupar (@atrupar) September 11, 2021
Bemerkenswert an der Ansprache von Bush waren die Parallelen, die er zwischen den Anschlägen vom 11. September und dem Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021 zog. Ein wütender Trump-Mob stürmte damals das Herz der US-Demokratie, wobei mehrere Menschen ums Leben kamen.
«Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass die Gefahren für unser Land nicht nur vom Ausland ausgehen, sondern auch von der Gewalt, die sich innerhalb des Landes entwickelt», sagte Bush. «Es gibt kaum kulturelle Überschneidungen zwischen gewalttätigen Extremisten im Ausland und gewalttätigen Extremisten im Inland. Aber in ihrer Verachtung des Pluralismus, in ihrer Missachtung des menschlichen Lebens, in ihrer Entschlossenheit, nationale Symbole zu schänden, sind sie Kinder desselben bösen Geistes.»
Bush distanzierte sich damit nicht nur deutlich vom Trump-Mob, sondern auch von weiten Teilen der Republikanischen Partei, der er selber angehört. Viele Exponenten der Grand Old Party tun sich nach wie vor schwer, die Geschehnisse vom 6. Januar zu verurteilen.
Trump selber sagte im Nachgang zum Sturm aufs Kapitol, dass dies «sehr friedliche Leute» gewesen seien. «Die Liebe in der Luft, so etwas habe ich noch nie gesehen.»
Den 20. Jahrestag der Anschläge nutzte Trump, um seinen Nachfolger zu kritisieren. Bei seinem Abzug aus Afghanistan habe Biden ausgesehen wie ein «Dummkopf», so der ehemalige Präsident. «Wir werden Schwierigkeiten haben, uns von der Peinlichkeit zu erholen, die diese Inkompetenz verursacht hat.»
Dass man sich auch über die Parteigrenzen hinweg respektieren kann, zeigte am Samstag Biden. «Präsident Bush hat heute eine sehr gute Rede gehalten», sagte der demokratische Präsident. (cma/sda)
Hat der Bush doch noch Mal etwas richtiges gesagt