Drei Jahre ist es her. Da pumpte sich Kylie Jenner, 17, erstmals so richtig in unsere Aufmerksamkeit. Es war die Lippe, bitte! Kylie Kristen Jenner, Tochter von Kris und Bruce – der im gleichen Jahr sein Coming-out als Caitlyn hatte –, war plötzlich «der Mund». Beziehungsweise «die Challenge».
Ihr Schnabel galt als Adel und eine Seuche ging um unter den Teenage-Girls unseres Planeten: Sie saugten sich in Gläsern und Flaschen fest, liessen ihre Lippen im entstehenden Vakuum anschwellen, um Kylie möglichst schnell möglichst ähnlich zu sehen. Groteske Folgen waren zu beobachten. Ärzte liefen Sturm. Lippenschutzorganisationen protestierten.
Und dann wars auch schon wieder vorbei. Beziehungsweise wurde viel besser. Denn Kylie gründete flugs eine Kosmetikmarke. Zuerst nur für Lippen. Dann auch für den Rest. In den letzten 12 Monaten hat sie damit 166,5 Millionen Dollar verdient. Mehr als jede andere Frau auf der Welt, die ihr Leben im sogenannten Unterhaltungsbereich verbringt, also in den Disziplinen Sport, Kultur oder auch einfach nur Berühmtsein ihr Geld macht.
Quelle: «Forbes». Dies sind übrigens alle Frauen, die sich unter den Top 100 der bestverdienenden Celebrities befinden.
Mit Entsetzen entdecken wir: Drei der 15 platzierten Damen stammen aus dem Jenner-Kardashian-Clan. Kylie, ihre Halbschwester Kim und die gemeinsame Mutter Kris. Also gut ein Fünftel. Eine Dynastie operativ optimierter Amazonen unter dem Leitstern des grossen «K» wie «Kapitalismus» setzt sich durch. Unerbittlich. Überall.
Und was beginnt ebenfalls mit K? Genau, Kosmetik. Ein noch immer boomender Wirtschaftszweig. Logisch: Je mehr soziale Medien, je mehr Abbild-Möglichkeiten, desto mehr Maskerade vermeintlicher Makel.
Selbst in den Hörsälen der Uni Zürich werden zunehmend Kardashian-Jenner-Klone gesichtet: Junge Frauen mit geglättetem schwarzen Haar, heavy konturiertem Gesicht und mehreren auffallend ausgeprägten Körperteilen. Wie macht man das? Gibt es dafür Turnübungen? (Keine Ahnung.) Spritzen? (Unter anderem. Ja. Eigenfett.)
Kylies Gesamtvermögen beträgt übrigens schon brutale 900 Millionen Dollar. Womit sie jetzt schon der reichste Mensch im Clan ist. Neben der Kosmetik hat sie ihr Geld durch Werbung, ihre Modelinie mit Schwester Kendall und ihre Rolle in «Keeping up with the Kardashians» und anderen Reality-TV-Formaten (der Geburt ihrer Tochter Stormi zum Beispiel) eingenommen.
Und: Sie ist immer noch erst 20 Jahre alt. Ihre Lippen hat sie sich inzwischen wieder abpumpen lassen. Den Rest nicht.
Quelle: «Forbes». Roger Federer ist mit 77,2 Mio Dollar die Nummer 23 unter den bestverdienenden 100.
Wenn Kylie Jenner also am 10. August 2018 in das Alter kommt, in dem man sich auch in den USA endlich legal betrinken kann, ist sie nicht mehr weit von ihrer ersten Milliarde entfernt. «Forbes» feiert sie deshalb auf ihrem August-Cover schon mal als «jüngste zukünftige Selfmade-Milliardärin aller Zeiten».
Was erstens alle nervte, die ihre Karriere tatsächlich selbst gemacht und nicht auf der goldenen Plattform eines medial superpräsenten Familienunternehmes entfalten konnten. Und zweitens den Komiker Josh «The Fat Jewish» Ostrovsky dazu brachte, zum Crowdfunding für Kylie aufzurufen, damit sie die Milliarde schneller auf sicher hätte.
Kim bringt übrigens schon ihrer 5-jährigen Tochter North bei, sich mit Kylie-Kosmetik zu schminken. Der Irrsinn wird immer jünger. Und apropos Tochter: Wieso etwa nennt man in Zeiten von Pornstar Stormy Daniels seine Tochter Stormi? Aus Sympathie? Weil Porno einfach ein geiler Style ist?
Kris Jenner nervt sich fürchterlich: Stormi wurde von ihr schon als Name für ein mögliches zukünftiges Markenpatent angemeldet, lang bevor die Enkelin zur Welt kam. Doch dann kam Stormy. Jetzt muss die Oma halt hoffen, dass Letztere sich nicht plötzlich für eine Karriere in Mode, Kosmetik oder Reality entscheidet und der Sturm vorbeizieht.