Ein Sprühstoss in die Nase und die Impfung ist erledigt. Diese Methode ist keinesfalls neu. Gegen Influenza-Viren gibt es bereits Nasenspray-Impfstoffe, die sehr gut funktionieren. Seit 2012 sind sie für Kinder und Jugendliche zugelassen.
Nun werden auch gegen Corona Impfstoffe entwickelt, die über die Nase verabreicht werden sollen. Forscher aus Finnland etwa stehen mit ihrem Mittel kurz vor den klinischen Studien, nachdem dieses bei Tierversuchen überzeugen konnte. Laut der Impfstoff-Datenbank der WHO verfolgen momentan mindestens fünf Hersteller einen nasalen Ansatz.
Auch in Deutschland forschen Wissenschaftler seit einiger Zeit an einem Nasalimpfstoff gegen Corona. An der Uniklinik Tübingen entwickelt Professor Ulrich Lauer zusammen mit einer Forschungsgruppe den nasalen Covid-19-Impfstoff «vir4vac».
Im sächsischen Radebeul bei Dresden arbeitet das Pharmaunternehmen Ribboxx Pharmaceuticals ebenfalls an einem Corona-Impfstoff für die Nase, wie der MDR berichtet. Die Entwicklung ist offenbar schon vergleichsweise weit. Der Nasenspray könne bei vier Grad Celsius Kühlschranktemperatur bis zu drei Jahre lang gelagert werden. Es fehle noch die Finanzierung, aber dann könnte die klinische Studie beginnen, sagte Geschäftsführer Jacques Rohayem dem MDR.
Professor Lauer vom Universitätsklinikum Tübingen erklärte bereits im Sommer 2020 in einem Interview mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung», dass ein Corona-Nasenspray durch den Einsatz im Nasen-Rachenraum eine sehr gute Möglichkeit wäre, sogenannte Superspreader «unschädlich» zu machen: «Mit einem Impfstoff per Nasenspray kann möglicherweise die Anzahl an ‹Superspreadern›, die besonders viele andere Menschen anstecken, auf null reduziert werden.» Der Grund: Durch die Impfung per Spray könnten sich im Nasen-Rachenraum weniger Viren halten und somit nicht grösser verbreitet werden.
Ausserdem hätten viele Menschen Angst vor Spritzen, wenn aber ein Nasenspray zur Verfügung stünde, müsse niemand mehr gepikt werden, so Lauer. Hinzu kommt, dass die Sprays deutlich günstiger und einfacher anzuwenden sind – und damit auch in weniger entwickelten Gegenden flächendeckend einsetzbar wären.
So schnell werden Impf-Nasensprays gegen Covid-19 wohl aber nicht zur Verfügung stehen. Die Forschung und Entwicklung dazu seien Lauer zufolge aufwändiger als bei per Spritze verabreichten Impfstoffen. Auch spätere Studien können Jahre dauern und dann müssten die Wirkstoffe erst einmal durch den Zulassungsprozess. «Wir werden ungefähr zwei bis zweieinhalb Jahre brauchen, bis wir einen ersten Menschen probeweise impfen können. In vier Jahren könnte unser Impfstoff fertig sein», kündigte Professor Lauer 2020 im Interview an.
Geforscht am Nasalimpfstoff wird aber beispielsweise auch in den USA, in Hong Kong oder Frankreich. Und um das beste beider Welten zu bekommen, gibt es Anstrengungen, Impfungen zu entwickeln, die sowohl gespritzt als auch geschnupft werden. Das Razi Vaccine & Serum Research Institut im Iran befindet sich gerade in einem Phase-1-Test für eine Kombi-Impfung.
Wie bei der herkömmlichen Impfung per Spritze könnte es auch beim Nasalimpfstoff schneller gehen, als zunächst gedacht.